Erzbischof Joachim Kardinal Meisner (r) und der Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz van-Elst

Kritik an Limburger Bischof

Hält Meisner weiter zu Tebartz-van Elst?

Stand: 14.10.2013, 13:19 Uhr

Der umstrittene Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst ist am Sonntag (13.10.2013) nach Rom gereist, wo über seine Zukunft entschieden wird. Bei dieser Entscheidung spielt auch der Kölner Erzbischof eine wichtige Rolle, wie WDR-Religionsexperte Theo Dierkes erklärt.

WDR.de: Der Kölner Kardinal Joachim Meisner ist als "Metropolit" auch für das Bistum Limburg zuständig. Wie genau sehen da seine Befugnisse aus?

Theo Dierkes: Kardinal Meisner ist der Erzbischof über mehrere sogenannte Suffraganbistümer, zu denen auch Limburg gehört. Er hat aber keine übergeordnete Funktion, jeder Bischof ist sein eigener Chef. Der Erzbischof setzt nur den jeweiligen Bischof der Suffraganbistümer ein. So wurde auch Tebartz-van Elst von Meisner eingesetzt. Natürlich hat der Erzbischof ein besonderes Verhältnis und eine besondere Nähe zu den Bischöfen der ihm untergeordneten Bistümer. So hat Meisner 2012 die neue Bischofskapelle in Limburg eingeweiht. Nach dem Kirchenrecht ist Meisner berichtspflichtig gegenüber dem Vatikan. Das heißt: Wenn in einem seiner Bistümer etwas schief läuft, müsste er das nach Rom melden.

WDR.de: Und? Hat er das in diesem Fall gemacht? Oder steht er zu Tebartz-van Elst?

Theo Dierkes

WDR-Religionsexperte Theo Dierkes

Dierkes: Bisher hat sich Meisner ausdrücklich pro Tebartz-van Elst geäußert. In einem Interview Mitte September sprach er von einer Medienverschwörung. Es sei unbegreiflich, welche Wolke sich über den Bischof lege. Zudem mahnte er mehr Gemeinschaft und mehr Brüderlichkeit unter den Bischöfen an. Inzwischen sieht es so aus, als ob sich Meisners Linie geändert habe. Als in der vergangenen Woche die Informationen über die überteuerten Baukosten herauskamen und der Strafbefehl gegen ihn angekündigt wurde, war von ihm nichts mehr zu hören. Auch wenn seine Pressestelle dementiert, dass er von Tebartz-van Elst abgerückt sei: Ich empfinde seine Haltung als beredtes Schweigen. Er sagt jetzt nichts mehr, kommt ins Nachdenken und lässt Tebartz-van Elst sozusagen fallen.

WDR.de: Kardinal Meisner ist auch Mitglied der Bischofskongregation in Rom. Wird dort über die Zukunft von Bischof Tebartz-van Elst entschieden?

Dierkes: Dort wird die Entscheidung des Papstes vorbereitet. Der Präfekt der Kongregation, Kardinal Marc Ouellet, hat ja schon einen Erzbischof nach Deutschland geschickt, um mitbrüderlich Friedensverhandlungen im Bistum Limburg anzuregen. Aber auch Kardinal Meisner zieht an den Strippen. Es ist bekannt, dass er eng vernetzt ist in Rom.

WDR.de: Medien berichten, dass Tebartz-van Elst schon zu seiner Zeit als Weihbischof in Münster Prunk und Protz nicht abgeneigt war.

Dierkes: Tatsächlich soll seine Wohnung dort so eingerichtet gewesen sein, dass in Kirchenkreisen die Rede vom "Kronprinzenpalais" war. Das hatte mit Prunk und Protz im Wortsinne aber nichts zu tun. Denn Tebartz-van Elst protzt nicht, er versteckt seine Schätze lieber. Dabei ist er sehr stilsicher und verbindet in Einrichtungsfragen Historisches und Modernes auf durchaus gekonnte Weise. Alles muss sehr edel, sehr exklusiv sein. Um mal einen Vergleich zu ziehen: Der Bischof geht nicht in den herkömmlichen Baumarkt, sondern allenfalls zu Manufactum.

WDR.de: Ist Tebartz-van Elst nächsten Sonntag noch als Bischof im Amt?

Umstrittener Bischofssitz in Limburg

Der umstrittene Bischofssitz in Limburg

Dierkes: Wenn es ein politisches Amt wäre, wäre er das garantiert nicht mehr. Aber hier geht es um die Kirche, und da sieht man immer wieder: Je stärker der Druck von außen steigt, desto widerständiger werden manche Kreise in der Kirche. Ich glaube, Tebartz-van Elst sieht das aktuelle Geschehen als Kampagne, als Attacke gegen die Kirche im Ganzen. Vielleicht denkt er, er sei gar nicht persönlich gemeint mit dieser Kritik und stünde als Bischof an erster Front. Hier geht es nicht um mich, sondern um die Kirche, und wenn ich aufgebe, lasse ich die Kirche im Stich - diese Vorstellung hat sich bei Tebartz-van Elst ganz tief eingegraben und es kann gut sein, dass es noch mehr Bischöfe gibt, die so denken. Man darf nicht vergessen: Die vatikanische Kurie ist ein Apparat mit ganz vielen vorgeschriebenen Schritten. Wenn der Papst sich des Themas annimmt, kann er schon heute sagen: Es ist vorbei. Wenn der Fall aber durch die Behörden geht und in ganz vielen Kreisen besprochen wird, kann das dauern.

WDR.de: Also ist auch denkbar, dass das Thema ausgesessen wird?

Dierkes: Das glaube ich nicht. Das Verhältnis zwischen dem Bischof und der Diözese, also den dortigen Katholiken, ist zerrüttet, und das weiß man auch in der Kirche. Die vielen Vorwürfe sind zu offensichtlich und nicht mehr aus der Welt zu schaffen. Das lässt sich meiner Meinung nach nicht sanieren, ohne der gesamten deutschen oder sogar der Weltkirche weiteren enormen Schaden zuzufügen.

Das Interview führte Ingo Neumayer.