Stichtag

24. Februar 2005 - Vor 20 Jahren: ARD startet TV-Mehrteiler "Das Boot"

Die Männer von U 96 haben Todesangst. Das deutsche U-Boot ist in die Tiefe des Nordatlantiks abgesunken, das Licht ist ausgefallen, und irgendwo schwimmen oben die Verfolger und lassen ihre Bomben ins Wasser sinken. Auch der Zuschauer sieht die Bedrohung nicht in Wolfgang Petersens Film "Das Boot", der im Kriegsherbst 1941 spielt. Aber er taucht mit der Mannschaft ab in ein akustisches Horrorszenario, einen unerträglichen Klangteppich aus Piepen, Dröhnen und ohrenbetäubendem Knirschen.

Immer wieder fährt die Kamera in Großaufnahme über die angstverzerrten Gesichter von Jürgen Prochnow, Herbert Grönemeyer oder Martin Semmelrogge. Wenn irgendwo im U-Boot Löcher geflickt werden müssen, durch die das Wasser spritzt, folgt der akrobatische Kameramann Jost Vacano der panischen Mannschaft in rasantem Tempo durch die engen Gänge. Der Zuschauer soll die wochenlangen Qualen der eingesperrten Besatzung, der langsam dämmert, dass sie im Kriegsabenteuer zum Gejagten wird, in den sechs Stunden des Films so intensiv wie möglich miterleben.

Deshalb verlangt Petersen seinen Schauspielern alles ab. Die beweglichen Wände der U-Boot-Attrappe lässt er schließen, damit die Schauspieler die klaustrophobische Enge nie vergessen. Eine fünf Meter hohe Wipp- und Rüttelmaschine imitiert hohen Seegang und enormen Tiefseedruck. An der Decke gammeln Würste und Bananen über Monate vor sich hin, die Crew watet knietief in fauligem Wasser. Der Gestank wird langsam unerträglich, blaue Flecken und Rippenbrüche sind an der Tagesordnung. Einige Schauspieler berichten später von echten Todesängsten. Dass "Das Boot" dabei zum Psycho-Kammerspiel gerät, das Distanz zum Kriegshintergrund vermissen lässt, stört nur die Kritiker: Das Publikum hängt ab dem 24. Februar 1985 gebannt vor den Fernsehschirmen.

Stand: 24.02.05