Fluggesellschaft Germania meldet Insolvenz an

Germania-Pleite: Kein Schutz für Individualreisende

Stand: 05.02.2019, 12:09 Uhr

  • Verbraucherschützer fordern Insolvenzschutz
  • Keine Beförderungsgarantie für Individualreisende
  • Kritik an Bundesregierung und EU

Wenn eine Fluggesellschaft Insolvenz anmeldet, dann schauen Verbraucher, die direkt bei der Airline gebucht haben, in die Röhre. Eine Rückerstattung des Kaufpreises oder ein Ersatz des Tickets ist dann häufig nicht möglich, wie jetzt auch viele Kunden von Germania erfahren müssen.

Pauschalreisende haben gute Karte

Für Pauschalreisende besteht die Möglichkeit, den Transport an ihren Urlaubsort vom Verkäufer der Reise zu verlangen. Die Veranstalter sind verpflichtet, sich gegen Insolvenzen abzusichern. Auch bei Flugbuchungen über Reisebüros wird meist auf Pauschalreisenkontingente zurückgegriffen, die gegen Insolvenzen versichert sind.

Individualreisende bekommen keinen Ersatz

Nach Angaben von Germania besteht für Passagiere, die ihr Flugticket direkt bei der Fluggesellschaft gekauft haben, aufgrund der Gesetzeslage "bedauerlicherweise kein Anspruch auf Ersatzbeförderung". Kleiner Hoffnungsschimmer: Mehrere Airlines wie Lufthansa, Condor und Tuifly bieten Germania-Passagieren, die sich im Ausland befinden, verbilligte Tickets für die Rückflüge an.

Verbraucherschützer kritisiert Versäumnisse der Bundesregierung

"Eine Insolvenzversicherung für Fluggesellschaften, die im Fall einer Pleite Kunden absichert, ist nach wie vor nicht beschlossen", kritisierte am Dienstag (05.02.2019) der Chef des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv), Klaus Müller, die Bundesregierung.

Trotz der Erfahrungen mit der Insolvenz von Air Berlin hätten Regierung und EU nichts unternommen, erklärte er.

Den Kunden von Germania drohe laut Verbraucherschützer Müller nun "immenser Schaden". Die Verbraucherzentralen fordern seit Jahren einen entsprechenden Schutz für alle Flugreisenden.

Auch ADAC fordert Insolvenzschutz

Unterstützung erhält Müller vom Automobilclub ADAC, der ebenfalls eine Festschreibung des Insolvenzschutzes für Fluggäste fordert, wie sie für Pauschalreisen bereits existieren.

Alternativ bestehe die Möglichkeit, Fluggesellschaften dazu zu verpflichten, beim Ticketverkauf eine Versicherung für den Ticketpreis und die Rückbeförderung mit anzubieten. "Dadurch wird beim Verbraucher ein Risikobewusstsein geweckt und zugleich eine Lösung auf freiwilliger Basis geschaffen", so der Verkehrsclub.

Die Airline mit Sitz in Berlin beförderte nach eigenen Angaben jährlich vier Millionen Passagiere und flog mehr als 60 Ziele an. In NRW waren das die Flughäfen Münster/Osnabrück und Düsseldorf.

Quelle: afp, dpa