Großes Gedränge am unteren Ende der Rampe, die zum Festivalgelände der Loveparade führt.

Seiten für Augenzeugen und Hinterbliebene

Loveparade-Besucher vernetzen sich

Stand: 02.08.2010, 20:12 Uhr

Ursachenforschung mit Videos, Bewältigung der Trauer, nachträgliche Besucherzählung - im Netz gibt es mittlerweile zahlreiche Seiten von und für Loveparade-Besucher. Einige versuchen auch, das Unglück kommerziell zu nutzen.

Videos und Fotos des Gedränges auf dem Loveparade-Gelände gibt es im Netz eine ganze Menge. Jedes einzelne dokumentiert einen kleinen Ausschnitt des Geschehens. Eine Netzinitiative bemüht sich nun darum, die vielen einzelnen Schnipsel zu einer durchgängigen Dokumentation zusammenzufügen. Die Betreiber rufen dazu auf, bisher noch unveröffentlichtes Material zur Verfügung zu stellen, und können dabei auf die Unterstützung der Netz-Gemeinde zählen. "Möchtest Du die Bilder in groß haben? Ich stand ja mit Spiegelreflexkamera genau im oben genannten Zeitraum in der Nähe der Treppe", fragt beispielsweise Userin Patricia.

Andere helfen dabei, die bereits hochgeladenen Videos in die richtige chronologische Reihenfolge zu bringen. Am Montagnachmittag (02.08.10) liegt bereits ein erster Zusammenschnitt von 16 einzelnen Youtube-Videos vor. Der aber, nach Ansicht eines Kommentatoren, "noch eine entscheidende Lücke" enthält. Die Entstehung des Staus auf der Rampe sei noch nicht ausreichend dokumentiert. Die Betreiber hoffen auf weiteres Material.

Wie viele Menschen haben die Loveparade besucht?

Mit einer anderen bislang noch ungeklärten Frage beschäftigt sich das Internetprojekt von Sven Jansen aus Erkrath. Er versucht, die Zahl der Besucher nachträglich festzustellen. Alle, die bei der Veranstaltung in Duisburg waren, sollen sich per Mausklick zählen lassen. "Mir geht es darum, Druck zu erzeugen, damit dieses Ereignis nicht vergessen wird", sagt Sven Jansen. Dabei ist er allerdings auf die Ehrlichkeit der Internetnutzer angewiesen, denn kontrollieren kann er nicht, ob jeder, der sich meldet, tatsächlich vor Ort war. Bis Montagnachmittag haben sich rund 127.000 Menschen gemeldet.

Online Kondolenz-Bücher

In den Online-Kondolenzbüchern reißen auch über eine Woche nach dem Unglück die Einträge nicht ab. Die User wünschen allen Angehörigen der Opfer "viel Kraft und Unterstützung", fragen nach dem "Verstand derer, die so eine Veranstaltung planen" und berichten von eigenen Erlebnissen. Einige wünschen sich auch Mailkontakt zu "anderen Augenzeugen dieser schrecklichen Tragödie", um das Erlebte gemeinsam aufarbeiten zu können.

Werben mit dem Unglück

Einige versuchen offenbar auch, aus dem Unglück Profit zu schlagen. Wer bei Google nach "Loveparade" sucht, bekommt den Hinweis auf eine "Bundesweite Opfervertretung" als gewerbliche Anzeige angezeigt. Der Link führt zu einer Mannheimer Anwaltskanzlei, die für die Loveparade extra eine passende Subdomain eingerichtet und die Anzeige bei Google gebucht hat. Auf deren Seite wird auch ohne Umschweife erklärt, dass unter Umständen "bereits im Strafverfahren" ein Schmerzensgeldanspruch durchgesetzt werden könne. Ein "direkter Draht" zum Rechtsanwalt bestehe unter einer angegebenen "Notrufnummer". Auch eine große Kölner Zeitung hat bei Google eine Online-Anzeige gebucht, mit einem Link zu den Artikeln über die "Parade des Grauens".