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Endlich keine Passwörter mehr

Stand: 14.08.2015, 09:58 Uhr

Anmelden nur mit einem Finger oder per Gesichtserkennung. Seit Kurzem ist das auch mit dem neuen Windows 10 möglich. Liegt da die Zukunft? Unser Netzkenner Jörg Schieb erklärt, was heute möglich ist. Und wie sicher die unterschiedlichen Methoden sind.

Überall brauchen wir Passwörter, ob im Onlineshop, für das E-Mail-Programm oder für das Smartphone. Überall dasselbe Passwort zu nutzen ist gefährlich, sich jedoch für alle Accounts unterschiedliche Passwörter zu merken ist mühsam. Insbesondere bei komplizierten und somit sicheren Passwörtern.

Doch es geht auch anders. Wie wäre es zum Beispiel, wenn Sie sich mit einem freundlichen Lächeln am Rechner anmelden. Oder mit dem Fingerabdruck. So etwas ist bei vielen Handys und Laptops heute schon möglich. Einloggen mit biometrischen Daten, also mit dem eigenen Körper, ohne sich Passwörter merken zu müssen: Das ist der neue Trend. Neu ist die Idee zwar nicht, doch zum ersten Mal liefert ein Betriebssystem schon von Beginn an die notwendige Software. Deshalb wird diese Art sich einzuloggen wohl rasch häufiger eingesetzt.

Biometrische Authentifizierung bei Windows 10

Wer das neue Windows 10 benutzt, kann sich mit seinem Gesicht einloggen: Einmal lächeln, und der Rechner oder das Tablet gibt den Zugang frei. „Windows Hello“ heißt dieses System, das im neuen Windows 10 verfügbar ist. Aber nicht nur das Gesicht kann zum modernen Passwortersatz werden: Bei Windows 10 kann man sich auch mit seinem Fingerabdruck oder per Iris-Scan ausweisen. Entsprechende Spezial-Hardware natürlich vorausgesetzt.

Welche Hardware benötige ich?

Die Gesichtserkennung funktioniert schon erstaunlich gut. Überwachungskameras können heute mühelos bekannte von unbekannten Gesichtern unterscheiden, etwa bei der Überwachung von Bürogebäuden. Dieselbe Technologie kommt jetzt – wenn auch in abgespeckter Form – im PC zum Einsatz.

Damit das mit dem Einloggen per Gesicht klappt, braucht man eine moderne Kamera. Eine handelsübliche Webcam reicht nicht. Vielmehr wird eine leistungsfähige 3D-Kamera benötigt, die zuverlässig das Gesicht scannt beziehungsweise einzelne, markante Punkte im Gesicht. Das Gesicht wird penibel vermessen. Wo sitzen Augen, Mund, Nase? Wie groß sind sie? Das muss auch bei schlechten Lichtverhältnissen gut funktionieren, deshalb braucht es eine gute Kamera mit Infrarotfunktion.

Sicherer als ein Passwort?

Die modernen Kameras arbeiten sehr zuverlässig und lassen sich praktisch nicht austricksen: Ein Foto wird nicht akzeptiert, auch keine Maske. Nur das echte Gesicht. Und das sollte sich auch nicht großartig verändern. Mit Sonnenbrille oder einem neu gewachsenen Bart funktioniert die Erkennung nicht mehr. Für solche Fälle gibt es aber eine Notlösung: das klassische Passwort.

In Zeiten von NSA wichtig zu wissen: Alle biometrischen Daten werden nur im Gerät gespeichert. Diese Daten umfassen nicht etwa ein Foto, sondern eine mathematische Beschreibung des Gesichts. Mit diesen Daten lässt sich das Gesicht nicht rekonstruieren – aber man kann feststellen, ob das gezeigte Gesicht das Richtige ist.

Komfortabler als ein Passwort ist so eine Gesichtserkennung auf jeden Fall. Und zumindest wenn man eine gute Kamera einsetzt auch nicht weniger sicher, manche sagen sogar sicherer. Ob man sich gut dabei fühlt, dass man vom Rechner erkannt wird, ist natürlich noch eine ganz andere Frage. Das muss jeder für sich selbst entscheiden. Doch in Zukunft werden wohl immer mehr Rechner mit den nötigen 3D-Kameras ausgerüstet, da wird das Ganze sicher auch beliebter.

Alternative Fingerabdruck

Schon recht weit verbreitet ist das Anmelden per Fingerabdruck. Die Technologie gibt es schon seit Jahren, doch mit dem Fingerabdruck-Sensor in Flaggschiff-Handys wie dem iPhone 5S ist das Einloggen durch Fingerauflegen so richtig populär geworden. Mittlerweile haben viele Smartphones und auch einige Tablets und PCs solche Scanner. Das ist wirklich praktisch: Man legt einen vorher registrierten Finger auf die Fläche – schon ist man drin.

Anfangs konnte man mit dem Fingerabdruck nur das Gerät entsperren. Mittlerweile kann man mit dem Fingerabdruck auch im Shop bezahlen. Oder die Banking-Software freischalten. Deshalb Vorsicht: Die Sensoren in heutigen Smartphones sind eher simpel und lassen sich durchaus austricksen. In punkto Sicherheit sind sie mit einem Passwort vergleichbar.

Passwort-Manager

Deshalb bevorzugen viele einen Passwort-Manager. Das ist eine spezielle Software, die bei jedem Dienst ein anderes, sicheres Passwort benutzt. Die Passwörter eingeben muss man nicht – das erledigt die Software. Das ist sehr komfortabel – und auch vergleichsweise sicher. Ganz ohne biometrische Daten.