Abtei Michaelsberg

Lösung für den Michaelsberg

Indische Mönche ziehen nach Siegburg

Stand: 24.01.2012, 13:30 Uhr

Monatelang hat der Kölner Kardinal Meisner Ordensleute für die Siegburger Abtei gesucht, nachdem die Benediktiner den Michaelsberg nach fast 950 Jahren verlassen hatten. Seit Montag (23.01.2012) ist klar: Indische Mönche kommen - und ein Tagungshaus soll von Bad Honnef nach Siegburg ziehen.

Von Marion Menne

Der Kölner Erzbischof, Kardinal Joachim Meisner, dem Siegburg unterstellt ist, mahnte seit dem Aus der Benediktiner-Abtei, dass der traditionsreiche Michaelsberg, das Wahrzeichen einer ganzen Region, "geistlicher Leuchtturm" bleiben müsse. Eine große einheimische Ordensgemeinschaft hat er nicht gefunden. Stattdessen sollen den Benediktinern nun lediglich sechs indische Priester des Ordens der Unbeschuhten Karmeliten nachfolgen. Der Orden wurde im 16. Jahrhundert in Spanien begründet. Die Mönche werden allerdings nicht in die Räume des bisherigen Klosters einziehen, sondern in das angrenzende Jugendgästehaus, wie Generalvikar Dominik Schwaderlapp am Montag bei einer Pressekonferenz sagte. Alle Ordensleute sprächen deutsch und hätten in Deutschland studiert.

Katholische Akademie soll Bad Honnef verlassen

In das eigentliche Klostergebäude soll das Katholisch-Soziale Institut der Erzdiözese Köln (KSI) einziehen. Das KSI ist eines von vier großen Tagungshäusern des Erzbistums mit 60 Mitarbeitern und residiert seit 1947 in Bad Honnef. Über die Umzugsentscheidung waren die KSI-Mitarbeiter am Montagmorgen unterrichtet worden. Allen Mitarbeitern werde ein Arbeitsplatz in Siegburg angeboten, sagte Schwaderlapp. Der Finanzdirektor des Erzbistums, Hermann Josef Schon, erklärte: "Wir hoffen sehr und gehen auch davon aus, dass alle Mitarbeiter bereit sind, mit dem Katholisch-Sozialen Institut in das 25 Kilometer entfernte Siegburg umzuziehen." Das Tagungshaus in Bad Honnef mit Schwimmbad und Sauna soll verkauft werden. Interessenten gebe es noch nicht. Und auch die mögliche Höhe des Verkaufspreises stehe noch nicht fest, hieß es.

"Kalt erwischt" fühlte sich Bad Honnefs Bürgermeisterin Wally Feiden (SPD). Die Entscheidung des Bistums sei ihr am Montagmorgen mitgeteilt worden. Mit der Verlegung des KSI breche das Herzstück des Bad Honnefer Tagungsbetriebs weg, auf den die Stadt seit dem Ende des Bäderbetriebs gesetzt habe, sagte Feiden.

Sanierung kostet mindestens 40 Millionen Euro

Der Einzug der Mönche ist für Herbst 2013 geplant, die Akademie soll bis 2016 folgen. Vorher muss die Abtei jedoch saniert werden. Das Erzbistum rechnet nach ersten Schätzungen mit Baukosten in Höhe von mindestens 40 Millionen Euro. Schwaderlapp sagte: "Es bleibt viel zu tun, doch ich glaube: Auf diese Zukunft des Michaelsberges können wir uns alle freuen." Mit dem Edith-Stein-Exerzitienhaus, das in seinem angestammten Gebäudeteil bestehen bleibe, werde es einen Dreiklang christlich-spirituellen Lebens geben, hieß es.

Investoren wollten Kloster zum Hotel machen

Nach Einschätzung von WDR-Religionsexperte Theo Dierkes wird die "zerstrittene Benediktinergemeinschaft" nun abgelöst von einem neuen, ausstrahlungsfähigen Konvent, der den Michaelsberg mit neuer Spiritualität prägen könne. Von einer "optimalen Lösung" sprach der Pfarrer der Siegburger Sankt-Servatius-Gemeinde, Peter Weiffen. Er freute sich vor allem darüber, dass das aus dem fast tausend Jahre alten Kloster kein Hotel wird. Mehrere Kaufanfragen von Investoren waren eingegangen, wie das Erzbistum berichtete.

Abschied schweren Herzens

"Schweren Herzens" hatten sich die Siegburger Benediktiner im November 2010 entschieden, ihr klösterliches Leben auf dem traditionsreichen Michaelsberg aufzugeben. Personelle und finanzielle Sorgen wurden genannt. Aber auch zwischenmenschlich soll es in der Gemeinschaft, die zuletzt aus zwölf Mönchen im Alter von 25 bis 90 Jahren bestand, gekriselt haben. Bei der Pressekonferenz am Montag sagte Frater Linus Appel, der den Benediktiner-Konvent abwickelt: Auch ein Betrag von 40 Millionen Euro, der jetzt vom Erzbistum investiert wird, hätte seine Ordensgemeinschaft nicht gerettet. Untereinander habe es andere Probleme gegeben, ergänzte er. Nach einem Abschiedsgottesdienst im Juni 2011 waren die Mönche ihre eigenen Wege gegangen. Die einen wählten ein anderes Benediktiner-Kloster, die anderen gingen in ein kirchliches Seniorenheim.

Klostersterben nicht nur in Siegburg

Siegburg ist kein Einzelfall. Seit Jahren gibt es den Trend, dass wegen der schrumpfenden Zahl der Ordensleute immer mehr Klostergebäude aufgegeben werden. Wie viele Klöster es bundesweit genau sind, kann kaum einer sagen. Selbst der in Bonn ansässige Zusammenschluss der Orden und Kongregationen in Deutschland, die Deutsche Ordensobernkonferenz (DOK), nicht. Seit Mitte den 70er Jahre gebe es das Klostersterben, hieß es. Die Statistik der DOG zeigt: Allein die Zahl der Ordensfrauen in Deutschland - sie ist um ein Vielfaches höher als die der Männer - ist von 1991 bis 2009 von rund 43.500 auf rund 22.000 gesunken.