Chemie Grünenthal

Geschädigte mit Verhandlungen unzufrieden

Contergan-Opfer gegen "billige Lösung"

Stand: 17.03.2008, 14:07 Uhr

Der Bundesverband Contergangeschädigter hat erneut den Aachener Pharmahersteller Grünenthal kritisiert. Die zweite Runde der Entschädigungs-Verhandlungen sei ergebnislos beendet worden. Die Firma strebe offenbar eine billige Lösung an.

"Für uns sieht es so aus, dass Grünenthal eine Lösung sucht, die gut aussieht, die das Unternehmen aber nicht viel kostet", sagte Verbandsbeirat Martin Dressler am Montag (17.03.08). Das Unternehmen betonte erneut, es wolle einen eigenen finanziellen Beitrag zur Aufstockung der Hilfsgelder leisten. Grünenthal-Sprecherin Annette Fusenig sagte, Zahlungsmodelle seien in Arbeit. "Grundsätzlich wollen wir eine Verbesserung der Lebenssituation erreichen."

Monatlich maximal 545 Euro Rente

Die rund 2.700 in Deutschland noch lebenden Contergan-Geschädigten erhalten derzeit eine Rente von maximal 545 Euro. Die Bundesregierung hat angekündigt, die Renten zu verdoppeln. Damit die Zahlungen weiter erhöht werden können, erwartet der Bundesverband vom Unternehmen einen jährlichen Gesamtbeitrag von 15 Millionen Euro. Der Verband fordert, dass jeder Betroffene eine Einmalzahlung von rund 100.000 Euro erhält.

Grünenthal habe aber die Forderungen bei dem Gespräch vor gut einer Woche als nicht akzeptabel abgelehnt, so der Verband. Er sei erst jetzt an die Öffentlichkeit gegangen, weil er noch auf ein Einlenken gehofft habe. Der Verband äußerte sich "sehr enttäuscht".

Hilfsfonds wird derzeit allein vom Bund finanziert

Wegen des Schlafmittels Contergan waren Ende der 1950er und Anfang der 1960er Jahre weltweit mehrere tausend Kinder zum Teil schwer fehlgebildet auf die Welt gekommen. Nach einem Vergleich mit den Opfern hatte der Aachener Hersteller Grünenthal 1971 rund 56 Millionen Euro (110 Millionen Mark) in eine Contergan-Stiftung eingezahlt, der Bund steuerte weitere 51 Millionen Euro bei. Seit 1997 ist das Geld aufgebraucht. Der Fonds wird seither allein vom Bund finanziert. Im Dezember 2007 hatten sich erstmals Vertreter des Bundesverbandes mit dem Grünenthal-Geschäftsführer Sebastian Wirtz getroffen.