Das WDR3-Hörspiel "Screener" von Lucas Derycke wurde heute mit dem renommierten Hörspielpreis der Kriegsblinden 2017 ausgezeichnet. Der Autor und Regisseur Lucas Derycke nahm die renommierte Auszeichnung im Deutschlandfunk persönlich entgegen. Die Tongestaltung des Hörspiels besorgte Benno Müller vom Hofe, die Dramaturgie lag bei WDR3-Redakteurin Hannah Georgi.
Die Jury-Vorsitzende Gaby Hartel würdigte "Screener" als "ein akustisch beeindruckendes und inhaltlich intensives Hörspiel zu einer brennenden Frage unserer Zeit." Es sei "beglückend, wenn Hörspielproduzenten das Mikrophon als Makroobjektiv begreifen und einmal ganz nah rangehen. An die Menschen, ihre Gedanken und Gefühle und auch an die Zeit, in der sie leben. "Screener" von Lucas Derycke stellt sich künstlerisch dem unguten Gefühl, das ein Großteil der Gesellschaft dem Internet gegenüber hegt", so die Kulturwissenschaftlerin, Kuratorin, Dozentin und Radioautorin.
Lucas Derycke zeigte sich in seiner Dankesrede dankbar: "Es ist mir eine große Ehre, einen Preis mit 66 Jahren Geschichte entgegen zu nehmen. Da passe ich mit meinen 26 Jahren zweieinhalb Mal hinein. Ich habe unglaublich viel gelernt und es war eine tolle Erfahrung, in einem so professionellen Rahmen zu arbeiten. Danke an das gesamte Team, mit dem ich das Hörspiel produziert habe und an den WDR für das Vertrauen in mich."
"Screener" erzählt von einem jungen Mann, der unangemessene Videos aus dem Internet filtert. Tag für Tag sortiert er die Bilder aus, die niemand sonst sehen soll – Gewalt, Pornographie, Erniedrigung. Was passiert, wenn man all das, was in der Welt und vor der Kamera geschieht, auch ansehen muss? Der Zuhörer wird Ohrenzeuge des psychischen Zerfalls und dem Verlust der Fähigkeit des Protagonisten, zu fühlen.
Der Hörspielpreis der Kriegsblinden ist der wichtigste Preis für deutschsprachige Hörspiele und wird seit 1952 jährlich verliehen. Die Jury besteht neben der Vorsitzenden aus sieben von der Film- und Medienstiftung NRW berufenen Fachkritikern und aus sieben Kriegsblinden, die vom Bund der Kriegsblinden berufen werden. Preisträger sind Hörspiele, die in "herausragender Weise die Möglichkeiten der Kunstform realisieren und erweitern". Zu den vorherigen Preisträgern zählten unter anderem Milo Rau, Sibylle Berg, Paul Plamper, Elfriede Jelinek oder Christoph Schlingensief.