Luftaufnahme von New York nach den Anschlägen

Die Welt ist geschockt

Nachrichtenticker vom 12.09.2001

Stand: 12.09.2001, 23:55 Uhr

Am Ground Zero, wo einst die Zwillingstürme des World Trade Centers aufragten, suchen Rettungskräfte weiter nach Überlebenden - zumeist vergeblich. US-Präsident George W. Bush kündigte in seiner Rede an die Nation eine entschlossene Antwort auf die Terroranschläge in New York und Washington an. Die Ereignisse des Tages im Überblick.

00:15 Uhr: Erstmals Zahlen von Verletzten veröffentlicht

Am frühen Mittwochmorgen (MESZ) gab New Yorks Bürgermeister Rudolph Giuliani bekannt, dass bei dem Horror-Anschlag auf das World Trade Center möglicherweise 2.250 Menschen verletzt wurden, die meisten von ihnen schwer. 7.000 medizinische Helfer seien im Einsatz. Über die Zahl der Todesopfer gibt es bislang keine Angaben.

00:45 Uhr: US-Regierung dementiert Raketenangriff

Ein Regierungssprecher dementierte in Washington eine Beteiligung der USA an Raketenanschlägen in Afghanistan. Gegen Mitternacht (MESZ) war die Hauptstadt Kabul von Explosionen erschüttert worden. In Afghanistan soll sich der moslemische Extremist Osama Bin Laden versteckt halten, der als wahrscheinlicher Drahtzieher der Anschläge in den USA angesehen wird.

01:05 Uhr: Bush in Washington eingetroffen

US-Präsident George Bush ist auf dem Luftwaffenstützpunkt Andrews bei Washington gelandet. Bush war zunächst aus Sicherheitsgründen nicht nach Washington zurückgekehrt. Um 03:00 Uhr (MESZ) will sich der Präsident in einer Rede an die Nation wenden.

01:20 Uhr: Angriff auf Kabul waren vermutlich Oppositionelle

Der Militärangriff auf die afghanische Hauptstadt Kabul geht vermutlich auf das Konto der innenpolitischen Gegner des Taliban-Regimes. Ein Verantwortlicher der oppositionellen nördlichen Allianz erklärte gegenüber CNN, dass der Angriff den Taliban gegolten habe. Auf den Führer der nördlichen Allianz, Ahmed Schah Massud, war vor wenigen Tagen ein Attentat verübt worden.

02:00 Uhr: 200 Feuerwehrleute getötet

Ein Polizist kniet vor Bildern von Kollegen

Ein New Yorker Polizist trauert um seine Kollegen

Beim Zusammensturz des World Trade Centers sind vermutlich mindestens 200 Feuerwehrleute und 80 Polizisten getötet worden. Insgesamt kamen bei den Anschlägen auf das World Trade Center in New York und das Pentagon in Washington mehrere Tausend Menschen ums Leben. "Die Opferzahl wird höher sein, als irgend jemand ertragen kann", so der New Yorker Bürgermeister Ralph Giuliani.

02:40 Uhr: Bush droht Vergeltung an

US-Präsident George W. Bush hat in seiner Rede an die Nation eine entschlossene Antwort auf die Terroranschläge in New York und Washington angekündigt. Er kündigte an, keinen Unterschied zu machen zwischen den Terroristen und denen, die den Attentätern geholfen haben. Terroristen könnten "die Fundamente großer Gebäude erschüttern - aber nicht unsere Nation", ergänzte Bush.

04:30 Uhr: Attentäter mit Messern bewaffnet

Mindestens zwei Gruppen von Hijackern, die die Flugzeuge für ihre Terroranschläge in New York und Washington kaperten, waren nach offiziellen Angaben mit Messern bewaffnet. Die beim Absturz auf das Pentagon getötete US-Fernsehkommentatorin Barbara Olson konnte sich vor dem Attentat aus dem Flugzeug telefonisch bei ihrem Mann melden und Einzelheiten über die Attentäter durchgeben.

04:50 Uhr: Überlebende gefunden

Zwei Polizisten sind lebend aus den Trümmern des World Trade Centers gerettet worden. Zu mindestens zwei weiteren unter den Schuttmassen begrabenen Personen gebe es Handy-Kontakt, erklärte Bürgermeister Rudolph Giuliani. Die beiden Polizisten hätten berichtet, dass sich noch weitere Überlebende in den Trümmern befänden.

07:15 Uhr: Spur führt nach Florida

Bei der Suche nach den Attentätern von New York und Washington scheint es erste Spuren zu geben. Der Nachrichtensender CNN meldete in den frühen Morgenstunden, dass die Ermittler mehrere Verdächtige im Visier hätten, die Verbindungen nach Südflorida haben sollen. Nach CNN-Informationen hat das FBI bereits Durchsuchungsbefehle für Häuser und Postfächer in Miami erhalten.

8:00 Uhr: UN bereiten Abzug aus Kabul vor

Die Vereinten Nationen und internationale Hilfsorganisationen bereiten den Abzug ihrer Mitarbeiter aus der afghanischen Hauptstadt Kabul vor. Man befürchte Vergeltungsschläge der USA, teilte die UNO mit.

8:20 Uhr: Bundeswehr in höherer Bereitschaft

Nach der Terrorwelle in den USA hat die Bundesregierung Teile der Bundeswehr auf eine höhere Bereitschaftsstufe gesetzt. Bundesverteidigungsminister Rudolf Scharping erklärte in Berlin, dass auch der deutsche Luftraum verstärkt überwacht werde.

8:30 Uhr: Afghanische Opposition bekennt sich zu Bombardement

Die Opposition in Afghanistan hat Verantwortung für den Bombenangriff auf die Hauptstadt Kabul in der vergangenen Nacht übernommen. "Unsere Hubschrauber haben den Flughafen angegriffen", sagte Oppositionsmitglied Waisuddin Salik der Nachrichtenagentur AP. Es habe sich um einen Vergeltungsschlag für die Bombenangriffe der Taliban auf das Gebiet der Opposition nördlich der Hauptstadt Kabul gehandelt.

9:00 Uhr: Regierungserklärung von Kanzler Schröder

Bundeskanzler Gerhard Schröder

Bundeskanzler Gerhard Schröder

Bundeskanzler Schröder hat in Berlin eine Regierungserklärung abgegeben. Der 11. September 2001 werde "als schwarzer Tag" in die Geschichte der Menschheit eingehen, sagte Schröder. Er habe dem amerikanischen Präsidenten Bush die "uneingeschränkte Solidarität des deutschen Volkes" versichert. CDU/CSU-Fraktionschef Merz bezeichnete die Terrorserie als "Anschlag auf die Zivilisation, Freiheit und Offenheit unserer Gesellschaft". Jeder innenpolitischer Streit habe in diesen Stunden zurückzustehen, sagte Merz.

10:10 Uhr: Gedenkstunde im Landtag

Auch der nordrhein-westfälische Landtag in Düsseldorf hat am Morgen der Opfer der Terroranschläge in den USA gedacht. Die Gewalt habe alle demokratischen und toleranten Gesellschaften "mitten ins Herz" getroffen, sagte Landtagspräsident Ulrich Schmidt (SPD). Nordrhein-Westfalen sei "aufgewühlt und fassungslos, hilflos und wütend über das Ausmaß von Gewalt und Hass, zu dem Menschen fähig" seien.

10:40 Uhr: Keine Erkenntnisse über Opfer aus NRW

Noch ist nicht bekannt, ob unter den Opfern der Anschläge in New York und Washington auch Menschen aus NRW sind. "Wir haben bislang keinerlei Erkenntnisse, ob jemand aus Nordrhein-Westfalen betroffen sein könnte", sagte Ministerpräsident Wolfgang Clement vor dem Landtag in Düsseldorf. "Wir leben alle in einer anderen Welt als vorher", so Clement weiter.

11:00 Uhr: Europacup-Spiele abgesagt

Der europäische Fußballverband UEFA hat sämtliche für Mittwoch und Donnerstag angesetzten Europapokalspiele abgesagt. Aus Respekt vor den Opfern der Terroranschläge in New York und Washington werden alle Partien in der Champions League und im UEFA-Pokal verschoben, teilte die UEFA mit. Die Deutsche Fußball Liga berät zur Zeit über eine Absage der Bundesligaspiele am Wochenende.

11:30 Uhr: Offenbar ein deutsches Opfer

Bei den Terroranschlägen in den USA hat es offenbar auch ein deutsches Opfer gegeben. Eine Stewardess aus Deutschland habe sich in einem der zum Absturz gebrachten Flugzeuge befunden, hieß es im Auswärtigen Amt. "Wir haben relativ sichere Informationen über eine Flugbegleiterin, eine Deutsche, die in einem der Flugzeuge gesessen hat, die als Terrorwaffe benutzt wurden", sagte Staatsminister Ludger Volmer laut dpa.

12:00 Uhr: US-Ermittler konzentrieren sich auf Bin Laden

US-Ermittler sind zu "90 Prozent sicher", dass der saudische Terrorist Osama Bin Laden hinter den Anschlägen auf das World Trade Center und das Pentagon steht. "Dies ist keine Annahme, es handelt sich um neue Informationen", sagte ein ungenannter hoher Beamter dem TV-Sender NBC. Die Zeitung "Boston Herald" berichtet von einem sichergestellten Mietauto, in dem in arabischer Sprache verfasste Fluganleitungen für Piloten gefunden wurden. Als Verdächtige seien fünf Araber ermittelt worden, darunter ein ausgebildeter Pilot.

12:20 Uhr: Erkenntnisse über vier deutsche Opfer

Die verheerende Terrorwelle in den USA hat offenbar mindestens vier deutsche Opfer gefordert. Dabei soll es sich um eine deutsche Stewardess und drei Mitarbeiter einer Firma aus Baden-Württemberg handeln.

12:30 Uhr: Pentagon weiter in Flammen

Rauchwolken und Feuer im Pentagon in Washington am 11.09.2001, nachdem dort ein zuvor von Terroristen entführtes Linienflugzeug eingeschlagen ist

Das Feuer im Pentagon ist noch nicht gelöscht

Auch mehr als 20 Stunden nach dem Terrorangriff auf das amerikanische Verteidigungsministerium steht das Pentagon immer noch in Flammen. Dort rechnen die Helfer mit bis zu 800 Toten. In New York bleiben heute sämtliche Schulen geschlossen. Über dem Stadtteil Manhattan steht immer noch eine dichte Rauchwolke.

12:45 Uhr: Bin Laden dementiert erneut seine Beteiligung

Der saudische Terrorist Osama Bin Laden hat jede Beteiligung an den Anschlägen in den USA abgestritten. Ein Berater Bin Ladens sagte dem arabischen Sender Abu Dhabi Television, dass Bin Laden die Attentäter beglückwünsche, selbst aber keine Informationen über die Angriffe gehabt habe.

13:30 Uhr: Sieben weitere Opfer geborgen

Nach Informationen des US-Fernsehsenders CNN haben die Rettungskräfte in New York sieben weitere Opfer lebend aus den Trümmern geborgen. Dabei soll es sich um einen Polizisten und sechs Feuerwehrleute handeln. Zu weiteren Opfern besteht Kontakt über Handy.

14:15 Uhr: Geheimdienste verdächtigen Bin Laden

Osama bin Laden (Archivfoto 2000)

Osama bin Laden gilt als Drahtzieher der Anschläge

Nach Einschätzungen des Bundesnachrichtendienstes deuten die Spuren des Terrorangriffs auf eine Beteiligung des saudischen Terroristen Osama Bin Laden hin. Dies erklärte Kanzleramtschef Frank-Walter Steinmeier in Berlin. Ähnliche Informationen hätten auch die Geheimdienste Großbritannien, Frankreichs und Israels.

15:00 Uhr: Bombendrohung gegen Auswärtiges Amt

In Berlin ist das Auswärtige Amt geräumt worden. Offenbar hat es eine Bombendrohung gegeben. Alle Mitarbeiter hätten das Gebäude sehr ruhig verlassen, teilte ein Sprecher mit.

15:45 Uhr: Nationaler Sicherheitsrat tagt

In Washington hat US-Präsident Georg W. Bush den Nationalen Sicherheitsrat zusammengerufen, um sich auf den neusten Stand der Ermittlungen bringen zu lassen. Gegen 17 Uhr will sich Bush noch einmal mit einer Fernsehansprache an die Bevölkerung wenden.

15:55 Uhr: Deutsche sollen Afghanistan verlassen

Das Auswärtige Amt hat allen deutschen Staatsbürgern, die sich in Afghanistan aufhalten, empfohlen, das Land zu verlassen. Nach Angaben eines Sprechers befinden sich derzeit 23 Deutsche in Afghanistan, 15 davon in der Hauptstadt Kabul.

16:45 Uhr: Bundesliga spielt

Die Spiele der Fußball-Bundesliga werden am Wochenende wie geplant angepfiffen. Dies hat die Deutsche Fußball Liga nach einer mehrstündigen Sitzung beschlossen. Mit Schweigeminuten soll in den Stadien der Opfer der Anschläge gedacht werden.

16:50 Uhr: Bush spricht von einem "Akt des Krieges"

US-Präsident George W. Bush hat sich mit einer weiteren Fernsehansprache an das amerikanische Volk gewandt. "Das war kein Akt des Terrors, sondern ein Akt des Krieges", sagte Bush. Die USA stünden einem neuen Feind gegenüber. Dieser Feind verstecke sich im Moment. "Aber er wird sich nicht für immer verstecken können und er wird nicht für immer sicher sein", so Bush weiter. Die USA würden alle Ressourcen einsetzen, den Feind zu besiegen.

18:00 Uhr: NATO diskutiert Verteidigungsfall

Die NATO sieht sich nach den Anschlägen in den USA vor die Frage gestellt, ob der kollektive Verteidigungsfall gegeben ist. Im Nordatlantikrat in Brüssel sei darüber diskutiert worden, sagte Nato-Sprecher Yves Brodeur. Artikel fünf des NATO-Gründungsvertrages verpflichtet die Mitglieder im Falle des Angriffs auf einen oder mehrere NATO-Staaten zur gemeinsamen Verteidigung.

18:05 Uhr: Feuer im Pentagon weitet sich aus

Das Feuer im Pentagon weitet sich mehr als 24 Stunden nach dem Ausbruch weiter aus. Die noch intakten Bereiche des Gebäudes, in denen die Mitarbeiter des US-Verteidigungsministerium heute weiter gearbeitet hatten, wurden vorsorglich geräumt.

19:10 Uhr : Angeblich mehrere Festnahmen durch FBI

US-Medien berichten, dass das FBI mehrere Personen festgenommen hat. Ob es sich dabei um Verdächtige oder Tatzeugen handelt, ist derzeit noch unklar. Das FBI soll ein Hotel in Boston gestürmt haben. Auch aus Florida werden Festnahmen gemeldet.

20:05 Uhr : Kanzlererklärung erwartet

Bundeskanzler Schröder hat sich am Abend mit Partei- und Fraktionsvorsitzenden getroffen. Er will sich gegen 21 Uhr mit einer Erklärung an die Öffentlichkeit wenden.

21:07 Uhr : Schröder will Nato-Erklärung abwarten

Die angekündigte Pressekonferenz von Bundeskanzler Schröder verzögert sich weiter. In Berlin heißt es, man wolle eine Erklärung von NATO-Generalsekretär Robertson in Brüssel abwarten.

21:21 Uhr: Nato-Staaten beschließen Verteidigungsfall

In Brüssel wird bekannt, dass die Nato-Mitgliedsländer nach Artikel fünf des Natovertrags den kollektiven Verteidigungsfall festgestellt haben. In diesem Fall verpflichten sich die Mitgliedsländer zum gegenseitigen Beistand.

21:25 Uhr: Auch Weißes Haus und 'Air Force One' waren Anschlagsziele

Die Maschine, die das Pentagon getroffen hat, sollte eigentlich auf das Weiße Haus stürzen. Dafür gebe es glaubwürdige Informationen, so ein Sprecher des US-Sicherheitsrates. Mit dem vierten, über Pennsylvania abgestürzten Flugzeug, war ein Anschlag auf die Präsidentenmaschine, die "Air Force One" geplant. Dies meldet der Nachrichtensender CNN.

21:40 Uhr: Schröder: Deutschland wird Beistand leisten

Auch nach Ansicht des Bundeskanzlers ist durch die Terroranschläge in den USA der Verteidigungsfall für das gesamte Nato-Bündnis eingetreten. Deshalb werde Deutschland den USA bei einer möglichen Reaktion auf die Anschläge beistehen. Grundlage hierfür sei ein entsprechender Nato-Beschluss. Da, wo verfassungsrechtlich notwendig, werde der Bundestag in Entscheidungen mit eingebunden.

21:56 Uhr: FBI dementiert Festnahmen

Wie das FBI auf einer Pressekonferenz mitteilt, hat es bisher doch noch keine Festnahmen im Zusammenhang mit den Attentaten gegeben. Es wird jedoch bestätigt, dass es in einem Hotel in Boston Durchsuchungen gegeben hat.

22:28 Uhr: Flugzeugentführer teilweise identifiziert

Wie der FBI-Chef Mueller mitteilt, sind viele der Flugzeugentführer mittlerweile identifiziert worden. Die Attentäter hätten an Bord in Gruppen von drei bis fünf Personen zusammengearbeitet. Auch die Identität mehrerer Helfer der Terroristen am Boden sei inzwischen bekannt. Justizminister Ashcroft berichtet, dass einige Entführer ihre Pilotenausbildung in den USA erhalten hätten.

23:20 Uhr: Durchsuchung in Hamburg

Im Hamburger Stadtteil Harburg ist am Abend eine Wohnung vom Landeskriminalamt durchsucht worden. Dort sollen Personen arabischer Herkunft gewohnt haben, die etwas mit den Terrorakten in Amerika zu tun haben sollen.