Fritz Pleitgen wurde am 21. März 1938 als fünftes Kind eines Technikers in Duisburg geboren, allerdings 1942 nach Schlesien "evakuiert". Nach dem Krieg verdiente er sich seine ersten journalistischen Sporen als freier Mitarbeiter bei der Bielefelder "Freien Presse", absolvierte dort ein Volontariat und wurde danach als Redakteur übernommen. 1963 wechselte er dann das Medium und ging zum Westdeutschen Rundfunk. Pleitgen arbeitete zunächst in der Kölner Redaktion der "Tagesschau", qualifizierte sich aber schon bald auch andernorts als Reporter. Mit Sonderaufgaben und Auslandseinsätzen, unter anderem 1964 in der Zypern-Krise und 1967 beim Sechs-Tage-Krieg im Nahen Osten, empfahl er sich für den schwierigsten, allerdings journalistisch höchst attraktivem Auslandsposten der ARD: den des ARD-Korrespondenten in Moskau.
Nach seiner siebenjährigen Tätigkeit in Moskau, während derer er hervorragende Kontakte zu den Regierenden auf der einen wie zu namhaften Dissidenten auf der anderen Seite knüpfen konnte, wurde er 1977 nach Ost-Berlin geschickt, wo er fünf Jahre blieb. Dort musste er sich mit der ständigen Überwachung durch den Staatssicherheitsdienst auseinander setzen, die eine nach westlichen Maßstäben journalistisch vertretbare Berichterstattung erschwerte.
Im Juli 1982 folgte der nächste Wechsel des Korrespondentenplatzes und führte Pleitgen nach Washington D.C. In seiner Berichterstattung aus den USA verfolgte Pleitgen den offensiven Kurs Reagans gegenüber der Sowjetunion ausgesprochen kritisch. Dahinter stand seine Überzeugung von der Richtigkeit der Ostpolitik Willy Brandts, die nach eigenem Bekunden schon 1969 das Hauptmotiv für seinen Eintritt in die SPD gewesen war.
Als Pleitgen 1987 gerade die Leitung des New Yorker ARD-Studios übernommen hatte, holte ihn Friedrich Nowottny zurück nach Köln, wo er Leiter des Programmbereichs "Politik und Zeitgeschehen" wurde und dort auch mit Verwaltungsaufgaben gut zurecht kam. Am 1. Januar 1994 machte ihn Nowottny dann zum Hörfunkdirektor und stellte mit dieser Berufung sehr gezielt die Weichen für die eigene Nachfolge.
Am 17. März 1995 wurde Fritz Pleitgen zum Intendanten gewählt. Doch trotz der neuen Aufgaben schwor Pleitgen seinen journalistischen Ambitionen nicht ab, sondern bewältigte in seiner Zeit als Intendant ein enormes Arbeitspensum. Einer der Schwerpunkte seiner Intendanz war die weitgehende Vollendung der Regionalisierung des WDR. Darüber hinaus setzte er sich entschieden für den Auf- und Ausbau der Internetpräsenz des WDR ein. Ein weiterer Schwerpunkt war Pleitgens europäisches Engagement, auch in seiner Funktion als stellvertretender Vorsitzender der Europäischen Rundfunkunion.
Innerbetrieblich sind vor allem Pleitgens Aktivitäten zum Erhalt der führenden Rolle des Westdeutschen Rundfunks innerhalb der ARD hervorzuheben. Dank seines auch starken Engagements für den Aufbau des ARD-Hauptstadtstudios spielt der WDR in Berlin eine weitaus größere Rolle, als sie ihm als größter ARD-Anstalt ohnehin zukäme.
Text (in gekürzter Fassung):
Klaus Katz; Quelle: Am Puls der Zeit. 50 Jahre WDR, Band 3: Der Sender im Wettbewerb 1985-2005, Köln: Kiepenheuer & Witsch, 2006.