Ermittlungen gegen Neonazis
NSU-Anschläge auch in Köln und Duisburg?
Stand: 09.01.2012, 12:12 Uhr
Ist die Zwickauer Terrorzelle auch für ungeklärte Anschläge in NRW verantwortlich? Die Ermittlungsbehörden gehen Hinweisen nach, dass der NSU hinter dem Mordversuch an einem Duisburger Gastwirt und dem Kölner Nagelbombenanschlag stecken könnte.
Die Generalbundesanwaltschaft lässt zurzeit vom Bundeskriminalamt prüfen, ob die mutmaßlichen Terroristen der rechtsextremistischen Gruppe "Nationalsozialistischer Untergrund" (NSU) auch für den Nagelbombenanschlag in Köln verantwortlich sind. Dabei waren im Juni 2004 in einer überwiegend von Türken bewohnten Straße 22 Menschen verletzt worden. "Es gibt entsprechende Anhaltspunkte und entsprechende Ermittlungen", sagte ein Sprecher der Generalbundesanwaltschaft WDR.de am Montag (09.01.2012). Hinweise auf eine Täterschaft des NSU habe man auf einer der Bekenner-DVDs der Rechtsextremisten gefunden. Weitere Details nannte der Sprecher mit Hinweis auf "laufende Ermittlungen" nicht.
Mordanschlag auf Duisburger Gastwirt
Die Selbstschussanlage war auf den Fahrer des PKW gerichtet
Die Duisburger Staatsanwaltschaft und das Landeskriminalamt NRW gehen derweil dem Verdacht nach, dass die mutmaßlichen Nazi-Terroristen Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe auch hinter dem Mordversuch auf einen türkischstämmigen Duisburger Gastwirt am 15. Dezember 2003 im Stadtteil Meiderich stecken könnten. "Die Prüfung läuft. Wir haben deshalb unsere Akten an das LKA in Düsseldorf weitergeleitet", sagte der Duisburger Oberstaatsanwalt Detlef Nowotsch WDR.de.
Nur durch Zufall überlebt
Der Schuss verletzte den Mann schwer
Der Duisburger Gastwirt hatte den Anschlag nur durch Zufall überlebt. Der damals 34-Jährige hatte beim Zurücksetzen seines Autos eine Selbstschussanlage ausgelöst, die auf den Fahrersitz gerichtet war. In dem Moment, als sich der Schuss löste, hatte er sich in seinem Wagen nach einem heruntergefallenen Gegenstand gebückt. Das rettete ihm das Leben, er wurde nur am Arm verletzt. Die Selbstschussanlage war eine Eigenkonstruktion und wurde über einen Draht ausgelöst. Laut einem Bericht der WAZ wurde eine ähnliche Selbstschussanlage in der abgebrannten Wohnung der Terror-Verdächtigen Zschäpe in Zwickau gefunden.
Die Nazi-Terrorzelle war im November 2011 aufgeflogen. Der Generalbundesanwalt macht sie bisher für zehn Morde, zwei Sprengstoffanschläge und 14 Banküberfälle verantwortlich, darunter einen Mord in Dortmund.