Ein Kölner Baron auf Schatzsuche

Die Orient-Abenteuer des Max von Oppenheim

Stand: 08.01.2016, 10:47 Uhr

Im November 1911 rückt der Kölner Bankierssohn Max von Oppenheim mit 1000 Kamelen, 21 Tonnen Gepäck, seinem Diener und einem Privatkoch in die Wüste vor. Er will im Norden des heutigen Syriens einen Schatz heben, der ihn weltberühmt machen soll.

Es ist die Geschichte einer spektakulären Entdeckung, die der WDR in einer neuen Dokumentations-Reihe über Abenteurer aus NRW erzählt: Max von Oppenheim findet mitten in der Wüste tonnenschwere Steinfiguren: Basalt-Sphinxe und rätselhafte "Skorpionvogelmänner". Unter dem Hügel "Tell Halaf" liegt ein Palast aus biblischer Zeit begraben. Ein Jahrhundertfund.

Karriere in der Bank – das war nichts für ihn

Die Pyramiden von Gizeh

Dreharbeiten auf den Spuren von Max von Oppenheims – die Pyramiden von Gizeh.

Ursprünglich sollte Max von Oppenheim die Geschäfte der familieneigenen Bank übernehmen – doch ihn interessieren der Orient, die Forschung und das Abenteuer. Er lernt Arabisch, studiert bei Beduinen die Sitten und Bräuche des Orients und wird schließlich Attaché am deutschen Generalkonsulat in Kairo, wo er eine Villa mit Gärtner, Dienern und einem Harem bezieht. Er nimmt sich nach islamischer Sitte "Frauen auf Zeit" und veranstaltet Feste wie aus Tausendundeiner Nacht.

Ausgrabungen bei Kaviar und Kotelett

Der Kopf der "Thronenden Göttin" wird freigelegt

Der Kopf der "Thronenden Göttin" wird freigelegt.

Als Gastgeber genießt er einen legendären Ruf – doch seine diplomatischen Erfolge sind spärlich. Der Zufall führt ihn auf die Spur der seltsamen Steinfiguren an der türkisch-syrischen Grenze und Oppenheim lässt sich auf das Abenteuer seines Lebens ein. Er trotzt Räubern, der mörderischen Hitze und gräbt mit Hilfe von Archäologen die biblische Stadt "Gozan" mit einer gigantischen Tempelanlage aus. Neben der Grabung errichtet er eine luxuriöse Unterkunft mit Telefon und Teppichen, lässt Fachinger Wasser importieren und am Ostersonntag Kaviar und Kotelett servieren.

Zerstörung und Auferstehung


Der Erste Weltkrieg unterbricht das archäologische Großprojekt. Oppenheim versucht, wieder zurück im diplomatischen Dienst, die Araber gegen die feindlichen Engländer und Franzosen aufzuwiegeln. Doch der Plan misslingt. Deutschland verliert den Krieg und Oppenheim sein Vermögen. Aber er sammelt erneut Geld und schafft es tatsächlich, einen Teil seiner Funde nach Deutschland zu bringen. Doch im Zweiten Weltkrieg zerstört eine alliierte Phosphorbombe die Statuen aus dem Morgenland. Vom Lebenswerk Oppenheims bleiben 27.000 zum Teil nur daumengroße Bruchstücke im Keller des Pergamon-Museums übrig. Doch auch diese Katastrophe lässt Oppenheim nicht verzweifeln. "Kopf hoch, Mut hoch und Humor hoch!" war sein Lebens-Motto. 


Ausgrabungsstätte mit freigelegter Figur in der Mitte

Sensationsfund am Tell Halaf: die "Thronende Göttin".

Max von Oppenheim stirbt 1946. Ein halbes Jahrhundert später sind in einer beispiellosen Puzzlearbeit 30 Statuen wieder auferstanden – das Vermächtnis eines unerschrockenen Abenteurers.

Ein Film von Jens Nicolai
Redaktion: Christiane Mausbach, Lena Brochhagen