Härtefall Haut - was tun, wenn es juckt und schuppt?

Doc Esser 14.09.2023 44:24 Min. UT Verfügbar bis 12.10.2024 WDR

Doc Esser – Der Gesundheits-Check

Härtefall Haut – was tun, wenn es juckt und schuppt?

Stand: 14.09.2023, 12:00 Uhr

Trockene Haut ist weiter verbreitet als gedacht. Sie reißt schnell ein und reagiert empfindlich auf Kälte oder auch Wärme. Mindestens ein Drittel der Bevölkerung leidet darunter. Besonders in der kühleren Jahreszeit verschlimmern sich viele Hautprobleme. Doc Esser klärt, was bei trockener, juckender Haut hilft – und wie zum Beispiel auch Neurodermitis-Patienten wieder an Lebensqualität gewinnen können.

Trockene Haut: Noch normal oder schon problematisch?

Zu wenig Fett und zu wenig Feuchtigkeit, das ist das Kernproblem von trockener Haut. Das ist nicht nur unangenehm für Betroffene, sondern hat auch weitreichende gesundheitliche Folgen. Wir sind weniger geschützt vor Krankheitserregern, UV-Strahlung, aber auch vor Verletzungen. Auch die Fähigkeit zur Regulation der Temperatur oder des Wasserhaushaltes kann dann gestört sein.

Auf dem Bild sieht man eine trockene Hand.

Trockene Haut erkennen wir daran, dass sie sich rau oder spröde anfühlt. Sie kann dann spannen, jucken und sich schuppen. Ein Warnsignal sind auch gerötete Stellen. Trockene Haut kann außerdem schneller rissig werden und auf Temperaturreize wie Wärme oder Kälte stärker reagieren. Außerdem neigt sie stärker zur Faltenbildung. Das alles macht sie anfälliger für Entzündungen.

Verursacht wird trockene Haut durch äußere Einflüsse, biologische Faktoren, aber auch bestimmte Erkrankungen.

Äußere FaktorenBiologische FaktorenErkrankungen
UV-StrahlungAlterInternistische Erkrankung
z.B. Diabetes mellitus
Temperaturwechsel bzw. extreme TemperaturenImmunstatusHauterkrankungen
z.B. Schuppenflechte oder Neurodermitis
UmweltgifteHormonstatus
StressGenetische Veranlagung
Medikamente
Verletzungen
Häufige Anwendung von entfettenden Dusch- und Badezusätzen
Häufiger Kontakt mit Wasser
Ernährung

Während Betroffene mit leicht trockener Haut meist keine Symptome haben, kann eine stärkere Ausprägung der trockenen Haut zu Spannungsgefühl und Juckreiz führen.

Wer von Natur aus eine trockene Haut hat, der kann meist mit fett- und feuchtigkeitsspendenden Pflegeprodukten gegensteuern. Das gleiche gilt für alle, die nur wetterbegingt kurzzeitig unter trockener Haut leiden – oder altersbedingt eine trockenere Haut bekommen.

Unter Umständen ist aber der Weg zum Hautarzt notwendig:

  • wenn die Symptome schon länger anhalten und durch Pflegeprodukte keine wesentliche Besserung eintritt
  • wenn die Haut ohne erkennbaren Grund trocken wird
  • wenn sich schuppende, gerötete oder stark juckende trockene Hautstellen entwickeln oder sie sogar erkennbar entzündet sind

Gerade Juckreiz gehört bei Betroffenen zu den unangenehmsten Symptomen. Gibt man ihm nach, werden durch wiederholtes Kratzen Hautstellen auf- und blutig gekratzt. Dadurch steigt wiederum die Gefahr von weiteren Entzündungen. Juckreiz ist nicht nur schmerzlich, das permanente Bedürfnis, sich zu kratzen, ist vor allem in der Öffentlichkeit eine extreme Belastung und schränkt die Lebensqualität deutlich ein. Juckreiz ist die häufigste und typischste Begleiterscheinung bei trockener Haut, aber auch bei Hauterkrankungen wie Neurodermitis.

Welche Pflegeprodukte können helfen?

Welche Pflegeprodukte Betroffene mit trockener Haut helfen können, hängt von verschiedenen Faktoren ab und lässt sich nicht pauschal sagen, denn jede Haut ist anders. Mithilfe einer Hautanalyse beim Dermatologen kann zunächst die individuelle Hautbeschaffenheit geklärt werden. Doch auch danach müssen viele Pflegeprodukte einfach ausprobiert werden, um zu testen, wie die Haut auf die Kombination der jeweiligen Inhaltsstoffe reagiert.

Allgemein gilt: In den kalten Monaten braucht die Haut eher fettende Pflegeprodukte, in den warmen Sommermonaten helfen dagegen eher Feuchtigkeit spendende Produkte. Achten Sie generell auf den pH-Wert. Unsere Haut selbst hat einen pH-Wert von 4,5 – 5,5 und ist somit leicht sauer. Für die Pflege sind in der Regel (haut-)neutrale Produkte am besten geeignet – das heißt Produkte mit einem pH-Wert von etwa 5,5 bis maximal 7.

Neurodermitis (atopisches Ekzem)

Auf dem Bild sieht man einen Arm mit Neurodermitis (atopisches Ekzem).

Zu den häufigsten Hauterkrankungen gehört die Neurodermitis – auch ‚atopisches Ekzem‘ oder ‚endogenes Ekzem‘ genannt. Neurodermitis ist eine chronische, nicht infektiöse Hauterkrankung. Auch hier leiden Betroffene an trockener Haut. Bei den auftretenden Ekzemen handelt es sich dabei meist um eine allergische (atopische) Reaktion – verbunden mit einem oft deutlich stärker ausgeprägten Juckreiz, der oft auch nachts anhält und damit die Schlafqualität gravierend beeinträchtigen kann. Ein weiterer Unterschied: Während trockene Haut überall am Körper auftreten kann, sind bei Neurodermitis bei Jugendlichen und Erwachsenen vor allem die Ellenbogen und Innenseiten der Oberarme, der Nacken und Kniekehlen betroffen, in einigen Fällen auch Gesicht und Kopfhaut.

Die meisten Betroffenen leiden im Säuglingsalter oder in der Kindheit an Neurodermitis. Häufig klingt die Erkrankung bis zur Pubertät ab, doch etwa 20 - 30 % der betroffenen Menschen leiden auch darüber hinaus an den juckenden Ekzemen. Und auch als Jugendlicher oder als Erwachsener kann man noch an Neurodermitis erkranken. Die Erkrankung ist wiederkehrend. Es gibt Phasen, in denen Betroffene fast symptomfrei leben können – gefolgt von akuten Phasen, in denen die Betroffenen unter den „Schüben“ leiden.

Therapieoptionen bei Neurodermitis

Auch wenn Neurodermitis nicht heilbar ist: mit der passenden Therapie können die meisten Betroffenen weitestgehend ein Leben ohne Einschränkungen führen. Genau wie bei einer trockenen Haut muss die Therapie für Neurodermitis individuell erfolgen. Was bei einem Patienten sofort anschlägt, kann bei einem anderen Patienten ohne Wirkung bleiben. Für die Therapie müssen Hautzustand, Alter und Akuität (also wie schnell und ausgeprägt die Krankheit verläuft) berücksichtigt werden. Aufgrund dieser Daten entscheidet der Dermatologe, welche der folgenden Therapien infrage kommt.

  • Basistherapie: Als Basistherapie sollte eine konsequente Rückfettung betrieben werden. Hierzu können Salben mit einem höheren Fettanteil verwendet werden. Zudem können rückfettende Dusch-Öle und Ölbäder für die Hautreinigung verwendet werden. Der Zusatz von Harnstoff (Urea) fördert die Bindung der Feuchtigkeit; er sollte vor allem dann verwendet werden, wenn es keine offenen Stellen auf der Haut gibt, da er ansonsten ein Brennen verursachen kann.
  • Akute antientzündliche Therapie: Bei einer antientzündlichen Therapie werden lokale Glukokortikoide angewendet. Einer von vielen Wirkstoffen aus der Gruppe der Glukokortikoide ist das Kortison. Eine antientzündliche Therapie sollte nicht abrupt beendet werden, ansonsten droht ein direkter Rückfall. Um ein sofort wiederkehrendes Krankheitsbild zu verhindern, sollte der Wirkstoff langsam reduziert oder als Intervalltherapie eingesetzt werden.
  • Kortison-Ersatzpräparate: Seit circa 15 Jahren sind auch sogenannte Calcineurin-Inhibitoren auf dem Markt. Allerdings werden sie häufig noch zurückhaltend verordnet. Ursprünglich wurden sie für die Behandlung von Kindern entwickelt, werden heute aber auch bei Erwachsenen eingesetzt. Sie unterdrücken die überschießende Reaktion das Haut-Immunsystems, die bei Neurodermitikern zu den juckenden Hautausschlägen führt. Sie sind nicht ganz so wirkstark wie Kortison, doch nach dessen Vorarbeit in vielen Fällen völlig ausreichend, um neue Schübe zu verhindern.
  • Systemische Therapie: Bei einer systemischen Therapie wird die Erkrankung von innen heraus therapiert. Besonders bei der Behandlung von Neurodermitis konnte durch die sogenannten Biologika, die bei systemischer Therapie angewendet werden, ein großer Schritt nach vorne gemacht werden. Eine systemische Behandlung kommt erst bei mittelschwerer oder schwerer Neurodermitis infrage. Der Dermatologe kann anhand eines Scores feststellen, ob der Patient für die systemische Therapie infrage kommt. Dabei spielt nicht nur die Stärke der Ausbreitung eine Rolle, sondern auch, inwieweit die Lebensqualität beeinträchtigt wird.

Ernährungs-Check

Das Bild zeigt verschiedenes Gemüse, Nüsse und Nudeln auf einem Schneidebrett.

Welche Lebensmittel wir essen, spielt bei der Neurodermitis eine wichtige Rolle – und eine angepasste Ernährung kann unterstützend wirken, um den Leidensdruck zu vermindern. Manche Lebensmittel sind echte Booster für die Haut und können mit ihrer antientzündlichen Wirkung die Haut unterstützen – dazu gehören z.B. Lachs, Brokkoli oder Blaubeeren. Sie sollten von Neurodermitis-Patienten aktiv in deren Speiseplan eingebaut werden – sofern keine entsprechende Allergie dagegen besteht. Industriell verarbeitete Lebensmittel können durch die eingesetzten Zusatzstoffe Allergien triggern. Aber auch unverarbeitete Lebensmittel wie frische Tomaten enthalten mit Histamin ein typisches Allergen – ebenso wie Rotwein oder verschiedene Käsesorten. Daraus lässt sich jedoch keine generelle Empfehlung ableiten, denn ob und wie die Haut auf bestimmte Lebensmittel reagiert, ist individuell und grundverschieden.

Generell gilt: Bei Lebensmitteln, auf die Betroffene allergisch reagieren, ist Vorsicht geboten. Diese Produkte können Neurodermitis-Schübe auslösen oder auch verstärken. Um zu prüfen, welche Lebensmittel im Einzelfall dazu gehören, kann ein Ernährungstagebuch helfen. Dabei gilt es, auf einzelne Lebensmittel vorübergehend zu verzichten und entsprechend die Reaktion der Haut zu beobachten. Es ist sinnvoll, einen Auslass-Versuch fachlich anleiten zu lassen – z. B. im Rahmen einer Ernährungsberatung. So lässt sich das Risiko einer Nährstoff-Mangelversorgung reduzieren