Muslimische Mädchen entscheiden sich unterschiedlich
Streit um Verschleierung beendet
Stand: 09.05.2006, 10:42 Uhr
Mit einer schwarzen Vollverschleierung waren zwei muslimische Mädchen überraschend in ihrer Schule in Bonn erschienen. Nun scheint der seit Ostern schwelende Streit um das umstrittene islamische Gewand, das nur Sehschlitze freilässt, beigelegt.
Eine der beiden 18-Jährigen werde die so genannte Niqab, ein Gewand ähnlich der Burka, ablegen und wieder eine öffentliche Schule besuchen, teilte die Kölner Bezirksregierung am Dienstag (09.05.2006) mit. Das Angebot, an die Bertolt-Brecht-Gesamtschule in Bonn zurückzukehren, bestehe weiterhin. Es sei auch möglich, an eine andere Gesamtschule zu wechseln. Die Schülerin könne sich bis Freitag (12.05.2006) entscheiden.
Die andere junge Frau will nach Angaben ihres Anwalts weiterhin die Niqab tragen und hat sich zum Schuljahresende von der Schule abgemeldet. Für den Rest des laufenden Schuljahres habe sie einen Antrag auf Befreiung vom Unterricht gestellt.
"Stark religiös geprägt"
Die beiden jungen Frauen der Jahrgangsstufe 11 waren nach den Osterferien überraschend mit der Niqab zum Unterricht erschienen. Schulleiter Ulrich Stahnke erklärte, dass die Motive der Mädchen unklar seien. Er wisse lediglich, dass eine Schülerin stark religiös geprägt sei und dass die Mädchen seit einiger Zeit befreundet seien. Die Eltern lehnten das Tragen der Verhüllung ab, betonte Stahnke. Es gebe keinen Hinweis auf ein extremistisches Umfeld.
Stahnke sagte weiter, im Verlauf des Falles habe sich herausgestellt, dass die beiden Schülerinnen keine echte Burka, sondern eine Niqab trugen. Wie die Burka verhüllt auch diese den Körper einschließlich der Arme und Hände völlig. Anstelle eines Gitterschleiers gibt es im Augenbereich einen Schlitz im Stoff.
Kölner Regierungspräsident: Integration abgelehnt
Der Kölner Regierungspräsident Hans Peter Lindlar sagte am Dienstag (09.05.2006): "Die Entscheidung, die beiden volljährigen Schülerinnen vom Unterricht auszuschließen und ihnen die Gelegenheit zu geben, über ihr Tun nachzudenken, war richtig. Ich bedauere, dass die zweite Schülerin trotz aller Beratung die Burka weiter tragen will, weil sie dadurch die Integration in unsere Gesellschaft sichtbar ablehnt." Dadurch seien vor allem auch ihre beruflichen Chancen gefährdet.