Drei Polizisten stehen vor dem Unglückstunnel der Loveparade

Über 80 Ermittler im Einsatz

Polizeiteam um 20 Beamte aufgestockt

Stand: 10.08.2010, 16:48 Uhr

Mehrere hundert Zeugen, 50 Terabyte Daten, davon 900 Stunden Videos: Die Kölner Polizei musste das Team für die Ermittlungen zum Loveparade-Unglück deutlich aufstocken. Eine Lösung zeichnet sich für den Verbleib der Trauergaben aus dem Tunnel ab.

Ein Ende der Ermittlungen von Polizei und Staatsanwaltschaft zur Aufklärung der Loveparade-Katastrophe in Duisburg ist noch nicht abzusehen. Das Ermittlungsverfahren, das die Staatsanwaltschaft Duisburg wegen fahrlässiger Tötung "gegen unbekannt" eingeleitet hat, ist nicht das einzige, das bearbeitet werden muss. Bislang gingen weitere 220 Strafanzeigen ein, wie Polizei Köln und Staatsanwaltschaft Duisburg am Dienstag (10.08.10) gemeinsam mitteilten. Die bisher 63-köpfige Ermittlungsgruppe der Kölner Polizei sei um weitere 20 Beamte aufgestockt worden. Bei der Staatsanwaltschaft kümmerten sich vier Staatsanwälte und ein Oberstaatsanwalt um die Umstände, die zu dem Unglück führten.

50 Terabyte Daten müssen ausgewertet werden

Beim Veranstalter, der Stadt Duisburg, der Feuerwehr Duisburg und der Polizei seien 50 Terabyte Daten sichergestellt worden. Dazu gehören unter anderem 900 Stunden Videomaterial. Während der Loveparade waren an verschiedenen Stellen Überwachungskameras auf dem Gelände. Hinzu kommen Handyvideos und Fotos, die von Loveparade-Besuchern gemacht wurden, sowie 80 Aktenordner mit schriftlichen Planungs- und Durchführungsunterlagen. Der Leiter der Ermittlungsgruppe, Stephan Becker, ist sich sicher, dass nur ein Teil der Daten verfahrensrelevant sei, "aber wir müssen uns einen Überblick verschaffen und die Spreu vom Weizen trennen".

Darüber hinaus seien auch mehrere hundert Zeugen zu vernehmen. Es zeichne sich ab, dass viele von ihnen ein und denselben Sachverhalt sehr unterschiedlich wahrgenommen hätten. Gegebenenfalls würde auch die Polizei am Wohnort der Zeugen die Ermittler unterstützen und die Zeugen befragen. Die Vernehmung der Beteiligten auf Seiten des Veranstalters, der Stadt Duisburg, der Feuerwehr und der Polizei werden hingegen von Staatsanwälten und der Ermittlungsgruppe durchgeführt.

Neuer Ort für die Trauergaben ab 4. September

Die Trauergaben im Duisburger Loveparade-Unglückstunnel sollen am 4. September (2010) in einem containergroßen Glaskubus gesammelt werden. Dieser Behälter soll dann im Duisburger Innenhafen neben dem Kultur- und Stadthistorischen Museum aufgestellt werden. Das hat der "Bürgerkreis Gedenken" beschlossen. Der Tunnel soll am 4. September wieder für den Verkehr freigegeben werden. Dann ist die sechswöchige Trauerzeit vorbei. Bei der Loveparade am 24. Juli waren in Duisburg 21 Menschen getötet worden, als eine Massenpanik ausbrach.

Langfristiger Standort für Gedenkstätte noch unklar

Der Kubus mit transparenten Acrylwänden soll etwa 6,50 Meter lang und jeweils 2,50 Meter breit und hoch sein, sagte Stadtsprecher Frank Kopatschek. Die Bürger werden gebeten, nach einer Gedenkfeier am 4. September ihre in den vergangenen Wochen niedergelegten Kerzen, Engelfiguren, Plüschtiere, Briefe und Trauerschleifen selbst in den Behälter zu stellen. Wie lange der Kubus neben dem Museum stehen wird, ist noch offen. Dies soll bei den weiteren Überlegungen zur Einrichtung einer Gedenkstätte geklärt werden. Der Ort für die Gedenkstätte steht noch nicht fest.

Gedenktafel im Tunnel

Bei der Gedenkfeier wird außerdem im Karl-Lehr-Tunnel eine Gedenktafel angebracht. Sie habe eine Größe von mindestens 70 mal 100 Zentimetern, sagte Kopatschek. Die Inschrift laute "Duisburg gedenkt der Opfer der Loveparade". Für die geplante Gedenkstätte sollen Duisburger Künstler eine Stele gestalten, die spätestens zum Jahrestag am 24. Juli 2011 fertig sein soll. Die "Initiative Spendentrauermarsch" werde einen entsprechenden Wettbewerb ausschreiben.

Ombudsmann ab sofort direkt erreichbar

Unterdessen teilte die Staatskanzlei NRW mit, dass der Ombudsmann der Landesregierung zur Unterstützung der Loveparade-Betroffenen ab sofort direkt zu erreichen ist: Wolfgang Riotte, ehemaliger Staatssekretär im NRW-Inneministerium, steht als Ansprechpartner und Vermittler gegenüber Behörden, Versicherungen und weiteren Stellen zur Verfügung.