Auswertung von Spuren und Aussagen
Noch mehr Täter an Mafiamorden beteiligt?
Stand: 22.05.2009, 14:41 Uhr
An dem Sechsfach-Mord der Mafia in Duisburg sollen nach WDR-Informationen mindestens fünf Täter beteiligt gewesen sein. Bisher waren die Ermittler offiziell nur von zwei Tatverdächtigen ausgegangen.
Sechs Italiener starben in der Nacht zum 15. August 2007 vor einem Duisburger Restaurant im Kugelhagel von Schnellfeuerwaffen. Schnell kam der Verdacht auf, dass Mitglieder der kalabrischen Mafia-Organisation 'Ndrangheta die sechs mutmaßlichen Mafiamitglieder erschossen haben: ein Racheakt in der Fehde zwischen zwei kalabrischen Familienclans. Drei Verdächtige wurden in den vergangenen Monaten in Amsterdam festgenommen und nach Italien ausgeliefert: Neben dem mutmaßlichen Haupttäter Giovanni S., der auch geschossen haben soll, sitzen auch sein Schwager Francesco R. und Guiseppe N. in Untersuchungshaft. Noch ist unklar, welche Rolle die beiden anderen Verdächtigen bei dem Verbrechen gespielt haben sollen. Immer noch wissen die Ermittler nicht, wer der zweite Schütze am Tatort war.
DNA-Spur 13 wirft Fragen auf
Eine DNA-Spur könnte jetzt eine entscheidende Rolle bei der Aufklärung des Verbrechens spielen. Die "DNA-Spur 13" wurde sowohl im Fluchtauto gefunden, als auch in der Wohnung von Giovanni S. in Kaarst und zusätzlich in einer Wohnung in Düsseldorf, wo sich S. vor den Morden in Duisburg mit Komplizen getroffen haben soll. Die Polizei hat jetzt die DNA-Proben der drei Untersuchungshäftlinge mit dieser "Spur 13" verglichen. Ergebnis: negativ. Weder Giuseppe N. noch Francesco R. kann diese Spur zugeordnet werden, sagt Oberstaatsanwalt Detlef Nowotsch.
Spuren weisen auf mehr als zwei Täter hin
Nach der Auswertung aller Spuren am Tatort sowie von Zeugenaussagen glauben die Ermittler nach WDR-Informationen, dass es fünf Tatbeteiligte gab. Videoaufzeichnungen einer Überwachungskamera zeigen zwei maskierte Personen, die Waffen in den Händen halten. Das sollen die beiden Schützen sein. In einem Pkw soll ein Mittäter die beiden Schützen zum Tatort gebracht und ihnen anschließend bei der Flucht geholfen haben. Außerdem sollen zwei weitere Personen nach der Tat in einer Limousine mit quietschenden Reifen vom Tatort geflüchtet sein.
Kritik an internationaler Zusammenarbeit
Der Bund Deutscher Kriminalbeamter hatte im Zusammenhang mit den Ermittlungen im Duisburger Mafia-Mord mehrmals die mangelhafte Zusammenarbeit der italienischen Polizei beklagt. Insbesondere wurde bemängelt, dass den deutschen Ermittlern lange Zeit keine DNA-Proben der Verdächtigen zur Verfügung gestellt wurden.