Als D.H. Lawrence am 2. März 1930 im südfranzösischen Vence an Tuberkulose stirbt, fertigt ein Künstler für das Grab ein Mosaik aus farbigen Kieseln. Es stellt einen Phönix dar. Besser lässt sich das schillernde und widersprüchliche Leben des heute hinter seinem Roman "Lady Chatterley's Lover" beinahe verschwundenen Schriftstellers kaum abbilden. Hätte Lawrence 40 Jahre später gelebt, so stände sein Name heute wohl gleichberechtigt neben denen der "Beat-Poeten" Kesey, Kerouac und Borroughs.Seit seiner Geburt in Nottingham 1885 leidet David Herbert Lawrence unter einer schwächlichen körperlichen Konstitution. Lungenentzündungen und Tuberkulose begleiten den Sohn eines ungebildeten Grubenarbeiters sein Leben lang. Die Mutter, eine belesene, aber stark puritanische Frau, wendet sich mehr und mehr von ihrem rohen Mann ab und investiert alle Zuneigung in den zarten, sensiblen Jungen. Diese Mutter-Sohn-Beziehung wird sich Lawrence später mit dem Roman "Sons and Lovers" – Söhne und Liebhaber – von der Seele schreiben. Seinen Beruf als Lehrer muss er wegen dauernder Krankheit schon mit 23 Jahren aufgeben. Da hat der Autor Lawrence das Thema seines Lebens bereits gefunden: Die Liebe und die Beziehung zwischen den Geschlechtern - und zwar jenseits aller damals geltenden Konventionen. Was immer er auch in den folgenden Jahren schreibt, provoziert Skandale und ruft die Zensur auf den Plan. Sein bis heute berühmtestes Werk "Lady Chatterley's Lover" bleibt wegen der offen beschriebenen Beischlaf-Szenen bis 1960 in Großbritannien verboten.
Diese verruchte Lady ist niemand anderes als Frieda von Richthofen, eine Nichte des deutschen Jagdfliegers Manfred von Richthofen. Als die Mutter dreier Kinder den Schriftsteller kennenlernt, verlässt sie ihren Ehemann und vagabundiert fortan mit Lawrence durch die Welt. So turbulent und voller Seitensprünge ihre Beziehung auch ist, so bleibt die arrivierte Freidenkerin doch bis zum Tod von Lawrence an dessen Seite. Außer ihr erkennen nur wenige Zeitgenossen das große Talent des unkonventionellen Romanciers, der mit Sigmund Freud und Aldous Huxley eng befreundet ist. Erst seit wenigen Jahren interessiert sich die "seriöse" Literatur-Welt wieder für den fast vergessenen geistigen Vater der Lady Chatterley.Stand: 02.03.05