"So viel 'Lokalzeit'-Power auf einem Fleck – das wünsche ich mir öfter", freute sich WDR-Fernsehdirektor Jörg Schönenborn. Der WDR-interne Preis wurde am Sonntagabend in den WDR-Arkaden in Köln vergeben. Zur Verleihung kamen fast 250 "Lokalzeit"-MacherInnen aus allen elf Landestudios.
Verlässliches Produkt, besonderer Journalismus
"Wir klopfen uns mit dem 'Känguru' zwar irgendwie selbst auf die Schulter. Aber ich finde es mehr als legitim, wenn wir unsere Arbeit würdigen und einmal gemeinsam feiern", so Ulrike Wischer, Programmgruppenleiterin Regionales Fernsehen. "Der Preis ist auch ein Qualitätszeugnis." Und die stimme bei den "Lokalzeiten", bestätigte der Fernsehdirektor: "Die 'Lokalzeiten' schaffen den Spagat zwischen normaler und besonderer Berichterstattung. Und sie halten ihn auch aus. Die 'Lokalzeiten' bieten ein verlässliches Produkt an – gleichzeitig überraschen sie ihr Publikum mit besonderem Journalismus."
Die "Lokalzeit"-Beiträge des vergangenen Jahres wurden in insgesamt sechs Kategorien bewertet: "Selbstdreher", Tagesreportage, Live, Crossmedial, Gesamtsendung und Highlight. In der Jury saßen neben Fernsehdirektor Jörg Schönenborn Gabi Ludwig (Chefredakteurin Landesprogramme), Reinhold Vogt (Leiter Hauptabteilung Produktion NRW), Frauke Gerlach (Direktorin des Grimme-Instituts) und der freie WDR-Mitarbeiter Dennis Horn (Coach für medienübergreifende Angebote).
Preisverleihung "Goldenes Känguru" 2015: Dennis Horn, Frauke Gerlach, Jörg Schönenborn, Gabi Ludwig, Reinhold Vogt, Ulrike Wischer
Ausgezeichnete Beiträge
Beim 'Selbstdreher', einem vom Reporter selbst produzierten Beitrag, überzeugte die Reportage von Autorin Annika Knebel (Studio Wuppertal): Sie berichtet über einen alleinerziehenden Vater, der sich nach dem plötzlichen Tod seiner Frau um die zehn gemeinsamen Kinder kümmert. "Das Porträt ist besonders nah dran – und besticht durch seine Emotionalität", so die Jury. Der Selbstdreh wurde anfangs durchaus von Bauchschmerzen der "Lokalzeit"-Redaktionen begleitet. Inzwischen steht fest: "Unsere 'Selbstdreher' sind top und stehen in der Qualität in nichts nach", so Ulrike Wischer.
Die beste Tagesreportage gelang 2014 Carsten Koch (Autor), Thorsten Lüer (Kamera) und Christian-Jürgen Koch (Schnitt) aus dem Studio Essen: Das Team berichtete über die „Mammutaufgabe A40-Sanierung“.
Live überzeugend
Als früherer Reporter kennt Jury-Mitglied Reinhold Vogt die Herausforderungen einer Live-Reportage: "Der Reporter muss das Publikum packen und etwas von der Stimmung vor Ort vermitteln." Am besten gelang das im vergangenen Jahr dem Kölner "Lokalzeit"-Reporter Jochen Hilgers. Im Oktober berichteten er mit Hans-Peter Wietbrock (Kamera) und Frank Schützeichel (Schnitt) über die Rettung einer Familie aus einer Gondel der Kölner Seilbahn.
Crossmedial lag 2014 der "Klappstuhl mit Peter Brings" bei der "Lokalzeit" ganz vorn. Till Quitmann (Autor), Ulrike van Beveren und Olaf Eibeck (Kamera) und Thomas Weissmann (Schnitt) sei es gelungen, die verschiedenen Verbreitungskanäle wie Fernsehen, Facebook und YouTube und die Beteiligung der Zuschauer optimal zu verbinden, so Jury-Mitglied Dennis Horn.
Die Mischung muss stimmen
Jurymitglied Gabi Ludwig (WDR-Chefredakteurin der NRW-Landesprogramme Fernsehen ) verleiht das goldene Känguru für die beste Gesamtsendung an Kai Wimmer und Torsten Schuld vom Landesstudio Aachen (1. März 2015).
Komplexeste Kategorie: die "Beste Gesamtsendung". "Bei ihr muss alles stimmen: Ein ansprechender Themenmix, Vielfalt in den Darstellungsformen und eine gute Ansprache der Menschen vor den Bildschirmen", erläutert Gabi Ludwig. Alle drei Punkte haben in der 'Lokalzeit' Aachen vom 11. September 2014 bestens harmoniert. Torsten Schuld hatte geplant, Senderedaktion hatte Kai Wimmer, Moderatorin war Sonja Fuhrmann.
In der Kategorie "Highlight" werden innovative Formate ausgezeichnet, auf die die "Lokalzeit"-Redaktionen besonders stolz sind. 2014 überzeugte das "Blind Date" des Studios Siegen. Für die Rubrik bitten Reporter zufällig ausgewählte Passanten um ein spontantes Kennenlernen. Besonders anrührend: Ein Porträt über einen Metallarbeiter, der viele Jahre drogenabhängig war, mehrere Selbstmordversuche überlebt und seit drei Jahren sein Leben im Griff hat. Den Beitrag haben Solveig Flörke (Autorin), Dieter Stürmer und Mareike Falk (Kamera) und Herbert Immel (Schnitt) produziert.
"Wuppergeil" und "Ehren-Känguru"
Ganz besonders beindruckt war die Jury von Ede Wolffs musikalischer Liebeserklärung an Wuppertal: Gemeinsam mit Georg Blank (Kamera) und Michael Roesmann (Schnitt) hat er – nach dem Vorbild der Supermarkt-Werbung "Supergeil" – eine "wuppergeile" Hymne gewidmet. "Wuppergeil" gewann in der Kategorie "Highlight".
Goldene "Ehren-Kängurus" gab es für Dieter Menne und Andrea Grießmann, Redakteur und Moderatorin der "Lokalzeit" Geschichten. Seit 1996 zeigt die Sendung das Spannendste und Interessanteste aus den "Lokalzeiten".