Nach fünf Tagen unter dem Zeichen des Haifischs
Abschied vom Kirchentag in orange
Stand: 10.06.2007, 14:59 Uhr
Mit einem Gottesdienst am Rhein fand am Sonntag (10.06.2007) der 31. Deutsche Evangelische Kirchentag seinen Ausklang. Kirchentagspräsident Reinhard Höppner zog eine positive Bilanz. Themenschwerpunkte des Treffens waren Ökumene, Globalisierung und Klimaschutz.
Rund 100.000 Gläubige verfolgten den Abschluss-Gottesdienst des Kirchentages am Kölner Rheinufer. Die Veranstaltung stand unter dem Motto "Steh auf und iss". Globalisierung und Klimaschutz bildeten auch bei diesem Gottestdienst die Themenschwerpunkte. So äußerte Pfarrerin Mechthild Werner in ihrer Predigt scharfe Kritik am G8-Gipfel. Die Milliardenhilfen für Afrika seien "besser als nichts, aber doch ein Almosen", sagte sie.
Höppner: "Liebet eure Feinde"
Kirchentagspräsident Reinhard Höppner dankte während des Gottesdienstes allen Helferinnen und Helfern des Protestantentreffens: "Wir haben hier Herzlichkeit und ökumenische Weite erlebt." In seiner Abschlussrede rief er auch dazu auf, das Gespräch mit Terroristen und den Taliban zu suchen. "Ja, auch sie gehören an den Verhandlungstisch", sagte Höppner. Wenn Jesus sagt "Liebet eure Feinde", dann bedeute dies, dass man auch seinem Feind einen menschenwürdigen Platz zugestehen müsse. "An Schärfe lässt sich das Wort Gottes nicht überbieten", so Höppner. Ein Konzert der Kölner Band "Wise Guys" lässt den Kirchentag nach dem Gottesdienst musikalisch ausklingen.
100.000 Dauerteilnehmer
Der Kirchentag zog seit Mittwoch (06.06.2007) mit 110.000 Dauerteilnehmern mehr Menschen an als ursprünglich erwartet. Höhepunkte des fünftägigen Treffens waren unter anderem der Besuch von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Bundespräsident Horst Köhler am Samstag (09.06.2007) sowie der ökumenische Gottesdienst im Kölner Dom. In Diskussionsveranstaltungen hatten Merkel und Köhler am Samstag für ein partnerschaftliches Verhältnis zwischen Europa und Afrika geworben.
Positive Bilanz
Im katholisch geprägten Köln habe der Evangelische Kirchentag "eine neue Qualität von Begeisterung" erfahren, bilanzierte Kirchentagspräsident Reinhard Höppner am Samstag (09.06.2007). In Köln sei ein "ausgesprochen heiterer und fröhlicher Kirchentag" gelungen. "Es hat sich gezeigt, dass Spiritualität und Weltverantwortung zusammengehören." Der Kirchentag wäre "ökumenischer als erwartet" gewesen.
Auch Kirchentags-Generalsekretärin Ellen Ueberschär sprach von einer "neuen Kirchentagsbegeisterung". In Köln sei eine "Balance zwischen inspirierendem Glaubensfest und politischem Forum" gefunden worden. Der rheinische Präses Nikolaus Schneider hob hervor, der Kirchentag sei "nicht dem Lautsprecherischen und Krawalligen erlegen".
Merkel und Köhler mahnten vor Überheblichkeit
Friedensnobelpreisträger Mohammed Yunus lobte den Kölner Kirchentag am Samstag im Rahmen einer Diskussionveranstaltung mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) als eine "wunderbare Erfahrung". Auf der Veranstaltung forderte Merkel weltweite soziale und ökologische Mindeststandards, um die Globalisierung erfolgreich zu gestalten. "Wir können unmöglich Afrika mit unserer europäischen Erfahrung etwas aufdrängen." Bundespräsident Horst Köhler warb ebenfalls am Samstag für ein partnerschaftliches Verhältnis zwischen Europa und Afrika. Dabei seien neben den G8-Staaten auch die Welthandelsorganisation und die Weltbank gefordert. Merkel und Köhler warnten vor westlicher Überheblichkeit im Umgang mit afrikanischen Ländern.
Im Mai 2009 richtet Bremen den nächsten Evangelischen Kirchentag aus.