Fahrrad auf der A40

Autobahn wird zur Speisetafel

Massen-Picknick auf der A40

Stand: 18.07.2009, 02:00 Uhr

Lange Tischreihen statt Blechkolonnen - im Kulturhauptstadtjahr 2010 wird die A40 von Duisburg bis Dortmund einen Tag lang für ein Massenpicknick gesperrt. Wer eine Tischkarte bekommt, entscheidet das Los. Samstag (18.07.2009) startet die erste Bewerbungsphase.

Von Katja Goebel

Eine staugeplagte Autobahn als Bummel-Boulevard - am 18. Juli 2010 wird die Revier-Autobahn zwischen Duisburg Häfen und Dortmund Hörde für den Autoverkehr gesperrt und einen ganzen Tag lang zur Picknickmeile umfunktioniert. Statt endloser Blechkolonnen sollen sich im Kulturhauptstadtjahr über 20.000 Tische zu einer Tafel verbinden - auf rund 60 Kilometern, vorbei an sieben Ruhrgebiets-Städten.

Für rund 25 Euro ist auf der Picknickmeile der A40 ein Tisch zu haben, an dem zehn Menschen Platz finden. Doch wer einen der begehrten Plätze ergattern will, braucht vor allem eines - Glück. Die Tischkarten werden nämlich verlost.

"Verlosung wie bei der WM"

"Das funktioniert wie bei der Fußballweltmeisterschaft", erklärt Marc Oliver Hänig, Sprecher der Ruhr 2010 GmbH. "Die Leute können sich in zwei Phasen um Plätze bewerben und am Ende entscheidet das Los. Es dürfen auch Wunschauffahrten angegeben werden." Ab Samstag (18.07.09, 11 Uhr) läuft die offizielle Bewerbungsphase an. Dann beginnt im Internet auf den Seiten der Ruhr 2010 die Tischreservierung. "Wir werden die Anfragen sammeln und die ersten Tische voraussichtlich im September 2009 verlosen. Es braucht also keiner hektisch werden. Dann gibt es nochmals eine Auslosung mit Beginn des Kulturhauptstadtjahres Anfang 2010. Kurz vor der Veranstaltung werden dann noch einmal Restkarten in den freien Verkauf gehen."

Mülheim vergibt eigene 1.000 Tische

Neben der Ruhr 2010, die sich um die Vergabe der Plätze kümmert, konnten auch die Anrainer-Städte ein Kontingent an Tischen kaufen und verteilen. So hat sich Mülheim an der Ruhr bereits Wochen vor dem eigentlichen Stichtag rund 1.000 Tische auf dem Stadtgebiet gesichert und längst den Weiterverkauf eröffnet. "Das ist doch ein Bürgerprojekt, also wollen wir auch dafür sorgen, dass Mülheimer Bürger einen Platz auf dem eigenen Stadtgebiet bekommen", so Marc Becker vom Mülheimer Kulturhauptstadtbüro. Über die Plätze, die die Stadt zu verteilen hat, entscheide nicht das Los, sondern die Reihenfolge, in der die Bewerbungen eingehen - solange der Vorrat reicht. "Rund 200 Tische sind bereits vergeben", schätzt Becker. Auch aus Darlington, der Partnerstadt in England, habe es bereits Anfragen gegeben.

Kilometerlange Bühne aus Asphalt

Am 18. Juli 2010 wird die A40 aber nicht nur zur Speisetafel des Reviers und zur Flaniermeile für Fußgänger, eine Fahrspur soll auch für Radfahrer geöffnet werden. Auf die Besucher der A40 wartet auf der asphaltierten Riesen-Bühne außerdem ein Kulturprogramm, an dem sich jeder aktiv beteiligen kann. Ob Schule oder Verein, Chor oder Buchautor, katholischer Pfadfinder oder türkische Raver, Skatclub oder Taubenzüchter - sie alle könnten eine Plattform bekommen und für ein kunterbuntes Straßenfest sorgen. "Das soll nicht nur eine lange Kaffeetafel werden, an den Tischen soll ein Stück Alltagskultur zu finden sein. Das kann auch ein typisches Essen sein. Die A40 soll zur Straße der Begegnung werden, die Bürger sollen aktiv mitmachen und überlegen, welchen kulturellen Beitrag sie leisten könnten." Einfluss auf die Vergabe habe der Beitrag aber nicht.

Aufbauprobe auf stillgelegter Straße

Auch die Projekt-Logistik ist eine Herausforderung. "Wir erwarten 1,5 Millionen Menschen und haben 31 Stunden Zeit für den Aufbau", so Hänig. Seit Monaten schon arbeiten die Macher an Verkehrs- und Sicherheitskonzepten. "Das wird spannend. Deshalb werden wir vorher den Ernstfall schon einmal an einem stillgelegten Autobahnabschnitt üben." Das Fest selbst wird an dem Tag nur von 11 bis 17 Uhr dauern können. Dann muss alles wieder runter von der A40. Schließlich sollen einen Tag später auf der Straße mit dem höchsten Verkehrsaufkommen Deutschlands die Autos wieder ganz normal rollen.