Der Generalinquisitor Tomas de Torquemada

Stichtag

16. September 1498 – Tomás de Torquemada stirbt in Ávila

Ende des 15. Jahrhunderts haben Isabella I. von Kastilien und Ferdinand II. von Aragonien ihre beiden Königreiche zusammengeführt. Jetzt kämpfen sie in Spanien gemeinsam gegen die als Mauren bekannten spanischen Muslime in Andalusien und andere Feinde im Land. Vor allem die zum Christentum konvertierten Juden, die im Verdacht stehen, an ihrem alten Glauben festzuhalten und Komplotte zu schmieden, werden vom Herrscherpaar als Bedrohung angesehen.

Um die eigene Stellung im Innern zu festigen, schaffen die beiden Herrscher eine Institution, die wie ein Ministerium organisiert ist und bald Angst und Schrecken in ganz Spanien verbreitet: die 1478 vom Papst legitimierte Spanische Inquisition. Ihr erster landesweiter Leiter wird als Groß- und Generalinquisitor 1486 Isabellas Beichtvater, der berüchtigte Dominikanermönch Tomás de Torquemada.

Bester Prediger des Ordens

Geboren wird Torquemada 1420 in Valladolid. Seine Ausbildung erfährt er im Dominikanerkonvent San Pablo in seiner Geburtsstadt; später wird er Prior des Klosters von Santa Cruz in der Provinz Segovia und gründet das Kloster des heiligen Thomas von Aquin in Ávila. Schon bald eilt Torquemada der Ruf voraus, einer der besten Prediger der Dominikaner zu sein. Seine Rolle als Beichtvater der Königin beschert ihm einen immensen politischen Einfluss.

Obwohl Torquemada selbst jüdische Wurzeln hat, geriert er sich in seinen Reden als glühender Antisemit. Auch macht er sich für das so genannte Blutreinheitsgesetz stark, das Konvertiten vielerorts verbietet, öffentliche Ämter zu bekleiden. 1492 ist er maßgeblich an der Vertreibung der Juden aus Spanien beteiligt. Danach werden vor allem konvertierte Mauren Ziel inquisitorischer Bestrebungen.

Besonders Reiche sind betroffen

Als Großinquisitor ist Torquemada der erste, der systematische Regeln für den Umgang mit Ketzern aufstellt. Rund 2.000 Todesurteile sollen in den ersten Jahren seiner Tätigkeit ausgesprochen worden sein. Wer einmal in die Fänge der Inquisition gerät, hat kaum eine Chance, dem Kerker oder dem Tod auf dem Scheiterhaufen zu entgehen. Vor allem reiche Spanier werden dabei zu Opfern. Denn Torquemada und seinen Mannen geht es nicht zuletzt um Geld: Die Inquisition muss sich selbst finanzieren, und der Besitz der Verurteilten fällt ihr zu.

Am Ende von Torquemadas Leben hat die Inquisition in allen größeren Städten Spaniens ihre Tribunale. Ihr Organisator stirbt am 16. September 1498 in Ávila und wird im Kloster des heiligen Thomas von Aquin bestattet. Als nach der Invasion napoleonischer Truppen 1832 liberale Kräfte in Spanien an die Macht gelangen, werden seine Gebeine ausgegraben und verbrannt. Dies hatte die Inquisition mit den Gebeinen von Ketzern gemacht, die vor ihrer Verurteilung gestorben waren.

Stand: 16.09.2013

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