Außerordentliche Synode in Hilden
Evangelische Landeskirche beschließt Sparkurs
Stand: 23.11.2013, 18:00 Uhr
Die Evangelische Kirche im Rheinland hat Probleme: Nicht einmal betriebsbedingte Kündigungen kann sie noch ausschließen. Deswegen beschloss eine außerordentliche Synode in Hilden am Samstag (23.11.2013), dass der Kirchenhaushalt bis 2018 drastisch gekürzt werden soll.
Mit einem einschneidenden Sparkurs will sich die schrumpfende Evangelische Kirche im Rheinland zukunftsfest machen. Bisherige kirchliche Aufgaben kommen auf den Prüfstand. Eine Sondersynode beschloss am Samstag (23.11.2013) mit großer Mehrheit Haushaltskürzungen in Höhe von rund 20 Millionen Euro bis 2018. Das entspricht gut einem Drittel (35 Prozent) der Ausgaben der zweitgrößten deutschen Landeskirche. Damit verschärfte die neue Kirchenleitung unter dem erst seit März amtierenden Präses Manfred Rekowski den bisher geplanten Sparkurs noch einmal drastisch.
Keine geheime Streichliste
Konkrete Maßnahmen sollen erst die regulären Synoden 2014 und 2015 beschließen. "Es wird ein Beratungsprozess ohne Tabus, alles einschließend", sagte Rekowski am Rande der Tagung in Hilden auf die Frage nach dem Fortbestand von kirchlichen Akademien oder Schulen. Es gebe "keine geheime Streichliste der Kirchenleitung", aber auch "an keiner Stelle Entwarnung", betonte er. "Wir werden nicht chirurgisch sparen." Schon jetzt schloss Rekowski betriebsbedingte Kündigungen auf landeskirchlicher Ebene nicht aus.
Sinkende Steuereinahmen drücken
Grund für die finanzielle Schieflage sind unter anderem sinkende Zinsen, was die Einkünfte aus den Rücklagen reduziert. Auch die Millionen-Belastungen durch einen Finanzskandal um das kircheneigene Abrechnungsunternehmen bbz schmälern die Rücklagen. 2014 liegt das Haushaltsdefizit bei 7,6 Millionen Euro. Als Risiko gilt zudem die milliardenschwere Unterdeckung der gemeinsamen Versorgungskasse für Pfarrer und Kirchenbeamte der rheinischen, westfälischen und lippischen Kirchen. Auch wenn die Kirchensteuereinnahmen wegen der guten Konjunktur in diesem Jahr wieder steigen, könne die Kirche keinesfalls von einer ungebrochenen Kontinuität der Einnahmen ausgehen, warnte Rekowski. Die Kirche erwartet in absehbarer Zeit sinkende Steuereinnahmen aufgrund des demografischen Wandels. Die Finanzaffäre im katholischen Bistum Limburg ist in der rheinischen Kirche ebenfalls zu spüren: Die Zahl der Austritte steigt. Die rheinische Kirche hat rund 2,7 Millionen Mitglieder - ein Drittel weniger als 1970.