Kaufprämie für E-Autos – Contra und Pro

Stand: 04.11.2019, 08:00 Uhr

Die Kaufprämie für Elektro-Autos wird auf bis zu 6.000 Euro erhöht. Eine sinnvolle Entscheidung von Bundesregierung und Autoindustrie? Das Contra aus "pro und contra".

Das ist wieder eine Entscheidung im alten Auto-Modus. Automatisch fürs Auto, koste es was es wolle. Die aufgestockte Kaufprämie ist falsch, aus drei Gründen, meint Martin Gent.

Kein Klima-Hit

Sie bringt wenig für Klimaschutz und Umwelt. Solange noch so viel dreckige Kohle im Strommix ist, da wo die Batterien herstellt werden und da wo die E-Autos geladen werden (also bei uns) sind E-Autos kein Klima-Hit. Dazu muss der Strom viel grüner werden, die Bundesregierung was gegen den Quasi-Ausbaustopp bei der Windenergie tun.

Keine Steuermittel fürs E-Auto

Autoförderung aus Steuermitteln ist unfair. Keine Frage, perspektivisch werden E-Autos immer besser und viele Autos mit Benzin- und Dieselmotor ersetzen. Wer den Trend beschleunigen möchte, sollte zuallererst die Subventionen für Dieselsprit abbauen. Und wenn E-Autos schon beim Kauf billiger sein sollen: Warum finanziert man eine solche Kaufprämie nicht über einen Aufpreis für Verbrenner-Autos? Das Geld käme dann aus dem Auto-System und nicht aus Steuermitteln. Da wird es gebraucht für eine echte Mobilitätswende, für tollen, auch preislich attraktiven öffentlichen Verkehr, für Elektrifizierungslücken bei der Bahn, für Fahrrad-Mobilität und die digitale Vernetzung umweltgerechter Verkehrsmittel.

Prämie benachteiligt reine E-Hersteller

Die Hersteller-Beteiligung könnte verpuffen. Verabredet ist, dass die Hersteller die Hälfte der E-Auto-Kaufprämie tragen. Davon könnte wenig übrig bleiben, wenn sie ohnehin übliche Rabatte entsprechend kürzen oder kreative Listenpreise bei Markteinführung eines Modells ansetzen. Marktkenner vermuteten solche Tricks schon bei der kleineren E-Auto-Kaufprämie vor drei Jahren. Der Nachweis ist schwierig, weil der Hersteller-Anteil der Kaufprämie direkt verrechnet wird und nicht in einen großen Topf wandert.

Fazit

Elektromobilität kommt auch ohne fette Subventionsprogramme, die viele Trittbrettfahrer haben werden. Zumal jedes E-Auto ganz ohne Prämie schon gefördert wird. Zählt man die erlassene Kfz-Steuer und die entfallene Mineralölsteuer zusammen, kommt man auf rund 500 Euro im Jahr. Kein Wunder, dass Autozeitschriften kühlen Rechnern E-Autos empfehlen. Viele Modelle sind jetzt schon wirtschaftlicher.

Hier schreibt Martin Gent, Redakteur und Reporter in der WDR-Wissenschaftsredaktion. Als Mobilitätsexperte ist er stets auf der Suche nach Perspektiven für den Verkehr von morgen.

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