Büste von Matthias Hohner

Stichtag

12. Dezember 1833 – Matthias Hohner wird geboren

Im Dezember 1965 herrscht im Kontrollzentrum der NASA helle Aufregung. Soeben hat der US-amerikanische Astronaut Walter Schirra aus der Raumfähre Gemini VI gemeldet, ein unbekanntes Flugobjekt entdeckt zu haben. Statt weiterer Berichte aber ertönt plötzlich "Jingle Bells" durch den Äther.

Schirra hat eine "Little Lady" mit ins All geschmuggelt: Mit nur dreieinhalb Zentimetern Länge ist sie die kleinste in Serie produzierte Mundharmonika der Welt. Das erste Instrument in den unendlichen Weiten des Weltraums ist eine "Hohner". Das hätte sich der Gründer des Unternehmens, Matthias Hohner, wohl nicht träumen lassen.

Spionage als Basis

Geboren wird Hohner am 12. Dezember 1833 als Sohn eines Webers im Bauerndorf Trossingen am Rande der schwäbischen Alb. Die Jugend ist entbehrungsreich; nicht selten verlässt die Familie hungrig den Essenstisch. Später wandert Hohner bis 1855 mit schmerzenden Füßen als Uhrmacher über die Lande. Als seine Freundin schwanger wird, beschließt er, sie zu heiraten und umzusatteln.

Zum Musikgeschäft kommt Hohner durch einen Akt der Spionage. In Trossingen nämlich bauen die Gebrüder Messner und ihr Neffe Christian Weiß neuartige Mundharfen und Harmonikas. In einem mehrstündigen Gespräch entlockt Hohner seinem Freund Weiß das Geheimnis ihres Baus - und setzt dabei die Freundschaft aufs Spiel. 1857 gründet er seine eigene Firma für Mundharfen und Mundharmonikas.

Erfolg erst in den USA

Der Verkauf der Instrumente über fahrende Uhrmacher verläuft zunächst schleppend. Aber dann verfällt Hohner auf die Idee, die Instrumente befreundeten Auswanderern in die USA mitzugeben. Plötzlich explodiert die Nachfrage. Hohner kann ein Vertriebsnetz aufbauen und stellt Arbeiter ein.

1881 baut Hohner in Trossingen eine dampfmaschinenbetriebene Fabrik und stellt auf Massenproduktion um. 1887 produziert er bereits eine Million Mundharmonikas im Jahr. 1892 wird die Zwei-Millionen-Marke durchbrochen. Hohner ist längst Weltmarktführer, sein Markenname steht für deutsche Qualität und faire Preise.

1900 übergibt Matthias Hohner sein florierendes Unternehmen an seine fünf Söhne. Zwei Jahre später stirbt er in seinem Heimatdorf Trossingen. Bis zum Schluss glaubt er, dass auf seinen Instrumenten nur Volksweisen von weißen Auswanderern aus ihrer Heimat gespielt werden. Tatsächlich haben schon längst farbige Amerikaner die preisgünstigen Mundharmonikas für sich entdeckt – und mit ihrer Hilfe den Blues erfunden.

Stand: 12.12.2013

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