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Grafik: Karte der Besatzungszonen nach dem 2. Weltkrieg

"Operation Hochzeit": Die Beteiligten

Stand: 28.07.2016, 13:47 Uhr

Als die Region an Rhein und Ruhr 1945 in Trümmern lag und die Briten als Besatzungsmacht das Kommando übernahmen, war noch offen, was daraus werden sollte. Mitten in ihrer Zone lag jetzt das Ruhrgebiet – und dafür interessierten sich auch die anderen Alliierten, wollten mitreden, mitkontrollieren, wollten Zugriff auf Kohle und Stahl. Briten, Franzosen und deutsche Politiker hatten damals sehr unterschiedliche Ideen, was aus unserer Region werden sollte ...

Die Briten

Die Begeisterung der Briten, das Ruhrgebiet zugeteilt bekommen zu haben, währte nicht lange. Das Ruhrgebiet war ein einziger großer Schutthaufen, und statt Gewinne und Reparationen  für Großbritannien herauszuziehen zu können, mussten die Briten hineinbuttern. So hatten sie sich das nicht vorgestellt …

sw-Portrait: Bernard Law Montgomery

Der britische Kriegsheld Bernard Law Montgomery war bis Januar 1946 Militärgouverneur der britischen Besatzungszone.

Der britische Kriegsheld Bernard Law Montgomery war bis Januar 1946 Militärgouverneur der britischen Besatzungszone.

Clement Attlee galt als antideutsch – aber eine komplette Demontierung Deutschlands, wie von einigen gefordert, lehnte er aus ganz pragmatischen Erwägungen ab.

Ernest Bevin wollte vor allem das Ruhrgebiet, das die alte Grenze zwischen Rheinland und Westfalen mitten durchtrennte, zusammen lassen. Er wollte deshalb das Ruhrgebiet als eine Verbindung zwischen dem Norden der alten Rheinprovinz und Westfalen.

Je deutlicher wurde, dass die Sowjets von Partnern zu Gegnern in einem Kalten Krieg wurden, desto wichtiger wurde Sholto Douglas ein starkes Westdeutschland als Schutz gegen den Kommunismus. Eine Abspaltung des Ruhrgebiets und damit Einfluss der Sowjets auf ein gemeinsam kontrolliertes Ruhrgebiet lehnte er deshalb strikt ab. Dann lieber die große Lösung: Das Ruhrgebiet als Teil eines neuen, westdeutschen Bundeslandes.

John Burns Hynd war gegen die Gründung eines großen Landes Nordrhein-Westfalen: Zu mächtig, da könnte ein neues, aggressives Preußen draus werden. Er fand zwei separate Länder die bessere Lösung: Nordrhein-Ruhrgebiet. Und Westfalen.

Brian Robertson ist der eigentliche Gründungsvater NRWs. Er wusste: Ohne Kohle und Stahl aus dem Ruhrgebiet kann man Deutschland nicht wieder aufbauen. Und ohne Lebensmittel aus Westfalen kann man das Ruhrgebiet nicht versorgen. Deshalb lehnte er alle Abspaltungspläne für das Ruhrgebiet ab und plädierte für die Gründung eines neuen Landes. Seine Argumente haben am Ende überzeugt.

William Asbury war verantwortlich für die Wahl des Westfalen Rudolf Amelunxen zum ersten Ministerpräsidenten NRWs. Ein kluger Schachzug: Amelunxen war eigentlich gegen die Verbindung seines Westfalen mit dem Rheinland – aber als Ministerpräsident würde er dafür und nicht dagegen arbeiten. Asbury war auch an der Eingliederung des Freistaates Lippe in das neue Bundesland beteiligt.

Die Franzosen

Die Franzosen wünschten sich ein französisches "Rhenania".

sw-Portrait: Der französiche Außenminister George Bidault

Für den französischen Außenminister George Bidault und Charles de Gaulle war der Rhein eine Sicherheitsgrenze. Dreimal seit 1870 hatte Deutschland Frankreich mit Krieg überzogen, das sollte nie wieder geschehen.

Für den französischen Außenminister George Bidault und Charles de Gaulle war der Rhein eine Sicherheitsgrenze. Dreimal seit 1870 hatte Deutschland Frankreich mit Krieg überzogen, das sollte nie wieder geschehen.

General Charles de Gaulle, Chef der provisorischen französischen Regierung, forderte die ganze Rheinprovinz, die er von Deutschland abspalten wollte - also auch den nördlichen Teil der britischen Zone von Köln bis Aachen. Französische Truppen sollten die Kontrolle über das Gebiet erhalten, "Rhenania" sollte es heißen.

Die Deutschen

Auch auf Seiten deutscher Politiker gab es unterschiedliche Ideen.

sw-Portrait: Kurt Schumacher

Kurt Schumacher, SPD-Vorsitzender und ehemaliger KZ-Häftling, hielt den Zusammenschluss von nördlicher Rheinprovinz und Westfalen für eine nationalpolitische Katastrophe. Er fürchtete, dass es zu einer Aufteilung Deutschlands kommen könnte und fand deshalb einen starken Zentralstaat die richtige Lösung für Deutschland. Ein Bundesland NRW wäre viel zu stark, separatistische Tendenzen könnten aufkommen. Schockiert erfuhr er, dass alles längst entschieden war.

Kurt Schumacher, SPD-Vorsitzender und ehemaliger KZ-Häftling, hielt den Zusammenschluss von nördlicher Rheinprovinz und Westfalen für eine nationalpolitische Katastrophe. Er fürchtete, dass es zu einer Aufteilung Deutschlands kommen könnte und fand deshalb einen starken Zentralstaat die richtige Lösung für Deutschland. Ein Bundesland NRW wäre viel zu stark, separatistische Tendenzen könnten aufkommen. Schockiert erfuhr er, dass alles längst entschieden war.

Hermann Pünder unterstützte als geborener Westfale und Oberbürgermeister Kölns die Idee einer Verbindung von Nordrhein und Westfalen. Er befürchtete, Westfalen könnte geteilt werden und der Ostteil Westfalens an Hannover und das neu gegründete Niedersachsen gehen. Das aber wollte er auf keinen Fall.

Ganz bewusst wählten die Briten den Westfalen Rudolf Amelunxen (l., mit dem britischen Militärgouverneur William Asbury) zum ersten Ministerpräsidenten NRWs. In dieser Funktion würde er sich für das neue Land einsetzen. Die Rheinländer bekamen dafür mit Düsseldorf die Landeshauptstadt.