"Ketzertag": Kirchengegner auf dem Kirchentag

Stand: 21.06.2019, 16:21 Uhr

  • Gegner kritisieren Kirchensteuer
  • Provokante Figuren wie nackten Luther aufgestellt
  • Kirche sieht Protest gelassen

Von Michael Westerhoff

Armin Schreiner ist wütend. Richtig wütend. Auf Gott, die Welt und den Kirchentag. Er trägt ein T-Shirt mit der Aufschrift "Gottlos glücklich". Er sagt Sätze wie "Wir gehen zum Feind, weil der unsere Meinung nicht teilt" und meint damit Kirchentagsbesucher.

"Ketzertag" mit Ständen und Figuren

Schreiner ist Mitglied der Initiative "Religionsfrei im Revier", die mit etwa 50 Kirchengegnern die Aktion "Ketzertag" organisiert hat. Er schimpft über die Kirchensteuer und über 19 Milliarden Euro, mit denen der Staat nach seinen Angaben kirchliche Einrichtungen wie Kindergärten und Schulen fördert. Die in der Innenstadt aufgestellten Figuren sprechen eine klare Sprache.

Nackter Luther in der Fußgängerzone

Auf einem Podest steht ein nackter Luther. Daneben ein Zitat des Philosophen Karl Jaspers: "Luthers Ratschläge gegen die Juden hat Hitler genau ausgeführt". An anderer Stelle eine zornig drein blickende Figur, die Gott darstellen soll. Auf einer Tafel, die an die zehn Gebote erinnern soll, steht: "11. Gebot: Du sollst den Kirchentag selber bezahlen".

Kirchentagsbesucher reagieren unterschiedlich

Die Kirchentagsbesucher reagieren unterschiedlich auf die Provokation. Einige gehen Kopf schüttelnd vorbei, andere lachen nur. Ein Religionslehrer versucht seine Kirche zu verteidigen, kommt aber kaum zu Wort.

Kirchentags-Besucher Heiner Meermeyer beobachtet die Szene: "Ich finde gut, dass die Kirche Aktionen wie diese zulässt", sagt er. "Die glauben doch genauso wie wir an etwas, nur eben nicht an Gott".

Kritik an Zuschüssen der Stadt

Kritik an der Kirchentagsfinanzierung gibt es auch in Dortmund. 2,7 Millionen Euro hat die Stadt den Veranstaltern zugesagt. Plus Sachleistungen, also beispielsweise Straßenreinigung. "Das Geld wäre im Sozialbereich besser aufgehoben", sagt Utz Kowalewski, Ratsmitglied der Linken.

Die Stadt hatte ihren Zuschuss schon im Vorfeld verteidigt. Sie verweist auf den enormen Werbeeffekt der Veranstaltung für Dortmund. Zudem profitierten Hotels, Gastronomie und Handel stark vom Kirchentag.

Leyendecker sieht Kritik gelassen

Die Kirchentagsführung geht gelassen mit der Kritik um. "Ich belächele den Ketzertag nicht", sagt Kirchentagspräsident Hans Leyendecker: "Ob für oder gegen die Kirche - ich finde es toll, wenn sich Menschen engagieren".

 

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