Hat Youtube die besseren Lehrer?

Stand: 04.06.2019, 00:01 Uhr

  • Studie zur Youtube-Nutzung durch Schüler
  • 47 Prozent lernen mit Youtube Schulstoff
  • VBE sieht bei richtiger Auswahl gute Ergänzung

Von Sabine Tenta

Ein Lehrer schreibt Matheformeln auf, erklärt. Mitten in der Bewegung friert er ein. Zurückspulen, noch mal gucken, kapiert. Mit Youtube-Videos lässt sich das Lerntempo individuell gestalten, der Lehrer ist frei wählbar. Vorteile, die von Schülern geschätzt werden.

Das ergab eine deutschlandweite Umfrage unter rund 800 Schülern im Auftrag des "Rats für kulturelle Bildung", die am Dienstag (04.06.2019) veröffentlicht wurde. Youtube wird demnach von 86 Prozent der Zwölf- bis 19-Jährigen genutzt. Und landet in der Liste der genutzten digitalen Plattformen auf Platz zwei.

Für 47 Prozent der Befragten sind Youtube-Videos zu Schulthemen wichtig bis sehr wichtig. Rund drei Viertel von ihnen sagen, sie nutzen die Plattform "zur Wiederholung von Unterricht, den ich nicht verstanden habe."

Die Youtube-Lehrer

Die Youtube-Stars, die Schulstoff verständlich machen, heißen Daniel Jung, "Lehrerschmidt" oder "MrWissen2Go". Sie haben zehntausende Abonnenten und Abrufe im sechs- bis siebenstelligen Bereich.

"musstewissen" hat für Schulfächer wie Deutsch oder Chemie eigene Youtube-Kanäle. Dort erklären junge Leute Basis-Schulstoff. Der Dreißigjährige Krieg passt bei "MrWissen2Go" in kompakte elf Minuten. Diese Angebote gehören zu funk, dem Online-Angebot für junge Menschen von ARD und ZDF.

"... den Hintern gerettet!"

"Warum können meine Lehrer nicht so einfach und gut erklären!? Danke!!!" fragt ein User unter einem Mathe-Video von Daniel Jung. "Ich wüsste nicht, wo ich ohne dich bleiben würde :D Matheunterricht nix gecheckt, dafür haben deine Videos mir schon unzählige Male den Hintern gerettet! Weiter so! LG", ergänzt eine junge Frau.

Die Kommentare quellen über vor Lob und Dank. Man hört förmlich Steinbrocken von Herzen fallen. Sind die Youtuber die besseren Lehrer? Oder sogar eine Konkurrenz für die Schule?

Lehrerverband: gute Ergänzung

Für Stefan Behlau, NRW-Landesvorsitzender des VBE, sind die Youtuber keine Konkurrenz, sondern eine willkommene Ergänzung. Die Anbieter müssten aber sorgfältig ausgewählt werden.

Als vertrauenswürdig stuft er beispielsweise die Youtube-Kanäle von funk ein. Früher habe es zwar auch Schulfernsehen gegeben. Aber neu seien "das niedrigschwellige Angebot, die ständige Verfügbarkeit und die hohe Themenvielfalt".

Um Youtube-Videos aktiv im Unterricht einzusetzen, fehle oft die Infrastruktur, beklagt Behlau. Dafür brauche es mehr Bandbreite und Beamer.

Die Studie hebt auch hervor, wie wichtig die Vermittlung von Medienkompetenz in der Schule ist. Damit seriöse von dubiosen Angeboten unterschieden werden.