Mahnwache Copntergangeschädigter

Weitere Gespräche sollen folgen

Erstes Treffen mit Contergan-Geschädigten

Stand: 10.12.2007, 19:17 Uhr

Nach Jahren des Schweigens ein erstes, lang erwartetes Gespräch: Am vergangenen Freitag (07.12.07) trafen sich Contergan-Geschädigte mit dem Chef der Hersteller-Firma. Jetzt haben sie "Anlass zur Hoffung", dass sich ihre Situation bessert.

Er habe noch nie einen Contergan-Geschädigten getroffen, hatte Sebastian Wirtz im September zugegeben. Wirtz ist der Enkel des Gründers von Grünenthal, der Firma, die Ende der 50er Jahren das Schlafmittel Contergan auf den Markt gebracht hatte. In den Jahren darauf waren Tausende von Kindern mit zum Teil schweren Missbildungen zur Welt gekommen, weil ihre Mütter das rezeptfreie Mittel genommen hatten. 2.700 von ihnen leben noch - und das unter zum Teil schwierigsten Umständen. Denn die 56 Millionen Euro, die die Firma nach einem Vergleich in einen Fonds für die Geschädigten einzahlte, sind längst aufgebraucht.

Treffen in aller Diskretion

Das Bekenntnis des Sebastian Wirtz schlug Wellen. Ein Betroffener lud ihn ein, Wirtz schrieb zurück. Ob das Treffen stattgefunden hat, ist unklar, Wirtz bestand auf Diskretion. Offensichtlich hatte er aber auch zum Bundesverband Contergan-Geschädigter Kontakt aufgenommen - und sich an einem nicht näher genannten Ort mit der Vorsitzenden Margit Hudelmaier und Betroffenen verabredet. Es sei darum gegangen, sich gegenseitig kennen und die Situation der Geschädigten verstehen zu lernen, sagte Hudelmaier danach. Sie habe "eindringlich auf die dringend notwendige Verbesserung der Lebenssituation sowohl in medizinischer als auch finanzieller Hinsicht hingewiesen". Denn ihnen bleibt lediglich eine monatliche Rente von 545 Euro, seitdem der Bund den Fonds allein finanzieren muss.

Vorsichtiger Optimismus und weitere Gespräche

Hudelmaier war eigentlich skeptisch gewesen, weil sie meinte, Wirtz sei erst nach der Ausstrahlung des ARD -Zweiteilers "Contergan" im November auf die Opfer zugegangen. Nach dem Gespräch zeigte sie sich aber vorsichtig optimistisch: Wirtz habe sich betroffen von den Schwierigkeiten gezeigt, die Contergan-Geschädigte im Alltag zu bewältigen hätten. "Der Verlauf des Gesprächs gibt dem Bundesverband Contergan-Geschädigter Anlass zur Hoffnung, dass die Firma Grünenthal bemüht ist, ihren Beitrag zur Verbesserung der Situation zu leisten." Wie dieser Beitrag aussehen soll, wurde zwar nicht mitgeteilt. Immerhin sind weitere Gespräche geplant - in das angespannte Verhältnis scheint Bewegung gekommen zu sein.