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Deckblatt des digitalen Tätigkeitsberichts der ersten Amtsperiode des WDR-Rundfunkrats

Themen- und Arbeitsschwerpunkte des 13. WDR-Rundfunkrats

Im Interview berichtet der Vorsitzende des 13. WDR-Rundfunkrats über die Schwerpunkte der Arbeit des Gremiums von Dezember 2021 bis Juni 2024.

Wo sehen Sie die thematischen Schwerpunkte in den letzten zweieinhalb Jahren im Rundfunkrat?

In der ersten Hälfte unserer Amtszeit ist im WDR-Rundfunkrat und grundsätzlich in den ARD-Gremien viel passiert. Der Rundfunkrat begleitet die Reform der ARD und die getroffenen Maßnahmen sehr eng, um neue und veränderte Aufgaben für die Gremien frühzeitig zu erkennen und unsere Arbeit daran anpassen zu können.

Rolf Zurbrüggen

Rolf Zurbrüggen, Vorsitzender des WDR-Rundfunkrats

Da ist zum Beispiel die verstärkte Zusammenarbeit der Landesrundfunkanstalten im Radio durch gemeinsame Sendungen der Inforadios, Konzerte der Kultur-Wellen und Abendstrecken der Pop-Wellen. Auch im Fernsehprogramm gibt es – dort, wo das regionale Profil der Sender eine weniger wichtige Rolle spielt – ebenfalls mehr Synergien. In den sogenannten Kompetenzcentern werden zentral Angebote zu bestimmten Themen entwickelt, die von allen Sendern gezeigt werden können. Damit werden Geld und Personal für andere, z.B. digitale Projekte frei.

Kompetenzcenter zu den Themen Gesundheit, Verbraucher und Klima sind schon gestartet, andere sollen folgen. Damit ergeben sich auch neue Aufgaben für die Gremien. In Programmausschuss und Rundfunkrat informieren wir uns stetig über solche Anpassungen am Programm und müssen ihnen zustimmen.

Gleichzeitig hat der neue Medienstaatsvertrag den Gremien größere Verantwortung, z.B. bei der Programmbeobachtung, zugesprochen. Die Rundfunkräte sollen mit einer selbst erstellten Qualitätsrichtlinie das Programm noch profunder und v.a. einheitlicher betrachten können.

Im Jahr 2022 haben wir die Dreistufentestverfahren für die Online-Angebote WDR.de und sportschau.de abgeschlossen.

Das Verfahren prüft neue oder im Grundsatz veränderte Online-Angebote des WDR auf drei Kriterien hin: Ob sie im Sinne einer freiheitlich-demokratischen Gesellschaft gestaltet sind, inwieweit sie zum Wettbewerb in der Medienbranche beitragen sowie auf ihre finanzielle Grundlage. In der gesamten ARD wurden seit September 2021 insgesamt 15 Dreistufentests durchgeführt. Sie sind nötig, da die Online-Angebote der Sender nicht direkt  Staatsvertrag beauftragt sind und deshalb separat von den Gremien genehmigt werden müssen. Sie sind aber auch ein wichtiger Teil der Qualitätssicherung der öffentlich-rechtlichen Angebote. Deshalb war es uns hier besonders wichtig, diesen Prozess gut vorzubereiten – das bedeutet natürlich auch viel Arbeit für uns und die Gremiengeschäftsstelle, die den Mitgliedern des Rundfunkrats ohne Unterlass zuarbeitet.

Dominique Hoffmann leitet die Direktion Produktion und Technik

Dominique Hoffmann, Direktorin für Produktion und Technik

Eine Aufgabe des Rundfunkrats ist auch die Wahl der Geschäftsleitung des WDR. Mit Dominique Hoffmann hat der Rundfunkrat im Mai 2023 eine neue Leiterin für die Direktion Produktion und Technik berufen. Frau Hoffmann konnte als Medieningenieurin mit langjähriger Erfahrung und Führungsexpertise im öffentlich-rechtlichen Rundfunk überzeugen – so leitete sie zuvor die Hauptabteilung Distribution und Entwicklung in der Technik- und Produktionsdirektion des SWR.

Jörg Schönenborn

Jörg Schönenborn, Programmdirektor Information, Fiktion und Unterhaltung

Jörg Schönenborn wurde darüber hinaus als Programmdirektor für Information, Fiktion und Unterhaltung bis 2029 bestätigt. Herr Schönenborn überzeugte in seiner gesamten bisherigen Arbeit mit seiner großen journalistischen Erfahrung und seinen ausgeprägten Managementfähigkeiten – der Rundfunkrat war sich sicher, dass er die Ziele der crossmedialen Gesamtstrategie des WDR auch weiterhin erfolgreich verfolgen wird.

WDR-Intendantin Dr. Katrin Vernau

Dr. Katrin Vernau, Verwaltungsdirektorin und künftige WDR-Intendantin

Eine sehr besondere und bedeutende Aufgabe hatte der Rundfunkrat dann im Juni 2024 mit der Wahl einer neuen Intendantin. Hier hat eine aus dem Gremium gebildete Findungskommission das Bewerbungsverfahren koordiniert, ein Anforderungsprofil erstellt, die Stelle öffentlich ausgeschrieben und Vorstellungsgespräche entlang eines eigens entwickelten Leitfadens geführt. So haben wir drei Kandidaten und eine Kandidatin in die Endauswahl genommen. Sie konnten sich dem Plenum des Rundfunkrats am 27. Juni 2024 vorstellen und haben dessen Fragen beantwortet. Schließlich haben wir Dr. Katrin Vernau zur neuen Intendantin für die nächsten sechs Jahre gewählt.

Das Gremium sah in der vielfältigen Erfahrung, die Frau Dr. Vernau innerhalb und außerhalb der ARD sammeln konnte, sowie in ihrem hohen Maß an Expertise und Managementerfahrung wichtige Voraussetzungen, um den Herausforderungen im öffentlich-rechtlichen System zu begegnen und den WDR zukunftsfest aufzustellen. So haben wir ein Team an der Spitze des WDR zusammengestellt, das im Zusammenwirken bestens geeignet und befähigt ist, den WDR sicher in die Zukunft zu führen.

Neben Aufgaben, die den WDR als Sender betreffen, hat sich der Rundfunkrat in den vergangenen Jahren auch tiefgehend mit seiner eigenen Qualifikation beschäftigt. Dazu gab es regelmäßige Workshops und Weiterbildungsveranstaltungen. 2023 haben wir uns die Regelungen des neuen Medienstaatsvertrages genau angeschaut und definiert, welche neuen Aufgaben damit auf die Gremien zukommen. Bei weiteren Fortbildungen haben wir das KEF-Verfahren – das die Höhe des Rundfunkbeitrags ermittelt –, das Thema Filmproduktion sowie Künstliche Intelligenz und ihre Nutzungsmöglichkeiten für den WDR intensiv betrachtet. Die Nutzung von KI kann eine große Erleichterung an Stellen sein, wo eine fundierte journalistische Kompetenz nicht im Vordergrund steht – zum Beispiel bei Wetter- oder Verkehrsnachrichten. An anderen Stellen braucht es aber genau diese Expertise, um ein hochqualitatives Programm für das Publikum liefern zu können – das ist immer eine Abwägung.

Im Mai 2024 waren außerdem Julia Jäkel und Roger de Weck aus dem Zukunftsrat für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk bei uns zu Gast. Der Zukunftsrat wurde von der Rundfunkkommission der Länder eingesetzt und hatte Anfang des Jahres 2024 seine Vorschläge für die Reform des öffentlich-rechtlichen Rundfunks vorgelegt – der konzentrierte Austausch über die Rolle und Aufgaben der Gremien war für uns sehr wertvoll. Die Mitglieder teilten die Meinung des Zukunftsrats, dass es eine weitreichende Reform des öffentlich-rechtlichen Rundfunks braucht, um mehr Menschen in der Gesellschaft zu erreichen und den öffentlich-rechtlichen Rundfunk effizienter und am Ende zukunftsfähig zu machen.

Einige haben allerdings eine allzu große Kritik an den bereits umgesetzten Maßnahmen der Landesrundfunkanstalten problematisiert, die schon jetzt auf diese Ziele einzahlen. Auch die Anforderungen an die Gremien und speziell den Verwaltungsrat würden, mit einem bereits extrem vielseitig besetzten und qualifizierten Gremium beim WDR, den Forderungen schon heute weitgehend entsprechen.

Wir haben in den letzten Jahren außerdem das Berichtswesen des Rundfunkrats neu strukturiert. Ziel war es, die Berichte, die das Gremium erhält, schlanker und damit effizienter zu gestalten. Ein Teil davon ist dieser Tätigkeitsbericht des WDR-Rundfunkrats, den wir von der vorher gedruckten Form in eine reine Online-Version gewandelt haben, die nun auf unserer Homepage abrufbar ist.

Bei den von mir genannten Themen handelt es sich selbstredend um eine kleine Auswahl. Wer unsere Tagesordnungen kennt, der weiß, mit wie vielen Aspekten der Medienlandschaft wir uns jeden Monat befassen. Die Tagesordnungen werden übrigens immer zwei Wochen vor den öffentlichen Sitzungen auf unserer Internetseite wdr-rundfunkrat.de veröffentlicht. Neben den übergreifenden Zukunftsfragen sind auch jedes Mal programmliche Einzelthemen wie Produktionsverträge oder förmliche Programmbeschwerden aus dem Publikum mit dabei.