Mouhanad Khorchide

Konflikt am Islam-Lehrstuhl

Professor reicht Verbänden die Hand

Stand: 29.10.2014, 20:47 Uhr

Die Islamverbände sind nicht damit einverstanden, was Mouhanad Khorchide als Leiter des Zentrums für Islamische Theologie an der Uni Münster lehrt und forderten schon dessen Absetzung. Jetzt könnte aber doch Ruhe einkehren.

Am Zentrum für Islamische Theologie an der Universität Münster gibt es seit gut einem Jahr ein Problem mit dem Studienfach. Hier werden junge Menschen ausgebildet, die später mal als Lehrer an staatlichen Schulen Religionsunterricht geben wollen. Einige von ihnen haben aber einen anderen Berufswunsch. Iman zum Beispiel.

Krtik an Khorchides Thesen

Die Religionsverbände müssen mit den Inhalten der Lehrerausbildung einverstanden sein. Doch genau da hakt es. Der Koordinationsrat der Muslime (KRM) ist die Dachorganisation der muslimischen Verbände, darunter etwa die Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion (Ditib) und der Zentralrat der Muslime (ZMD). Und dieser Rat veröffentlichte Ende 2013 ein Gutachten, nach dem Verantwortliche der Islamverbände forderten: Der Professor soll weg.

Im Wesentlichen geht es um Thesen, die Prof. Mouhanad Khorchide in seinem Buch "Islam ist Barmherzigkeit: Grundzüge einer modernen Religion" veröffentlicht hat. Sie missfallen den Religionsverbänden. Der Professor ist ihnen zu liberal. So wie er rede kein Islamlehrer.

Khorchide kritisiert es, wenn der Koran wörtlich ausgelegt wird. Er sagt, er orientiere sich an einem "weltoffenen Islam". Ende November bekam er Besuch von Bundespräsident Joachim Gauck, der ein Zeichen für Toleranz und Religionsfreiheit setzen wollte - da gab es Proteste.

Khorchide will sein Buch offenbar umschreiben

Doch nach dem Riesenstreit rudert der Professor jetzt offenbar zurück. Khorchide lässt gegenüber WDR.de einen Medienbericht bestätigen, in dem es heißt: Er und Ditib-Generalsekretär Bekir Alboğa strebten eine "Versöhnung" an.

Der erste Schritt: Khorchide soll in einem Brief an den Koordinationsrat angekündigt haben, die Kritik an seinem Buch in Neuauflagen zu berücksichtigen. Aiman Mazyek, der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland (ZMD), teilt mit, Khorchide habe zur "Überraschung aller erklärt, dass er die Kritik des KRM-Gutachtens sosehr ernst nimmt, dass er in der nächsten Auflage auf alle Punkte eingehen und sie korrigieren will".

"Mit Präsenz vor Ort für Ordnung sorgen"

Trotzdem ist die Stimmung nicht ungetrübt. So schreibt ZMD-Chef Mazyek im Internet von einer heftigen Auseinandersetzung zwischen Khorchide und dem Buchautor Muhammad Sameer Murtaza, in dem es ebenfalls um religiöse Positionen geht. Außerdem gibt es Kritik an Alboğa, der neuerdings am Zentrum für Islamische Theologie lehrt.

Mazyek: "Im KRM haben wir Herrn Alboğa geraten, die Vorlesung auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben. Aber vielleicht hatte man bei Ditib das ständige Tohuwabohu in Münster satt und will nun mit Präsenz vor Ort für Ordnung sorgen. Abgestimmt im KRM war der Schritt jedenfalls nicht."

Alboğa ist nicht der einzige Repräsentant der Islamverbände, der derzeit an der Universitätszentrum ein- und ausgeht. Auch Mustafa Hadžić, laut Website Mazyeks Stellvertreter am Zentralrat der Muslime, ist am Zentrum für Islamische Theologie angestellt. Der 47-Jährige ist Doktorand und arbeitet als wissenschaftliche Hilfskraft.