Die A40 aus der Luft

Die Logistik hinter dem A40-Projekt

Detailpläne für 2.000 mobile Klos

Stand: 20.06.2010, 02:00 Uhr

Ein "Still-Leben" mitten auf der Autobahn: Am 18. Juli feiert die Ruhr 2010 auf der A40 ein Fest - ein logistisches Mammutprojekt. Für den autofreien Sonntag müssen dort 20.000 Tische, 2.000 mobile Klos und 96 Kühlwagen auf- und abgebaut werden.

Von Stephanie Zeiler

Die Autobahn A40/B1 ist die Hauptschlagader der Metropole Ruhr. Auf 57 Kilometern verbindet sie sieben Städte des ehemaligen Industriegebiets. Rund 110.000 Autos fahren dort täglich entlang. "Die Strecke hat das höchste Verkehrsaufkommen in NRW", sagt Hans Kuchenbecker, Leiter der Autobahnmeisterei Dortmund. Die Ruhr 2010 stoppt den Verkehr: Am 18. Juli soll auf der A40 alles still stehen. Ein Straßenfest auf der Autobahn, so etwas hat es in Kuchenbeckers 32-jähriger Dienstzeit im Ruhrgebiet noch nicht gegeben. "Ich habe zuerst gesagt, das geht nicht", erinnert er sich. Aber das Team hinter der Ruhr 2010 hat den Dortmunder dann doch für das ungewohnte Abenteuer gewonnen: "Mich hat längst auch das Still-Leben-Fieber gepackt", erklärt der gelernte Bauingenieur.

Stillstand an sechs Autobahnkreuzen

Verantwortlich sind die Autobahnmeistereien Dortmund und Duisburg dafür, dass die Strecke um 22 Uhr am Samstagabend des 17. Juli besenrein übergeben wird und das Gras entlang der A40 geschnitten ist. "Wir bekommen die Autobahn dann erst montags um 5 Uhr morgens fahrbereit zurück", erklärt Kuchenbecker. Das ist die Theorie. Was das praktisch bedeutet, darüber hat der Leiter der Autobahnmeisterei Dortmund die Ruhr.2010 GmbH längst genau informiert. Für ein Fest auf der Autobahn muss einiges gesichert werden: Sechs Autobahnkreuze, rund 20 Kilometer Brückengeländer, über dessen Planken Menschen fallen könnten, Fahrbahnübergänge, an denen Radfahrer und Inline-Skater stürzen könnten, sowie Baustellen.

Probeaufbau von Biertischen in Rekordzeit

Toilettenhäuschen auf der A40

2.000 mobile Klos im Einsatz

Die größte Herausforderung ist allerdings der Auf- und Abbau der Festausstattung für die Autobahn. Allein die Streckenpläne füllen schon drei Ordner der Ruhr 2010. Zudem gibt es für jede der 74 Auf- und Abfahrten zwischen Dortmund und Duisburg einen Ablaufplan und Protokolle für 96 Kühlwagen, 2.000 mobile Klos, sieben Bühnen, 20.000 Biertische und 40.000 Stühle. "Bei der ersten Stellprobe haben 30 Mitarbeiter für den Aufbau von rund 400 Tischen nur eine Stunde und 21 Minuten gebraucht. Das war Rekordzeit", erzählt Annika Nitschke, Sprecherin des Landesverbandes NRW des Technischen Hilfswerks (THW). Ganze 100 der 127 Ortsverbände seien am 18. Juli auf der A40 im Einsatz, das heißt rund 2.000 Mitarbeiter des THW. "Für uns ist das eine schöne Übung für den Ernstfall, beispielsweise um in kurzer Zeit Feldbetten bereitzustellen", sagt Nitschke. Einsätze ähnlicher Größenordnung habe es bislang nur im Katastrophenfall gegeben: beim Einsturz des Kölner Stadtarchivs, beim Schneechaos im Münsterland und beim Elbe-Hochwasser.

Heiraten auf der A40

Bereits jetzt zeichnet sich ab, dass die lange Tafel auf der Autobahn sehr bunt wird: Unter den bereits bekannten Gästen sind ehemalige Bergleute, Star Wars-Fans, Halmaspieler, Taubenzüchter, Schriftsteller, Musikbands und die Lindenstraße. Sie alle haben ihre Tischtickets bereits erworben. Im Verkauf sind noch einige Plätze in den Bereichen Dortmund, Bochum, Mülheim und Duisburg zu haben. 100 Paare wollen sich auf der A40 das Jawort geben. "Besonders berührt hat mich, dass zum Startschuss des Festes 1.000 Inline-Skater anrollen wollen", schwärmt Ruhr.2010-Sprecherin Hella Sinnhuber.

Nach Dortmund flitzen, nach Duisburg sitzen

Rund 8.000 Helfer sind am 18. Juli auf dem Ruhrschnellweg im Einsatz. Damit sich Inline-Skater, Radfahrer und Fußgänger entlang der Tafel nicht in die Quere kommen, darf nur in Richtung Dortmund gefahren werden. Die Fahrbahn von Dortmund nach Duisburg ist umgekehrt allein fürs Flanieren und Sitzen vorgesehen. Damit nun aber auch kein Radfahrer versehentlich falsch herum auf die Bahn fährt, werden 2.000 Schilder aufgestellt. Zudem werden Sicherheitsfirmen sowie Mitarbeiter der Autobahnmeistereien Dortmund und Duisburg dafür sorgen, dass sich auch ja kein Autofahrer am 18. Juli auf die A40 verirrt. Potenzielle Geisterfahrer leiten sie auf die A2, A3 und A42 um.