Bananen der Firma Chiquita

Stichtag

30. März 1899 - Gründung von "Chiquita" in Boston

Minor Cooper Keith kommt vom Regen in die Traufe. So jedenfalls empfindet es der frustrierte Rinderfarmer aus Texas. Soeben ist er auf Zuruf seines älteren Bruders in die Hafenstadt Limón nach Costa Rica gekommen, um eine Eisenbahn in die Berge zu bauen. Jetzt denkt er, er sei in der Hölle gelandet.

Sein Bruder habe ihm 1871 geschrieben, dass er in Costa Rica in drei Jahren mehr Geld werde machen können als während seines ganzen Lebens in Texas, wird sich Keith später erinnern. Und nun: "Alles ist Dschungel, Schlangen, Skorpione, Affen, Moskitos." Und nirgends ist ein Costaricaner, der sich den unmenschlichen Arbeitsbedingungen bei der Eisenbahn stellen will.

Bananen als Hungerstiller

In seiner Not fährt Keith nach New Orleans, um in den Gefängnissen der Stadt Arbeiter für die Eisenbahnlinie zu rekrutieren. Neben einem Dollar pro Tag stellt der Anwerber kostenlose Überfahrt, Unterkunft und Verpflegung in Aussicht. Gerade letzteres aber erweist sich als schwierig. Denn entlang der Strecke gibt es ja nur Dschungel. Und im Dschungel nichts als Ungeziefer – und: Bananen.

So macht Keith aus der Not eine Tugend und lässt riesige Plantagen für die Frucht anlegen, die seine Arbeiter fortan mit Vitaminen, Magnesium, Calcium und Zink versorgt. Allerdings überleben von den 700 Arbeitern nur 25. Als sich die Eisenbahn als Flop erweist, lässt sich Keith von der Regierung, die ihn halten will, 300.000 Hektar Land seiner Wahl überschreiben. Vom Zocken ausgeblutet, muss sich der Unternehmer am 30. März 1899 trotzdem mit dem Konkurrenten "Boston Fruit Company" zusammentun. Aus der Fusion entsteht die "United Fruit Companie" mit Keith als Vizepräsidenten. Den Namen "Chiquita" bekommt das Unternehmen erst knapp 50 Jahre später.

Die Bananenrepublik

Der Siegeszug von "Chiquita" und seiner weißen Kühlschiffe ist nicht mehr aufzuhalten – auch dank der Unterstützung der beteiligten Regierungen. Als die Arbeiter gegen die unmenschlichen Bedingungen auf den Plantagen aufbegehren, werden sie 1928 mit Maschinengewehren massakriert. Und als der Präsident das Volk mit einer Agrarreform aus der Armut führen will und die Bananenfirma die Enteignung fürchtet, initiiert die USA 1954 einen Putsch, in deren Folge der Präsident fliehen muss.

Hinter Dole ist die "Chiquita Brands International" heute der größte Bananenkonzern der Welt. Auf jeder vierten Frucht prangt als "Miss Chiquitata" mit ihren Puffärmeln und ihrem ausladenden Obsthut das Logo der Marke.

Stand: 30.03.2014

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