Agnes-Kirche ist Taizé-Treffpunkt in Köln
"Wir sind sehr traurig"
Stand: 17.08.2005, 11:46 Uhr
Die Kölner Kirche St. Agnes ist während des Weltjugendtages Treffpunkt der Gemeinschaft von Taizé. Hier haben Pilger zuerst von Frère Rogers Tod erfahren. Am Mittwoch (17.08.2005) herrschte dort stille Trauer mitten im WJT-Trubel.
Von Gregor Taxacher
Barbara Eder sitzt wie abwesend hinter dem Tisch mit Informationsmaterialien. In dem Zelt mit einer kleinen Ausstellung über die Gemeinschaft von Taizé gehen an diesem Morgen erst wenige Pilger mit Weltjugendtagsrucksäcken auf und ab und reden leise miteinander. Barbara Eder gehört zur internationalen Bewegung von Taizé. Sie ist aus Österreich gekommen, um beim Weltjugendtag über Taizé zu informieren. Jetzt muss sie ständig Journalisten-Fragen zum Tod von Frère Roger beantworten, dem Gründer und Leiter der Gemeinschaft. "Wir sind sehr traurig, mehr ist dazu eigentlich nicht zu sagen". Mehr will Barbara Eder auch nicht sagen. Soll jetzt jeder seine Trauer oder seine Erinnerungen an Frère Roger beschreiben? Das wollten sie nicht, erklärt sie. Und fügt hinzu: "Wir wissen ja noch überhaupt nicht, wie es jetzt weiter geht."
Kerzen und Dank
Die Kirche St. Agnes ist der Treffpunkt aller Taizé-Freunde beim Weltjugendtag. Einige Brüder der Gemeinschaft gestalten hier Gottesdienste. Am Dienstagabend (16.08.2005) haben sie vom Tod ihres Gründers erfahren und die Nachricht den Betenden weiter gegeben. Jetzt haben sie sich zurückgezogen, sind nicht zu sprechen. Erst am Nachmittag soll es ein Trauergebet geben. In der Kirche feiern zur Stunde die tschechischen WJT-Pilger eine Messe. Eine Seitenkapelle ist für das Gedanken an Frère Roger eingerichtet: ein Bild, Kerzen, ein Kondolenzbuch. In den ersten Einträgen ist vor allem von Dank die Rede. Frère Roger habe die Christen verschiedener Konfessionen zusammen geführt, aber darüber hinaus auch für den Frieden zwischen Menschen unterschiedlicher Religionen und Kulturen gelebt.
Stille im Trubel
Vor der Kirche finden sich immer mehr Fernsehteams, Radioreporter und fotografierende Journalisten ein. Aber auch jugendliche Pilger kommen nach und nach auf den Platz. Es sind meist Einzelne, die eher ratlos herum stehen. Die großen Gruppen, die singenden, Fahnen schwenkenden Pilgerzüge, die sonst die Stadt prägen - hier sind sie (jetzt) nicht. St. Agnes wirkt wie herausgenommen aus dem Weltjugendtagstrubel. Schon wenige hundert Meter entfernt am Ebertplatz herrscht das gewohnte laute und immer singende Treiben dieser Tage. Frère Rogers Jugendarbeit war ein Vorbild für die Weltjugendtage. Wird sein gewaltsamer Tod dieses Treffen verändern?