Die Wahllokale in Duisburg sind geschlossen
Jetzt wird ausgezählt
Stand: 12.02.2012, 18:00 Uhr
Die Wahllokale sind geschlossen, jetzt wird ausgezählt: Die Duisburger haben am Sonntag (12.02.2012) darüber abgestimmt, ob ihr umstrittener Oberbürgermeister Adolf Sauerland im Amt bleiben darf. Das Ergebnis wird zwischen 19 und 20 Uhr erwartet.
Von Andreas Poulakos
"Als Unternehmer muss ich jeden Tag für meine Entscheidungen gerade stehen", sagt Josef Eppensteiner, "und das erwarte ich auch von den Politikern." Der Stahlgroßhändler ist einer der ersten, die am Sonntagmorgen ihre Stimme in dem Wahllokal in der Duisburger Innenstadt abgegeben haben. Das beschämende Verhalten, das Sauerland in der ersten Pressekonferenz nach der Loveparade an den Tag gelegt habe, könne er bis heute nicht vergessen, betont der 46-Jährige. "Er hat gezeigt, dass er keinen Schneid hat. Dass ihm die Größe fehlt, zu seinen Fehlern zu stehen."
So wie Eppensteiner äußern sich viele, die in rascher Folge in dem in einem Seniorenzentrum untergebrachten Wahllokal ein- und ausgehen. Die Loveparade ist das alles beherrschende Thema. "Ja, Sauerland hat auch auch viel für Duisburg getan", meint Apothekenhelfer Benjamin Knoll (31). "Aber alle seine Erfolge sind für mich seit dem 24. Juli 2010 nichts mehr wert." Das Abwahlverfahren nur für den OB gehe ihm nicht weit genug, sagt er. "Der ganze Stadtrat sollte zurücktreten. Die waren schließlich alle an dieser Loveparade beteiligt."
Wenig mitteilsam
Wahllokal in Duisburg
Die Gegner von Adolf Sauerland machen ihn für die Genehmigung der Loveparade im Juli 2010 verantwortlich, bei der 21 Menschen starben und weit über 500 verletzt wurden. Einen Rücktritt hat Sauerland stets abgelehnt, es sei denn, ihm oder seiner Verwaltung würden individuelle Fehler bei der Genehmigung der Loveparade nachgewiesen.
Adolf Sauerland
Anhänger von Adolf Sauerland sind an diesem Morgen in den Wahllokalen nur schwer zu finden: Auf jeden Fall sind sie nicht so mitteilsam, wie die Gegner des Oberbürgermeisters. "Lasst den Mann endlich in Ruhe", sagt eine ältere Frau, die ihren Namen nicht nennen will. "Das ist alles eine Kampagne der SPD. Die wollen wieder ins Rathaus, und die Loveparade ist doch nur ein billiger Vorwand." Das ist auch die Meinung der Duisburger CDU, die deshalb ihren Mitgliedern empfohlen hat, der Abstimmung fernzubleiben und sie so scheitern zu lassen. "Ich halte das Ganze für eine demokratische Fehlentwicklung", sagt Meinolf Hillebrand (76). Es werde immer leichter gemacht, gewählte Politiker zu demontieren. "Dabei möchte ich gar nicht mitmachen."
Nur eine einzige Frage
Waehler fuellen am Sonntag (12.02.12) in einem Wahllokal in Duisburg ihre Stimmzettel zur Abstimmung ueber die Abwahl des Oberbuergermeisters von Duisburg, Adolf Sauerland (CDU), in Wahlkabinen aus
Während in einigen Wahllokalen am Sonntag nur sehr wenig Betrieb herrscht, stößt die Abstimmung anderenorts auf große Resonanz. Ob die Rechnung der CDU am Ende aufgeht und eine nötige Mehrheit von rund 91.250 Stimmen für eine Abwahl nicht erreicht wird, wird sich erst gegen 19.30 Uhr zeigen, wenn im Rathaus das vorläufige Ergebnis des Abwahlverfahrens bekanntgegeben wird. Zwischenergebnisse über die Wahlbeteiligung gibt die Stadt nicht heraus. Selbst in den einzelnen Wahllokalen sind die Mitarbeiter angewiesen, solche Fragen nicht zu beantworten.
Wahlberechtigt sind rund 365.000 Menschen. Nach unterschiedlichen Angaben sollen schon 30.000 bis 40.000 Menschen per Briefwahl ihre Stimme abgegeben haben. "Die Auszählung wird viel einfacher und schneller vonstatten gehen als bei einer normalen Wahl", sagt Abstimmungsvorsteher Wolf Jerowski-Senger. Denn diesmal müssen die Duisburger nur eine einzige Frage beantworten: "Ja" oder "Nein" zur Abwahl.
Flashmob vor dem Rathaus
Zwei Dutzend "Flashmobber" üben sich in der abwehrenden Handbewegung "a la Sauerland"
Für den Nachmittag verabreden sich vor dem Rathaus zwei Dutzend Sauerland-Gegner zu einem "Flashmob": Auf ein Kommando wedeln die Teilnehmer für einige Sekunden abwehrend mit Händen - eine Geste, mit dem Karikaturisten dem Duisburger OB in den vergangenen Monaten häufig dargestellt haben.
Hilferuf nach England
Hilferuf von Duisburger Künstlern: Per Ballon nach England
Kurz vor Schließung der Wahllokale und der Auszählung der Stimmen setzen Duisburger Künstler einen nicht ganz ernst gemeinten Hilferuf nach England ab. Die Demonstranten lassen einige Hundert Luftballons steigen. Daran befestigt sind Postkarten mit einer dringenden Bitte an England, doch erneut ihre "Fliegenden Festungen" zu entsenden und dem "kulturpolitischen und sonstigen Grauen" in Duisburg ein Ende zu machen. "Alleine schaffen wir es nicht", beschwört Nicholas Dark, nach eigenen Angaben der erste Vorsitzende der "Duisburger Lebensrettungsgesellschaft", die alliierte Hilfe.
Ansonsten herrscht in der Stadt den ganzen Tag bei klirrender Kälte Sonntagsruhe.