Köhler plädiert für neue Partnerschaft
Europa und Afrika "in einem Boot"
Stand: 09.06.2007, 17:34 Uhr
Bundespräsident Horst Köhler hat auf dem Kirchentag für eine neue Partnerschaft zwischen Europa und Afrika plädiert. Es werde noch zu viel "von oben nach unten" geschaut, kritisierte Köhler. Zuvor hatte auch Angela Merkel vor westlicher Überheblichkeit gewarnt.
Notwendig sei eine Zusammenarbeit zwischen Europa und Afrika auf Augenhöhe, forderte Bundespräsident Horst Köhler auf dem Kirchentag in Köln. "Wir arbeiten noch zu sehr in herkömmlichen Strukturen und begreifen nicht, dass wir in einem Boot sitzen", so Köhler.
Den hier lebenden rund 500 Millionen Menschen gehe es besser als den übrigen vier Fünfteln der Weltbevölkerung. "Europa verbindet Freiheit mit wirtschaftlichem Fortschritt und sozialem Ausgleich." Es sei aber bislang nicht gelungen, dieses Modell etwa in Lateinamerika zu verankern, bedauerte der Bundespräsident.
Merkel: Afrika nichts aufdrängen
Globalisierung könne nur gelingen, wenn es Sozial- und Umweltstandards gebe, erklärte zuvor Angela Merkel bei einer Podiumsdiskussion in der Kölner Messe. Die Kanzlerin sprach sich für fairen Handel aus, damit die ärmsten Länder eine Chance hätten. "Wir können unmöglich Afrika mit unserer europäischen Erfahrung etwas aufdrängen", erklärte Merkel.
Bundeskanzlerin Angela Merkel
Die Debatte über Afrika müsse "besser und breiter" geführt werden. "Wir müssen die afrikanischen Staaten dazu ermutigen, fair zu sein, nicht korrupt zu sein und keine Kriege zu führen", erklärte Merkel. Sie sprach sich weiterhin dafür aus, das System der Mikrokredite für Kleinunternehmer auch in Afrika zu etablieren.
Yunus: "wunderbare Erfahrung"
Bischof H. Mvume Dandala, der Generalsekretär der gesamtafrikanischen Bischofskonferenz, erklärte, die Afrikaner sollten von Europa "als Partner und nicht als Bettler gesehen werden". Friedensnobelpreisträger Mohammed Yunus mahnte, dass die Hälfte der Zeit für die Millenniumsziele im Kampf gegen Armut und Hunger vorbei sei. Der Kirchentag zeige, dass der Kampf gegen die weltweite Armut nichts Abstraktes sei. "Wir können den Hunger mit Kreativität und Engagement überwinden", so der Gründer der Grameen-Bank für Kleinkredite. Das fünftägige Protestantentreffen bezeichnete er als "wunderbare Erfahrung".
Gute ökumenische Atmosphäre
Einen Tag vor Ende des 31. Deutschen Evangelischen Kirchentags in Köln haben die Organisatoren eine positive Bilanz gezogen. Die Veranstaltung sei in Köln angekommen und angenommen worden, so Kirchentagspräsident Reinhard Höppner. Insgesamt sei es ein "ausgesprochen heiterer und fröhlicher Kirchentag" gewesen. Er habe eine neue Kirchentagsbegeisterung gespürt. Der Kirchentag habe mit 110.000 Dauerbesuchern wesentlich mehr Teilnehmer angelockt als erwartet. "Der Kirchentag ist ökumenischer geworden als wir erwartet haben", erklärte Höppner.
Zuvor hatte Kardinal Lehmann vor Stillstand und Resignation bei der Ökumene gewarnt. "Der erste große Aufbruch scheint sich erschöpft zu haben", erklärte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz am Freitag.
Brückenweg und Gottesdienst
Am Freitagabend (08.06.2007) haben rund 5.000 Gäste an einem ökumenischen Gottesdienst im Kölner Dom teilgenommen. Zu der Feier hatte Kardinal Joachim Meisner die Gäste des evangelischen Kirchentags eingeladen. Davor hatten hunderte Besucher an einem ökumenischen Brückenweg durch die Kölner Innenstadt teilgenommen.