Erster "Tag des Schlafes" (immer am 21.6.)

Stichtag

21. Juni 2000 - Erster "Tag des Schlafes"

Welche Konsequenzen hat es für die Gesellschaft, wenn der Mensch nicht gut - oder zu wenig - schläft? Erhebliche! "Vor allem bei beruflich sehr aktiven Menschen besteht die Gefahr zu 'überdrehen' und abends keinen Schlaf zu finden", warnt zum Beispiel der Schlafmediziner Jürgen Zulley von der Deutschen Akademie für Gesundheit und Schlaf (DAGS). Dann droht Produktivitätsverlust.

Reden übers Wachen

Auf die sozialen Folgen durchgemachter Nächte soll in Deutschland der "Tag des Schlafes" aufmerksam machen, der am 21. Juni 2000 zum ersten Mal offiziell begangen wird. Ins Leben gerufen wird er von dem Marketingexperten Jan Hendrik Pauls und seinem Freund Ulrich Zipper aus Köln. Beide sind in der Pharmabranche tätig. Und beide sind ausgemachte Schnarcher, die ihre Umwelt wach halten – und sich selber oftmals auch.

Bei einer Flasche Wein philosophieren Pauls und Zipper zur Jahrtausendwende über die eigene Schlaflosigkeit. "Und dann haben wir darüber diskutiert, dass Otto Normalbürger dabei kaum Berücksichtigung fand", wird sich Pauls später erinnern. "Die pharmazeutische Industrie hat immer nur für Ärzte und medizinische Fachkreise Informationsmaterial produziert." Also muss ein Aktionstag her, bei dem Hinz und Kunz über ihre Schlafstörungen reden und vielleicht professionelle Linderung erhalten können.

Eine Idee wacht auf - und schläft wieder ein

Für ihre Idee wirbt vor allem Medienprofi Pauls. Er kann den TÜV, einen französischen Pharmakonzern und zwei Fachgesellschaften gewinnen. Und die Presse ist begeistert, mit dem "Tag des Schlafes" am 21. Juni einen aktuellen Anlass gefunden zu haben, um die gähnende Leere des Sommerlochs mit mehr oder weniger wissenschaftlichen Gutenachtgeschichten zu füllen. Fortan steht im Vorfeld bei Krankenkassen, Selbsthilfegruppen und Schlaflaboren im ganzen Land das Telefon nicht mehr still.

Aber auch Bettenhersteller, Möbelhäuser und Hotels nutzen den "Tag des Schlafes" für besondere Angebote. Nach fünf Jahren aber lässt Pauls seine Idee ein wenig einschlafen: Zu sehr hätten einige Sponsoren am Ende versucht, den Tag für sich zu vereinnahmen. Seit 2005 jedenfalls finden am 21. Juni keine offiziellen Veranstaltungen mehr statt. In vielen Kalendern steht der "Tag des Schlafes" trotzdem noch.

Stand: 21.06.2015

Programmtipps:

Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar.