Todestag Karl Baedeker (Buchhändler, Verleger, Reiseführer)

Stichtag

4. Oktober 1859 - Todestag von Karl Baedeker

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts kennt ihn jeder, den roten Reiseführer aus dem Verlagshaus Baedeker. Sigmund Freund hat ihn auf einigen Reisen im Koffer, ebenso wie Karl May, Mark Twain oder die Helden aus den Romanen von Jules Verne. Gegründet wurde die Reiseführer-Reihe von einem fleißigen Schlaumeier. "Karl Baedeker war besserwisserisch und wahrscheinlich auch typisch deutsch", sagt Dr. Susanne Müller, Medienwissenschaftlerin in Potsdam und Autorin des Sachbuchs "Die Welt des Baedeker".

Besserwisserei war sein Erfolgsrezept

Karl Baedeker, geboren 1801 in Essen, ist ein Erbsenzähler. Als Baedeker im Jahr 1847 Mailand besucht, steigt er zum Turm des Doms hinauf. Alle 20 Stufen holt eine getrocknete Erbse aus seiner Weste und steckt sie in die Hosentasche. Oben zählt er die Erbsen, multipliziert sie mit zwanzig, addiert den Rest von 10 Stufen dazu und kommt auf 370 Stufen. "Es war genau diese Art von Präzision, die dem Buch zum Erfolg verholfen hat. Baedeker hat selbst immer wieder betont, wie gründlich er ist. Die Besserwisserei war sein Erfolgsrezept", sagt Susanne Müller.

Der erste Baedeker erscheint 1839. Es ist die dritte Auflage des Buches "Die Rheinreise". Neu darin sind Informationen zu Lohnkutscherpreisen, Kaffeehäusern, Bädern an Ort und Stelle und Trinkgeldern. Weitere Bände erscheinen bald über Belgien und Holland (1839), Deutschland und den Österreichischen Kaiserstaat (1842), die Schweiz (1844) und Paris und Umgebung (1855).

Mit dem Baedeker im Krieg

Doch am 4. Oktober 1859 stirbt Karl Baedeker mit 58 Jahren in Koblenz. Die Söhne führen seinen Verlag weiter. Als alle wichtigen Länder Europas ihren Baedeker haben, folgen Bücher über Syrien und Palästina, Ägypten und Indien. Die Nationalsozialisten finden während des Zweiten Weltkriegs militärische Verwendung für die roten Bücher. "Angeblich wurde der Einmarsch nach Norwegen anhand eines Baedekers mitgeplant", sagt Susanne Müller.

Im Jahr 1942 kommt es zum sogenannten Baedeker-Blitz: Nach der Bombardierung von Lübeck fliegen die Deutschen Angriffe auf fünf englische Kathedralenstädte. "Am nächsten Tag sagte ein deutscher Pressesprecher sinngemäß: Wir werden alle Städte Englands bombardieren, die Sterne im Baedeker haben", erklärt die Medienwissenschaftlerin Susanne Müller.

Nach dem Zweiten Weltkrieg liegt der Baedeker wieder in den Buchhandlungen, wird wegen seiner spießigen Sprache aber von Individualtouristen belächelt. Baedeker-Reisende werden gar verspottet, sie würden alles besuchen, was im Reiseführer einen Stern hat und an allem anderen blind vorüber laufen. Doch viele Reisende schätzen den praktischen Reiseführer mit der nüchternen Sprache bis heute. Der Verlag gehört mittlerweile zu MairDumont bei Stuttgart und hat insgesamt 160 Reiseführer im Sortiment.

Stand: 04.10.2014

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