Mehrere Teebeutel hängen ins Bild

Stichtag

14. Mai 1996 - Teebeutel-Entwickler Adolf Rambold stirbt

In Meerbusch hat die Firma Teepack ihren Sitz, ein Spezialmaschinenbauer von Weltgeltung, den hierzulande kaum jemand kennt. Adolf Rambold errichtet das Werk 1948 als Tochterunternehmen der Düsseldorfer Teekanne GmbH. Der Selfmade-Ingenieur konstruiert dort eine weltweit konkurrenzlose Maschine, die das Geschmacksresultat von Teebeuteln und deren Produktionsgeschwindigkeit entscheidend verbessert. Fast 50 Jahre lang perfektioniert Rambold seine Doppelkammer-Teebeutelmaschine, die in alle Welt verkauft wird und den Teemarkt revolutioniert.


"Der Herr Rambold war wirklich ein ganz genialer Mensch", erinnert sich Wilhelm Lohrey, von 1978 an die rechte Hand des Erfinders. "Er lebte zurückgezogen in seiner Welt für die Maschine. Was um ihn herum vorging, das hat ihn gar nicht so sehr interessiert." Selbst im Greisenalter kann Adolf Rambold nicht von seinem technischen Wunderwerk lassen. Am 14. Mai 1996 stirbt er im Alter von 96 Jahren. Das Goethe-Institut zählt ihn heute zu den bedeutendsten Erfindern Deutschlands.

Teebomben aus der Maschine

Eine technische Hochschule hat Rambold nie besucht. Als 18 Jahre alter Mechaniker wird er gegen Ende des Ersten Weltkriegs zur damals noch in Dresden beheimateten Firma Teekanne gerufen. Dort produziert man "Teebomben", kugelförmige, einzeln von Hand genähte und mit Tee befüllte Mullkissen. Ursprünglich für die Soldaten im Feld entwickelt, sind sie für zehn Pfennig überall erhältlich. Eine Maschine soll nun die unrentable Handfertigung der Teebomben beschleunigen. "Doch die ist nicht gelaufen", erzählt Rambolds Weggefährte Lohrey, "also haben sie den ganz jungen Mann da hingeschickt". Der junge Mann beseitigt die Fehler in der Maschine und entdeckt die optimale Verpackung von Tee in Beuteln als Lebensaufgabe.

Welterfolg mit "Constanta"

Mit Wiederaufnahme der Teekanne-Produktion nach dem Zweiten Weltkrieg in Düsseldorf schlägt für den Ingenieur die große Stunde. Vor dem Krieg hatte er bereits den Mull durch ein geschmacksneutrales Spezialpergament ersetzt. Nun macht er sich in Meerbusch an die Verwirklichung seiner in den vergangenen Jahren erdachten Doppelkammermaschine. Die "Constanta" faltet rechteckige Streifen aus Zellulosefasern zu einem Schlauch, befüllt ihn beidseitig mit Tee und knickt ihn mit einem Trennstreifen in der Mitte. So entsteht ein mit Heftklammern verschlossenes Zwei-Kammer-Kissen: der Teebeutel, wie wir ihn heute kennen.


Durch die Doppelkammer wird der Tee in der Tasse von allen Seiten vom Wasser umspült, so dass er sein Aroma, anders als in der klumpigen Vorkriegs-Teebombe, optimal freigeben kann. Rambolds erste Doppelkammermaschine produziert anfangs 120 Teebeutel pro Minute. Bis zu seinem Lebensende steigert er die Kapazität auf 450 Stück. Heute laufen die Anlagen aus Meerbusch in mehr als 50 Ländern, und in so manchem Unternehmen rattert immer noch eine "Constanta" mit einstelliger Seriennummer.

Stand: 14.05.2011

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