Stichtag

27. Mai 1840 – Niccolò Paganini stirbt

Er ist ein Mann, der die Frauen liebt. Wenn er auf seinen Bühnenshows zu einer seiner zahlreichen Geigen von Stradivari oder Guarneri greift, fliegen ihm die Herzen seiner Bewunderinnen willenlos zu. Seinen Ruhm verdankt er seinem virtuosen Spiel - und einem Pakt mit dem Teufel. So wollen es die Legenden, die sich um den italienischen Geiger Niccolò Paganini ranken.

Keine Legende ist wohl, dass sein schnelles und präzises Spiel mit seinen unerhörten Klangeffekten selbst seriöse Komponisten wie Franz Liszt oder Robert Schumann dazu bringt, ihren eigenen Stil zu verändern.

"Sprechendes Spiel" 

Geboren wird Paganini 1782 als Sohn eines Hafenarbeiters in Genua. Sein Vater wird bald zum tyrannischen Geigenlehrer seines talentierten Sohnes. Für sein erstes Konzert komponiert der Zwölfjährige bereits ein eigenes Stück. 1801 reist er nach Lucca, wo er bei einem Konzert tosenden Applaus erntet und zu weiteren Auftritten eingeladen wird. Ab 1810 durchreist Paganini mit Konzerten Italien. Als er 1828 nach Wien kommt, eilt ihm sein Ruf als "Teufelsgeiger" bereits voraus. Prag, Paris, London und Nizza sind weitere Stationen. 

Egal ob mit Orchester, Klavier- oder Gitarrenbegleitung, beliebten Opernvariationen oder Tierstimmenimitationen: Der blasse Geiger mit der hageren Gestalt und der wallenden Mähne, dem schon einige Zähne fehlen, revolutioniert allerdings viel weniger das Violinspiel, das er als "sprechendes Spiel" in stilistischer Übertreibung der Operntraditionen seiner Zeit weiterentwickelt. Er revolutioniert mit seinen Tourneen durch Europa vor allem das Konzerterlebnis. Kritiker sind sich dabei niemals einig, ob es sich um billige Taschenspielereffekte oder virtuose Inszenierungen handelt. Egal: Der Erfolg auf seinen Konzertreisen gibt ihm Recht. 

Letztlich ist es so, wie Kurt Tucholsky 1914 das Phänomen durchaus kritisch beschreibt: "Irgendwie konnte er das. Seine Hand muss aus Gummi gewesen sein." 

Leben fürs Publikum 

Paganini stirbt am 27. Mai 1840 in Nizza. Die Nachwelt strickt eifrig an seinem Mythos mit, etwa der österreichische Komponist Franz Lehár, der ihn in seiner gleichnamigen Operette mit Evergreens wie "Gern hab' ich die Fraun'n geküsst" zum Violinen-Casanova stilisiert. Oder Klaus Kinski, der den virtuosen Musiker in seinem Paganini-Film 1989 zum depressiven Genie erhebt - und dabei wohl eher sich selber spielt.

Für Paganini-Forscherin Maria Rosa Moretti hingegen ist Paganini vor allem auch ein Mensch, der für den Erfolg täglich üben muss, sich nach einer Familie sehnt und jenseits aller Legenden vor allem für sein Publikum gelebt hat: "Was wir wissen ist, dass sich Paganini nicht geschont hat. Für das Publikum hat er alles gegeben."

Stand: 27.05.2015

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