Ruhestand - Traum oder Albtraum?

Stand: 22.03.2016, 14:41 Uhr

Im Ruhestand soll das wahre Leben beginnen. Kein Stress durch den Job, mehr Zeit für sich und die Familie. Doch kaum ist es soweit, fangen viele Rentner an, den Job zu vermissen. Sie fühlen sich von der Gesellschaft „aussortiert" und unnütz. Ein Angestelltenverhältnis im Rentenalter ist gesetzlich schwierig geregelt. Mit dem Thema Altersgrenzen und Diskriminierung der "Alten" hat sich Journalist und Autor Michael Opoczynski intensiv beschäftigt. Er ist der Meinung, vieles müsse sich grundlegend ändern.

Michael Opoczynski  hat viele Jahre die WISO-Redaktion beim ZDF geleitet. Bereits vor seiner Rente hat er unterschiedliche Fälle der Abzocke und Diskriminierung der älteren Menschen gesammelt und dazu ein Buch veröffentlicht. Er selbst ging mit 65 in Rente, arbeitet aber als freier Autor weiter. Geistig und körperlich ist er topfit, er will und kann arbeiten, darf aber nicht mehr angestellt werden.

Dabei ist alt nicht gleich alt: Oft bis über 80 Jahre behalten viele Pensionäre ihre kognitiven Fähigkeiten und könnten der Gesellschaft nützlich sein. Opoczynski beklagt die öffentliche Wahrnehmung der Alten: Im Fernsehen beispielsweise  würden ältere Menschen als Quotenkiller gelten. „Im Krimi dürfen sie das Opfer sein.“ Im Zuge seiner Recherchearbeit  hat der Journalist festgestellt: „Die meisten älteren Leute geben sich mit allem zufrieden, sie protestieren nicht, wenn ihnen Unrecht geschieht.“ Ältere Menschen seien oft gutgläubig und auch hilflos – dies mache sie zum leichten Ziel von kriminellen Machenschaften.

Altersarmut

Die Armutsquote der 55- bis 75-Jährigen liegt in Deutschland bei 6,4 Prozent, sie haben weniger als 672 Euro im Monat zur Verfügung. Die Anzahl der armen „Alten“ wird weiter steigen. Trotz des Gleichbehandlungsgesetzes werde bereits bei der Einstellung ein 30-Jähriger dem 50-Jährigen bevorzugt. Opoczynski zitiert dazu Prof. Clemens Tesch-Römer, Leiter vom Deutschen Zentrum für Altersfragen: „Es wird angenommen, dass ältere Arbeitnehmer weniger leistungsfähig sind, weniger flexibel und weniger bereit, dazuzulernen. Jede dieser Behauptungen können wir aber mit empirischen Studien widerlegen.“