Immer auf der Höhe der Zeit

Seit den Anfängen des Rundfunks hat sich die Technik konstant weiterentwickelt.

Für die Tonaufnahmen der WEFAG wurde zunächst ein neuartiges Mikrofon mit der Bezeichnung "Kathodophon" eingesetzt. Bei diesem auch Ionenmikrofon genannten Gerät wurde die Intensität eines Ionenstroms durch die Schallwellen verändert. Infolge unregelmäßiger Entladungen der Kathode konnte sich diese Mikrophon jedoch nicht durchsetzen.

Bild: Kondensatormikrophon mit eingebauter Verstärkerröhre, seit 1932 im deutschen Rundfunk eingesetzt.

Besser bewährte sich das ebenfalls 1924 eingeführte Bändchen-Mikrofon, das jedoch aufgrund seines Gewichtes und des angebauten Vorverstärkers ziemlich unhandlich war und daher nach wenigen Monaten durch das von E. Reisz entwickelte Marmorblock-Mikrofon ersetzt wurde.

Bild: Reportage der WEFAG vom 10.10.1926 aus Dortmund über einen Besuch bei Kapitän Schneider und seinen 75 Löwen in der Dortmunder Westfalenhalle. V.l.n.r.: Paul Jobst Haslinde, Hermann Probst, Egon Drosz, Kapitän Schneider.

Das Marmorblock-Mikrofon enthielt zur gleichmäßigen Übertragung des gesamten damals benutzten Tonfrequenzbereichs Kohlepulver verschiedener Körnung, das durch eine praktisch eigenresonanzfreie Gummi- oder Glimmer-Membran zusammengehalten wurde. Dieses Gerät wurde bis 1933 verwendet.

Eine besondere Schwierigkeit bestand für die Techniker darin, angesichts der hohen Empfindlichkeit der Aufnahmegeräte akustisch einwandfreie Töne zu erzeugen. Schließlich kamen Mitarbeiter eines mit dem Ausbau beauftragten Innenarchitekturbüros auf die Idee, dass Textilien den Schall positiv beeinflussen würden. Sie verspannten die unverputzten Wände mit einem samtartigen Stoff, dekorierten Lampen mit schmückenden Volants, verdeckten Türen mit Raffgardinen und legten den Fußboden mit gediegenen Teppichen aus.
Bild: Sendesaal in Elberfeld, 1925.

1927 wurde das Sendestudio aus Münster nach Köln verlegt. Am 9. Januar 1927 fand - noch ohne Publikum - das erste Konzert des Großen Orchesters im neuen Hause statt. Es diente der technischen und akustischen Erprobung. Die Techniker der WERAG waren mit dem Ergebnis durchaus zufrieden. Allerdings ergab sich wiederum das akustische Problem, die Auswirkungen des Nachhalls zu mildern, der einen Ton überhaupt erst zum Klingen bringt, für eine Rundfunkübertragung aber geradezu als verpönt galt. Die Musiker jedoch protestierten, als die Techniker begannen, auch hier Wände, Decken und Fußböden zu polstern.

Im August 1929 war ein Übertragungswagen in Betrieb genommen worden. In den folgenden Jahren wurden dann die Hörfunk-Übertragungswagen weiterentwickelt und so ausgestattet, dass sie praktisch als fahrbare Studios benutzt werden konnten. Sie waren zur aktuellen Berichterstattung, insbesondere für Reportagen, aber auch für Übertragungen von Veranstaltungen aller Art besonders geeignet. Die Tonaufzeichnung und die Wiedergabe vom Ü-Wagen aus war erstmals 1933 durch "Folienplatten-Maschinen" möglich geworden. Dieses Verfahren wurde später durch die Magnetophontechnik ersetzt.

Nach Kriegsende verfügte man im Funkhaus Dagobertstraße zunächst nur über ein einziges, mehr oder minder provisorisch hergerichtetes Studio und einen Tonträgerraum, und es sollte vier Jahre dauern, bis die Studioausstattung im August 1949 mit der Inbetriebnahme eines Hörspielkomplexes abgeschlossen war - zu einem Zeitpunkt, als der Bau eines neuen Funkhauses am Wallrafplatz bereits beschlossene Sache war.

Bild: Regieraum des Senders Bonn, 1949

Das Grundkonzept für den bereits im Frühjahr 1948 begonnenen Bau des neuen Funkhauses am Wallrafplatz basierte auf einer Dezentralisierung von Produktions- und Sendekomplexen. Sämtliche technischen Einrichtungen des neuen Funkhauses - Mikrofone, Verstärker, Regler, Magnetofone und Zubehör - entsprachen dem durch den UKW-Start bedingten hohen Qualitätsstandard mit einem großen Frequenzumfang (40 bis 15.000 Hz) und kleinen Verzerrungen.

Beim Start des Kölner Fernsehsenders am 27. Dezember 1952 fehlte es an technischer Ausstattung. Alles wurde aus Hamburg angeliefert, vor allem die Scheinwerfer und die Brücken. Was Hamburg jedoch nicht entbehren konnte, da es für den Fernsehstart auf dem Heiligengeistfeld selbst benötigt wurde, waren Kameras und Objektive. Diese wurden vom Hessischen Rundfunk geliefert.

Bis 1955 musste sich das Fernsehen mit provisorischen Studios behelfen, so zum Beispiel am Hansaring und der alten Kölner Universität. Am 19. Januar 1955 wurde im Funkhaus Wallrafplatz das erste "eigene" Fernsehstudio des NWDR Köln in Betrieb genommen. Es trug die Bezeichnung "Studio K" und war mit knapp 230 Quadratmetern ein relativ kleiner Raum, jedoch groß genug, um dort in den folgenden Jahren kleinere Unterhaltungssendungen und Fernsehspiele, das Nachmittagsprogramm und den "Internationalen Frühschoppen" zu produzieren.

Der WDR bemühte sich, bei der Übermittlung von Außenproduktionen - insbesondere bei Live-Übertragungen - von den Leitungen der Post unabhängiger zu werden. Um aktuellen Anforderungen besser gerecht zu werden, wurden die Hörfunk-Übertragungswagen mit einem UKW-Sender auf kleiner Leistung (50 Watt) und einem ausfahrbaren, zehn Meter langen Antennenmast ausgestattet.
Je nach Art und Umfang der Produktion wurden Übertragungswagen unterschiedlicher Größe eingesetzt - von kleinen Schnellreportagewagen bis zu großen Fahrzeugen mit bis zu 30 Mischpulteingängen.
Bild: Ein mittelgroßer Hörfunkwagen, ausgerüstet mit 14 Mischpulteingängen und zwei Tonbandmaschinen.

Am 30. April 1950 begann die reguläre UKW-Ausstrahlung im Westen. Am 22. Dezember 1956 ging in Langenberg ein weiterer UKW-Sender für das dritte Hörfunkprogramm in Betrieb.
Bild: Blick in den Senderaum des Senders Langenberg.

Die bis dahin europaweit empfangbare , leistungsstarke Mittelwellenfrequenz am Standort Langenberg wurde 1975 im Rahmen einer internationalen Wellenkonferenz für Sender kleiner Leistung vorgesehen, sodass Langenberg auf eine mehrfach belegte schlechtere Nachbarfrequenz ausweichen musste. Der technische Direktor Ingo Dahrendorf bemühte sich daraufhin erfolgreich darum, eine für den WDR günstige Frequenz zu sichern.
Bild: Innenleben des Mittelwellensenders in Langenberg.

Die Entwicklung der Fernsehproduktionstechnik kannte kaum längere Konsolidierungsphasen auf einem bestimmten technischen Niveau. Sie war vielmehr einem ständigen technischen Wandel unterworfen, der sich auf vier Feldern vollzog - nämlich vom Film zur Elektronik, von der Vakuumröhre zum Halbleiter, von Schwarz-Weiß zu Farbe, von analog zu digital.
Bild: Bildregie 1957

Bildregie 1975

Abfilmen von Grafiken, 1957.

Produktion in Studio C.

Regiezone des Studios C.

In den Anfangsjahren des Fernsehen wurden die meisten Produktionen live gesendet, weil es noch keine ausreichend guten Aufzeichnungsmöglichkeiten gab. Das änderte sich schlagartig im August 1959, als der WDR im Studio E die beiden ersten Magnet-Aufzeichnungsmaschinen (MAZ) in Betrieb nahm. Die MAZ-Anlagen dienten der Aufzeichnung und Wiedergabe von Bild und Ton in kontinuierlichem Ablauf von beliebiger Dauer. Da die Bildqualität zu jener Zeit fast der Qualität einer 16mm-Filmaufnahme entsprach, reichte sie für die aktuelle Berichterstattung aus.

Die Übertragungswagen eröffneten die Möglichkeit, während des Baus der Studios die letzten technischen Verbesserungen zu berücksichtigen. Man beschaffte deshalb zunächst nur Geräte zur Herstellung einer Verbindung zwischen Ü-Wagen und Studio, sodass die Produktion aus der Bildregie der Ü-Wagen und auch mit den Kameras, die diesem Wagen zugeordnet waren, abgewickelt werden konnte. Die Fernsehkameras für die Studios wurden erst Jahre später beschafft, sodass alle Weiterentwicklungen der Kameraröhren abgewartet werden konnten.
Bild: Ü-Wagen und Materialwagen bei einer Außenübertragung von "Spiel ohne Grenzen", 1977.

Die Entscheidung, ein eigenes Filmkopierwerk in Köln zu betreiben, war der wirtschaftlichste und vor allem schnellste Weg zur Erledigung aller Entwicklungs- und Kopierarbeiten für die aktuelle Fernsehproduktion.
Bild: Kopierwerk, 1975.

Filmabtastkombination, 1971.

Im Sender Langenberg, 1976.

Erste Überlegungen zum Farbfernsehen in Deutschland stammen aus dem Jahr 1962. Am 25. November 1964 einigten sich Vertreter der ARD, der Post und der Industrie auf das in Deutschland entwickelte PAL-System als gültige Farbfernsehnorm, und am 25. August 1967 wurde das Farbfernsehen in Deutschland auf der Berliner Funkausstellung von Willy Brandt in Betrieb genommen.

Seit Ende der 80er Jahre vollzog sich mit der Digitalisierung auch in der Rundfunktechnik eine technische Revolution. Sie veränderte dort grundlegend nicht nur die Verbreitung, sondern auch die Produktion von Hörfunk- und Fernsehsendungen.
Bild: Toningenieurin Walburga Dahmen am Digitalmischpult (Sendesaal, Produktionskomplex 2).

Bild: FÜ 4, der Fernseh-Übertragungswagen der Produktionsregie (Bildregie).

Die beiden Sendesäle im Funkhaus Wallrafplatz standen nach deren Modernisierung ab Mitte 1991 wieder in der Gestalt der 50er Jahre für Musikproduktionen zur Verfügung. In der Produktionstechnik wurde nun auch hier die bereits seit Mitte der 80er Jahre in der Kölner Philharmonie und im Studio 4 erfolgte Digitalisierung konsequent weiterentwickelt. Zehn Jahre später erfolgte eine erneute Modernisierung durch eine Umrüstung auf die zweite Generation der Digitaltechnik.
Bild: Schnittplatz mit zwei TFT-Bildschirmen und zwei Lautsprechern auf Ständern, 2002.

Die für die Aufnahme, Mischung und Schnitt notwendige Technik befindet sich oberhalb der Sendesäle. Zu jedem Produktionskomplex gehörte jeweils eine Technikzone mit Regie und Tonbearbeitungsraum, in dem Aufnahmen nachbearbeitet, geschnitten und auf CD gebrannt wurden. Die Tonbearbeitung erfolgte an Digital-Audio-Workstations mit virtuellen Mischpulten, die Stereo-, Surround- und Mehrspuraufnahmen ermöglichten. Für die Stereo- und Surround-Aufnahmen wurde ein PC-gestütztes Schnitt-System eingesetzt, während für Mehrspuraufnahmen entweder eine 24-Spur-Maschine oder die in jedem Regiekomplex vorhandenen 48-Spur-Harddisk-Recorder zur Verfügung standen.
Bild: Digital-Mischpult und Sequoia-Schnittplatz, 2002.

Für die große Zahl von Hörfunksendungen, die nicht im Funkhaus am Wallrafplatz, der Kölner Philharmonie oder in einem der Landesstudios des WDR produziert werden, steht ein Wagenpark zu Verfügung. Er besteht aus großen, mittleren und kleinen Ü-Wagen, Bühnenfahrzeugen, Beschallungs- und Satellitenwagen sowie Kleinfahrzeugen, die eine Berichterstattung über Satellit in die Regionalstudios ermöglichen.
Bild: Übertragung von den Wittener Tagen für Neue Kammermusik am 23. April 2005.

Dieses breite technische Equipment entspricht den sehr unterschiedlichen programmlichen Anforderungen - von der Aufzeichnung oder Direktübertragung von Konzerten und anderen größeren Veranstaltungen bis zur Berichterstattung über aktuelle politische, kulturelle und sportliche Ereignisse.

Seit dem 9. Dezember 1999 wurde die WDR 2 komplett im "WDR Programmzentrum" produziert - einem Produktions- und Sendezentrum, für das die dritte Etage vollkommen entkernt wurde, um alle Mitarbeiter dieses Programms im Funkhaus am Wallrafplatz zu konzentrieren. Tür an Tür saßen nun Wellenchefin und Welleningenieur, Redakteure und Techniker eng beieinander. Alle profitierten von einer produktiven Nähe, die sich auch in der Qualität und Aktualität des Programms niederschlug.

Den Hauptteil des Komplexes bildeten zwei Produktions- und Senderegien, in denen Moderatoren, Techniker und Redakteure unter Nutzung des neuesten Standards der Studio- und Computertechnik alle WDR 2-Sendeformen realisierten. Für die aufwändige Produktion von Jingles und Promotions stand direkt nebenan eine Produktionsregie mit Studio zur Verfügung. Alle diese Einheiten waren um die offene "Arena" angeordnet, aus der Live-Veranstaltungen mit bis zu 40 Gästen übertragen werden konnten. Gegenüber der "Arena" hatten im Desk die zentrale Wellenredaktion und die Mitarbeiter der WDR 2-Hotline ihre Arbeitsplätze. Zur Erhöhung der Schnelligkeit wurde statt herkömmlicher Bandmaschinen im gesamten "Atelier" eine voll integrierte Digitaltechnik installiert.

In Köln wurden bereits 1995 die großen Fernsehstudios A und B auf die digitale Fernseh-Studiotechnik umgerüstet und gleichzeitig auch die beiden MAZ-Nachbearbeitungsanlagen NB1 und NB2 mit neuester Digitaltechnik ausgestattet.
Seit dem Jahr 2005 wird in der Fernsehproduktionstechnik in allen Bereichen ausschließlich digital gearbeitet.
Fernsehstudio B, 2005: Sonia Mikich in der "Monitor"-Kulisse.

2005 wurde nach erfolgreicher Sanierung das Studio C wieder in Betrieb genommen. Hier erfolgte Schritt für Schritt die Umstellung auf ein vernetztes Produktions- und Speichersystem für das "Morgenmagazin" und weitere aktuelle Sendungen.

Im September 2001 bekam der Bereich Außenübertragungen mit dem Übertragungswagen FÜ 4 und seinem zugehörenden Rüstwagen einen ordentlichen Ersatz für seinen 16 Jahre alten Vorgänger. Im Ü-Wagen selbst sind die Bildregie, die Tonregie und die Bildtechnik untergebracht, während der Rüstwagen für die MAZ-Technik Raum bietet - samt Sprecherraum und technischem Material.

Im Fernsehübertragungswagen FÜ 4: Tonregie mit Sichtverbindung in die Bildregie.

Seit Mitte der 90er Jahre werden "virtuelle" Kulissen eingesetzt. Um flexible Produktionsbedingungen und kurze Reaktionszeiten zu erzielen, wird die Studiotechnik hier dazu genutzt, ad hoc eine Studiokulisse aus dem Rechner abzurufen. Dazu gibt es im Studio E blaue Wände mit einem Rastermuster, aus denen mit Hilfe des Computers eine "echte" Kulisse wird.

Digitales Studio E, Bildregie, 2000.

Stand: 14.08.2015, 14:48 Uhr