Thea Rasche schaut mit mehreren Männern in Fliegermontur in die Luft

"The Flying Fräulein" aus Essen - Die Abenteuer der Thea Rasche

Stand: 30.04.2020, 16:05 Uhr

New York, Juli 1927: Über der Freiheitsstatue dreht ein Flugzeug spektakuläre Loopings. Am Steuer: eine Frau. Thea Rasche aus Essen, die von den Amerikaner nur als "The Flying Fräulein" gefeiert wird. Nicht nur in der Luft überwindet sie große Schwierigkeiten.

Thea Rasche winkend im offenen Flugzeug beim Start

Aufbruch in die Neue Welt: Thea Rasche macht sich 1927 mit ihrem "Flamingo" auf, die USA wie im Fluge zu erobern.

Es ist die Geschichte einer wagemutigen Frau, die der WDR in einer neuen Dokumentations-Reihe über Abenteurer aus NRW erzählt: Als Tochter des Direktors der Essener "Actienbrauerei" soll Thea Rasche eigentlich schnell einen angemessenen Ehemann finden. Aber sie zieht lieber von Flugschau zu Flugschau und stiehlt den Männern die Show. Ihr Vater tobt, arrangiert eine Hochzeit – die Thea Rasche eine halbe Stunde vor dem standesamtlichen Termin platzen lässt. Jetzt steht sie ohne die Unterstützung des Vaters finanziell vor dem Nichts. Aber sie will fliegen, nicht Hausfrau sein.

Nach der Bruchlandung geht es einfach weiter

Thea Rasche vor ihrem im Wasser liegenden Flugzeug

Bruchlandung im Hudson bei New York: Pilotin Thea Rasche bleibt unversehrt, ihr geliebter "Flamingo" konnte nicht gerettet werden.

Das Können der ersten deutschen Kunstpilotin spricht sich sogar bis nach Amerika herum. Und so reist Thea Rasche samt Flugzeug über den Atlantik, fliegt kunstvolle Figuren über New York, lässt sich bei ihren Touren durch das ganze Land feiern, übersteht Bruchlandungen – und sie wirbt dafür, dass mehr junge Frauen das Fliegen lernen. Eine Provokation. Aber sie findet Gleichgesinnte, Pilotinnen, die 1929 das erste reine Frauen-Flugzeugrennen der Welt veranstalten

Zwei junge Frauen in einem offenen Doppeldecker-Flugzeug

Rundflug über New York: Thea Rasche (hinten) kann sich vor flugbegeisterten Fans kaum retten.

Thea Rasche und Clarence Chamberlin

Flieger-Freundschaft: Der Atlantik-Überquerer Clarence Chamberlin wird in den USA zu Thea Rasches wichtigstem Vertrauten.

Drei junge Frauen auf einer 20er Jahre Fotografie, davon zwei mit Fliegerhauben

Drei Frauen starten durch: Thea Rasche (Mitte) gehörte neben Liesl Bach (rechts) und Elly Beinhorn zu den Stars der Fliegerszene nach dem Ersten Weltkrieg.

Treffen mit dem amerikanischen Präsidenten

Und nicht nur das: Ihre Ausnahmestellung als deutsche Pilotin ermöglicht ihr, das "Who is Who" der amerikanischen Gesellschaft kennenzulernen. Persönlichkeiten wie den ersten Atlantik-Flieger Charles Lindbergh, US-Präsident Calvin Coolidge und Eleonore Roosevelt, Ehefrau des nachfolgenden Präsidenten.

Gruppenbild aus den zwanziger Jahren mit Frauen

Der "Ninety-Nines" Club: die erste Vereinigung von Pilotinnen in den USA. Die Flugpionierin Thea Rasche aus Essen (2. Reihe, 4. von links) gehörte als einzige Ausländerin zu den Gründungsmitgliedern.

Ihre Berühmtheit sollte Thea Rasche in den 30er Jahren ermöglichen, sich noch in Zeiten der Naziherrschaft als internationale Friedensbotschafterin einzusetzen. Die Fliegerei verbindet – das will Thea gerade als Deutsche zeigen.

Friedensbotschafterin aus NRW

Historisches Flugzeug in der Luft

Für die Dokumentation wurden mit einem historischen Flugzeug die Stunts von Thea Rasche nachempfunden.

Die WDR-Dokumentation "The Flying Fräulein" aus Essen - Die Abenteuer der Thea Rasche ist das Porträt einer Frau, die sich nicht unterkriegen lässt. Experten aus Nordrhein-Westfalen und USA spüren ihrem Freiheitsdrang nach. Mit spektakulären Flugbildern und zum Teil nicht gezeigten Original-Aufnahmen aus amerikanischen Archiven wird ein abenteuerliches Kapitel nordrhein-westfälischer Geschichte lebendig.

Ein Film von: Christopher Gerisch und Annika Seemann
Redaktion: Lena Brochhagen, Christiane Mausbach, Barbara Schmitz