NRW mitten in Manhattan
Ein Besuch bei der Landesvertretung
Stand: 10.09.2002, 15:04 Uhr
Rechts das Rockefeller Center, gleich um die Ecke der World Diamond District und mitten drin die Landesvertretung von Nordrhein-Westfalen. Dort, wo der Big Apple am reifsten ist, wird Tag für Tag die NRW-Wirtschaft angekurbelt. Chefkurbler ist Martin Menden, 35 Jahre alt, Leiter der NRW-Vertretung in New York.
Von Herbert Bopp
Zwei Mitkurbler stehen Menden zur Seite: Ulrich Gamerdinger und Karen Berry. Gamerdinger ist Schwabe. Karen Berry stammt aus Missouri. Im Sinn haben alle nur das Eine: Nordrhein-Westfalen in den Vereinigten Staaten als Wirtschaftsstandort schmackhaft zu machen.
Ein Weltmann ohne Allüren
Die Ankurbler: Ulrich Gamerdinger, Karen Berry, Martin Menden(v.l.)
Geboren wurde Martin Menden in Rochester/New York. Aufgewachsen ist er in Bonn und Washington. Kind mobiler Eltern, man spürt es sofort: Ein Mann von Welt, aber ohne weltmännische Allüren. Dass er immer schön auf dem Teppich bleibt, dafür sorgen auch Ehefrau Karin aus Wuppertal sowie die beiden Kinder Marvin (zweieinhalb) und Madita (ein Jahr alt). Die Mendens leben im Grünen, eine Zugfahrt von Manhattan entfernt.
"Nicht so schlimm wie man denkt"
Ein Hauch von NRW am U-Bahn-Eingang, Ecke 49./7th Avenue.
Von New York aus das US-Interesse am Standort NRW zu wecken ist nicht immer einfach. "Mit steuerlichen Argumenten können wir ohnehin nicht werben", meint Menden. "Wir sagen potenziellen Investoren dann immer: Es ist nicht so schlimm wie man denkt." Positive Verkaufsargumente für NRW gibt es immer noch genug: Die gute Infrastruktur, eine ideale Lage, mitten in Europa. Vor allem aber gut ausgebildete Arbeitskräfte. Dieses Argument, sagt Martin Menden, ziehe bei vielen Amerikanern nach wie vor am meisten.
560 US-Firmen in NRW
Rund 560 US-Firmen haben sich in Nordrhein-Westfalen niedergelassen. Fünf Branchen sind besonders stark vertreten: Chemie, Hightech, Logistik, Biotechnologie und Medizintechnik. Soeben hat das New Yorker NRW-Büro für die bevorstehende "Medica"-Medizinfachmesse in Düsseldorf die Werbetrommel gerührt - erfolgreich: Die Teilnahme amerikanischer Firmen ist gesichert.
"Amerikaner sind eben sehr emotional"
Martin Menden ist erst seit Juli dieses Jahres Leiter der Landesvertretung. Der 11. September in Manhattan ist ihm erspart geblieben. Das Unfassbare hat ihn in seinem neuen Job jedoch schnell eingeholt. Der - aus europäischer Sicht - übersteigerte Patriotismus, der einem zum 9/11-Jahrestag überall in New York entgegen schlägt, störe ihn nicht, sagt Menden. Amerikaner seien eben sehr emotional, das müsse man akzeptieren. Und außerdem: "Jeder hat ja seine eigenen Rückzugsmöglichkeiten."
9/11 ist nicht an allem Schuld
Die wirtschaftlichen Auswirkungen auf die Arbeit der NRW-Landesvertretung seien nur unmittelbar nach den Terrorakten zu spüren gewesen, sagt Menden. Erst als sich die Flugangst nach und nach wieder gelegt habe, seien die bilateralen Aktivitäten in Schwung gekommen. Generell halten sich ausländische US-Investitionen ohnehin in Grenzen. Daran sind nach Mendens Meinung allerdings nicht die Vorgänge vom 11. September Schuld: "Die amerikanische Wirtschaft schwächelt generell."