Wie finde ich die richtige Kleidergröße?

Stand: 09.08.2017, 20:15 Uhr

Im Laden müssen Sie schon wieder eine Kleidergröße größer nehmen? Kein Grund zur Panik! Sie haben nicht unbedingt zugenommen – unterschiedliche Größen je nach Marke sind normal. Aber wie blickt man da durch?

Von Sara Wendheck

Das Problem mit den Kleidergrößen:

Meistens passt M, manchmal geht auch S – und manchmal muss man zu L oder XL greifen: Eine Frau hat schon mal vier Kleidergrößen in ihrem Schrank. Warum ist das so?

Die Zeitschrift Ökotest hat herausgefunden, dass es innerhalb einer Größe schon mal bis zu 20 Zentimeter Unterschied im Umfang gibt. Zwar gibt es eine DIN-Norm für Kleidergrößen, viele Hersteller halten sich aber nicht daran.

Unterschiedliche Größen je nach Land

Das hat mehrere Gründe – meint Bekleidungstechnikerin Rahel Strauß: Im Gegensatz zu früher ist die Mode viel internationaler geworden. Auf unserem Markt gibt es auch außereuropäische Marken, die einen eigenen Standard haben. In den USA ist S häufig größer als bei deutschen Marken. Strauß vermutet: Die Menschen sollen sich so beim Einkaufen wohl fühlen und sich freuen, weil sie eine kleinere Größe brauchen. 

Auch in anderen Ländern werden die Konfektionsgrößen unterschiedlich interpretiert. In Italien wird die Kleidung laut Textilfachfrau Strauß am engsten geschnitten. Danach folgten Spanien und Frankreich. Aber auch das Image der Hersteller hat Einfluss darauf, wie Größen ausfallen. Und das Image ist von der Zielgruppe der Kleidung abhängig. So richten sich einige Marken eher an Jüngere, die oft etwas zierlicher sind. Deswegen wird auch die Kleidung schmaler geschnitten. Marken mit kleinen Größen sind etwa Zara, Vero Moda, Jack&Jones, New Yorker, Forever 18 und Tally Weijl.

Was hilft beim Shoppen?

Bekleidungstechnikerin Rahel Strauß rät: Die eigenen Körpermaße ausmessen und das Maßband an der Brust, Unterbrust, Taille und Hüfte anlegen. Sie empfiehlt, diese Maße den Verkäufern direkt zu nennen. Sie sollten genau wissen, welche Marken dazu passen.

Hilfestellung bietet außerdem die App EyeFitU, die aus den Körpermaßen die passende Größe berechnet und sagt, bei welchen Herstellern man suchen sollte.

Seinen Figurtyp kennen

Außerdem hilft die Unterteilung in verschiedene Figurtypen. Modedesignerin und Stilberaterin Anna Bingemer-Lehr rät, sich dafür vor den Spiegel zu stellen und den Körper genau zu betrachten. "Am besten holt man sich Hilfe von jemand anderem dazu, da man selbst seine Proportionen oft viel kritischer wahrnimmt", sagt Bingemer-Lehr.

Die Proportionen der Figurtypen orientieren sich an Buchstaben:

Der A-Typ:

  • Schmale Schultern, breite Hüfte, füllige Oberschenkel
  • Frauen haben oft ein A- oder B-Körbchen

"Hier kann es gut sein, dass man untenrum eine oder zwei Größen mehr braucht als obenrum", so Bingemer-Lehr. "Einen schönen, großen Po kann man durchaus gut in Szene setzen, zum Beispiel auch in Bleistiftröcken." Wer seine Hüfte aber lieber kaschieren will, sollte auf den Sitz der Taschen bei Jeans achten. Sie sollten nach oben hin orientiert sein und nicht am unteren Bereich des Pos sitzen. Außerdem kaschieren dunkle Farben.

Der V-Typ:

  • Breite Schultern, schmale Hüften, lange und schlanke Beine
  • Frauen haben meist einen großen BH-Umfang

"Hier eignet sich alles, was die senkrechte Achse des Körpers und seine Länge betont", rät die Stilberaterin. V-Ausschnitte und Oberteile in Wickel-Optik machen eine schöne Figur. Der Übergang zwischen Ärmel- und Rumpfnaht sollte nicht zu weit nach oben rutschen, da sonst die Schultern noch mehr betont werden. Deshalb sollte man hier in T-Shirts lieber eine größere Konfektionsgröße probieren.

Der H-Typ:

  • Gerade, ausgeglichene Figur ohne Kurven
  • Dieser Figurtyp ist meist groß

"Hier passt oft lässige Kleidung am besten", sagt die Stilberaterin. Besonders gerade geschnittene Kleider eignen sich für diesen Typen. Durch Farben kann man Highlights setzen, die das Auge optisch ansprechen und eine Körperpartie hervorheben.

Der X-Typ:

  • Schmale Taille
  • Äußerster Punkt der Schultern ist meist identisch mit dem äußersten Punkt der Hüfte

"Menschen mit diesem Typ sind oft groß. Problematisch wird es, wenn sie klein sind. Die Auslegungsgröße, die die Basis für die Kleidergrößen ist, liegt bei 1,68 Metern", so die Modeberaterin. Wenn man den X-Typ hat, rundlich und unter 1,68 Metern groß ist, passen die gängigen Konfektionsgrößen meist nicht. Hier rät Bingemer-Lehr, Kleidungsstücke zur Änderungsschneiderei zu bringen, um weit ausgestellte Kleidung auf die Körpergröße anpassen zu lassen.

Die Größe ist das Wichtigste

Generell sollte man ein Kleidungsstück nicht nur kaufen, nur weil es schön aussieht. "Die Größe muss stimmen, sonst ist es Geldverschwendung", sagt Bingemer-Lehr. Außerdem ist es gut, auch einfach mal eine andere Größe als sonst zu probieren – vielleicht passt die doch besser.