Gesetz über Freiwilliges Ökologisches Jahr unterzeichnet

Stichtag

17. Dezember 1993 - Gesetz zum Freiwilligen Ökologischen Jahr

Zehntausende demonstrieren in den 1980er-Jahren gegen Atomkraft, 1986 kommt es zum Reaktorunglück von Tschernobyl. Wenige Monate später wird der CDU-Politiker Werner Remmers Umweltminister in Niedersachsen. "Ökologischen Fragen waren damals sehr im Schwange. Die Ökologie bedeutete für uns das, was früher einmal die sozialpolitischen Herausforderungen waren. Und den Idealismus und die Lernbereitschaft der Jungen wollten wir nutzen", erinnert sich Remmers. Analog zum Freiwilligen Sozialen Jahr führt er 1987 das Freiwillige Ökologische Jahr in Niedersachsen ein.

Am Anfang mehr Mädchen als Jungen

Es dauert noch einige Jahre, bis auch andere Bundesländer Interesse zeigen. 1990 startet Baden-Württemberg einen Modellversuch, ein Jahr später zieht Schleswig-Holstein nach. Das Freiwillige Ökologische Jahr wird erprobt, wissenschaftlich begleitet, evaluiert, dokumentiert - und schließlich bundesweit möglich gemacht. Am 17. Dezember 1993 wird das Gesetz zur Förderung eines Freiwilligen Ökologischen Jahres verkündet.

Knapp 2.800 Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 16 und 27 Jahren befinden sich derzeit im Freiwilligen Ökologischen Jahr. Sie arbeiten bei Wildtierauffangstationen, in Naturschutzgebieten, auf Friedhöfen, Ökobauernhöfen, bei der Stadtreinigung oder in der Umweltbildung. Früher waren es in der Mehrzahl Frauen, die ein FÖJ absolvierten. Das Geschlechterverhältnis habe sich aber inzwischen geändert, erklärt Susanne Faltin von der Hamburger Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt. "Ursprünglich kam das FÖJ nur für diejenigen infrage, die keinen Zivildienst machten. Es haben sich also überwiegend Mädchen beworben. Jetzt gibt es keinen Zivildienst mehr und wir haben etwa die gleiche Bewerberzahl an Mädchen und Jungen."

Die FÖJ-ler werden pädagogisch betreut und erwerben Kenntnisse in den Bereichen Natur, Umwelt und Klimaschutz. Das Jahr soll den jungen Erwachsenen den Einstieg ins Berufsleben erleichtern, erklärt Susanne Faltin. "Manche wissen genau, was sie später machen wollen. Sie legen dieses Jahr ganz bewusst zwischen Schule und Ausbildung oder Studium ein. Andere wissen überhaupt nicht, wohin es geht, und sehen es als ein Jahr der Orientierung an."

Zu wenig Plätze für das FÖJ

Rund 400 Euro bekommen die FÖJ-ler pro Monat, dazu werden das Kindergeld weiter gezahlt und eventuell Wohngeld. Trotz der bescheidenen Finanzen sind viele Teilnehmer glücklich mit ihrer Entscheidung. "Ich bin so motiviert, lese viel und eigne mir Wissen über einen bestimmten Bereich an, von dem ich niemals dachte, dass er mich interessieren könnte", sagt Marielle Findorff, die bei der "Bramfelder Laterne" arbeitet, einem Infozentrum für globales Lernen in Hamburg. Auch Stephanie Lange, die ihr FÖJ bei einer Wildtierauffangstation verbracht hat, profitierte von dem Jahr. "Für mich ist das FÖJ das Schönste, was ich bisher gemacht habe. Das war eine tolle Erfahrung, die man überhaupt nicht mit einer Schule vergleichen kann", sagt Lange.

Das Interesse am FÖJ ist groß. Die Nachfrage übersteigt das Angebot: Allein in Hamburg gab es für die 65 Plätze zuletzt 300 Kandidaten.

Stand: 17.12.2013

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