Der Erfinder von "Schmidteinander" ist tot: WDR trauert um Herbert Feuerstein

Stand: 07.10.2020, 15:22 Uhr

Der Autor, Entertainer und Kabarettist Herbert Feuerstein ist im Alter von 83 Jahren in Erftstadt gestorben.

WDR-Intendant Tom Buhrow: "Wir bedanken uns bei Herbert Feuerstein nicht nur für ‚Schmidteinander‘, eine Kult-Show, die Fernsehgeschichte geschrieben hat und vieles verändert hat. Sondern auch für seinen klugen Humor, seine herrliche Albernheit, den intelligent durchdachten Anarchismus und viele, viele höchst unterhaltsame Fernseh- und Hörfunkstunden. So oft hat er uns zum Lachen gebracht. Heute sind wir traurig."

Genialer Allrounder

Geboren 1937 im österreichischen Zell am See, arbeitete der gelernte Musiker zunächst als Journalist. 20 Jahre lang war er Macher und Chefredakteur des deutschen MAD-Magazins. Dem Fernsehpublikum wurde er durch seine Zusammenarbeit mit dem WDR bekannt. Auf seine erste eigene Sendung – "Wild am Sonntag", ausgestrahlt im Ersten – folgte 1990 die Ratesendung "Pssst ...". Herbert Feuerstein war Mitglied des Rateteams, Harald Schmidt der Moderator – eine Begegnung mit Folgen: Von 1990 bis 1994 führten die beiden erst im WDR Fernsehen, dann im Ersten durch die Satire- und Comedy-Sendung "Schmidteinander". Das Konzept stammte von Herbert Feuerstein. Dass Harald Schmidt es ignorierte, gehört zum Anekdotenschatz, den der feinsinnige, eigenwillige und sehr gebildete Österreicher selbst verbreitete.

Harald Schmidts leises Servus auf der Nasenflöte

Harald Schmidt in einer Würdigung Herbert Feursteins exklusiv für den WDR: "Feuerstein war ein Genie. Das hat er mir selbst gesagt, und ich habe es ihm bestätigt. Während 'Schmidteinander' hat er mir befohlen, zuerst zu sterben. Jetzt ist es anders gekommen. Bei unserem letzten Treffen an der Sicherheitskontrolle in Tegel habe ich ihm gesagt, dass ich ihm im Grunde meine Karriere verdanke. Er hat es mir bestätigt. Feuerstein ist unsterblich, zumindest solange mir noch wildfremde Leute auf Rolltreppen das Putzgeräusch der Zwergbrillenratte vorspielen. Zum Abschied danke und leise Servus auf der Nasenflöte. Tschüss, Feuerstein."

Der Kidnapper Mutter Beimers

Später war Herbert Feuerstein unter anderem als Kidnapper von Mutter Beimer zu sehen ("Entführung aus der Lindenstraße") und als Forscher und Entdecker in "Feuersteins Reisen". In den beiden Ausgaben von "Feuersteins Nacht" unterhielt er sein Publikum jeweils zwölf Stunden lang live, und auch in den ersten sechs Stunden des neuen Jahrtausends ging er im WDR Fernsehen live auf Sendung ("Feuersteins Morgengrauen"). Zu seinem 70. und 75. Geburtstag widmete ihm der WDR jeweils eine eigene Sendung, erst mit Harald Schmidt, dann mit Bastian Pastewka. Ausgezeichnet wurde Herbert Feuerstein mit dem Grimme-Preis, einem Bambi und dem Comedy-Ehrenpreis.

Der WDR sendete in Gedenken an Herbert Feuerstein: