Agrarland ist eine wertbeständige Anlage, denn es ist ja nicht vermehrbar. Im Gegenteil: Es wird immer knapper. Vor allem durch den immer noch wahnwitzig hohen Verbrauch von Agrarland für immer neue Straßen, Wohn- und Gewerbegebiete.
Rund 9.500 Quadratkilometer gingen dadurch zwischen 1992 und 2018 verloren. Das entspricht fast halben Fläche von Rheinland-Pfalz. Und ein Ende dieser preistreibenden Verknappung ist nicht abzusehen.
"In Nordrhein-Westfalen oder in anderen großen Ballungsgebieten wird händeringend weiter Fläche gesucht, für Baugebiete, für Straßenbau," so Agrarforscher Tietz, "da zahlen Investoren eine Menge, Menge Geld für." Je weiter der Preis fürs Bauernland steigt, desto besser für die Anleger, desto schlimmer aber für die Bauern – und die Natur.
Für Biobauern und Existenzgründer unbezahlbar
Meller: "Höchstgrenze 600 Euro"
Die Pachtpreise sind in vielen Gegenden mit fruchtbarem Ackerland auf mehr als 1.000 Euro pro Hektar und Jahr angestiegen. "Die Höchstgrenze wäre bei mir bei 550 Euro bis 600 Euro. Damit könnte ich noch etwas erwirtschaften," erklärt Hans Heinrich Meller. Er ist Bauer im Nebenerwerb und Chef einer Investment-Firma, die auch mit Bauernland handelt. Mit 1.000 Euro oder mehr könne er auch im fruchtbaren Rheinland nicht als Bauer wirtschaften.
Neugründungen von Landwirtschaftsbetrieben seien bei diesem Preisniveau fast unmöglich. Und Landwirte, die extensiv wirtschaften "oder sogar Bioanbau machen", könnten "in diesem Wettbewerb nicht mithalten", sorgt sich Agrarforscher Tietz.
Natürlich spekulierten viele Landkäufer darauf, dass der Acker über kurz oder lang Bauland wird, so Investment-Berater Meller. Und bis dahin bringe die Pacht eine sichere Rendite. "Wenn wir früher, bei der Hochzinspolitik, an die Kunden mit zwei, drei Prozent Rendite herangegangen wären, hätten die gesagt: Warum soll ich das machen? Heute ist das ein Thema."
Und die Flächenprämie? "Das führt sicherlich zu einem Anstieg der Pachtpreise, klar", sagt Meller. "Sie brauchen für diese Flächen nicht einmal Maschinen, wenn sie‘s geschickt machen!"
Die Umweltverbände wollen die bedingungslosen Flächenprämie schrittweise abschaffen, "nicht nur wegen der Frage der Kapitalanlage, sondern weil damit kaum eine gesellschaftliche Leistung erbracht wird", erklärt BUND-Mann Rehmer.
Dieses Mal sind nicht "die in Brüssel" schuld
Und sie wollen den Bauern dieses Geld nicht wegnehmen, sondern die Zahlung an Leistungen knüpfen, die der Allgemeinheit zugute kommen: mehr Umweltschutz, mehr Klimaschutz, mehr Tierwohl.
Die Gelegenheit für ein solches Umsteuern ist gut: Die EU-Regierungen müssen demnächst den Agraretat für 2021 bis 2028 aushandeln. Die EU-Kommission hat ihnen dabei so viel Entscheidungsspielraum gegeben wie nie zuvor.
Wenn statt eines "Green Deals" dabei wieder Bonbons für Agrarindustrie und Finanzinvestoren herauskommen, sind es jedenfalls nicht "die in Brüssel" schuld. Sondern die in Berlin und in den anderen Hauptstädten.
Inhaltsverzeichnis
- Teil 1/2 - Bauernland in Investorenhand
- Ausgewählter Teil: Teil 2/2 - Flächenverbrauch treibt den Preis hoch