Umfrage des Zentrums für Türkeistudien
Schlechtere Zukunft für türkische Kinder?
Stand: 19.10.2006, 11:56 Uhr
Die türkisch-stämmige Bevölkerung in NRW beurteilt die Zukunftschancen ihrer Kinder zunehmend schlechter. Weniger als die Hälfte der befragten Eltern glaubt, dass ihre Kinder bessere Chancen haben als sie selbst.
Bei einer neuen Umfrage des Zentrums für Türkeistudien (ZfT) hätten nur noch 46 Prozent der Befragten die Aussichten ihrer Kinder als besser eingeschätzt als die eigenen, sagte Integrationsminister Armin Laschet (CDU) am Donnerstag (19.10.2006) in Düsseldorf. Vor vier Jahren seien dagegen noch 71 Prozent dieser Meinung gewesen. Diese Entwicklung sei auch eine Folge des schlechten Abschneidens von Zuwandererkindern bei den PISA -Studien.
Laschet: Keine Parallelgesellschaft feststellbar
Als Hauptgrund für die schlechten Schulleistungen der Kinder seien in der Umfrage die mangelnden Sprachkenntnisse und fehlendes Engagement der Eltern genannt worden. Aber auch Desinteresse und diskriminierendes Verhalten von Lehrern werden für den fehlenden Bildungserfolg verantwortlich gemacht.
Trotz der vorhandenen Defizite schreitet nach Einschätzung von Laschet die Integration der türkisch-stämmigen Zuwanderer voran. "Es ist keine nennenswerte Entwicklung hin zur Bildung einer Parallelgesellschaft festzustellen", sagte er. In NRW leben rund 910.000 türkisch-stämmige Zuwanderer.
Studie: Die Schere geht auseinander
Das ZfT ist ein Institut an der Universität Duisburg-Essen. Es befragt seit 1999 in jährlichem Abstand 1.000 erwachsene türkeistämmige Migranten in NRW zu ihren Lebensumständen. Die am Donnerstag vorgestellte siebte Befragung belegt laut ZfT, die "dringende Notwendigkeit, bei der Zuwanderergeneration nicht nur Integrationsleistungen zu fordern, sondern zugleich auch gesellschaftliche Teilhabechancen zu bieten." Es seien wieder wachsende Defizite beim Einkommen sowie der Integration in Schule, Ausbildung und Arbeitsmarkt festzustellen. Die Schere zwischen Deutschen und Zuwanderern geht immer weiter auseinander, so die Studie. Seit 2002 sinke der Anteil der erwerbstätigen Zuwanderer, der derzeit bei 48 Prozent liegt. Zugleich steige der Anteil der Arbeitslosen.