Stichtag

28.01.2004: Karl der Große stirbt in Aachen

Umstritten ist der erste germanische Kaiser bis heute: Den einen gilt er als Vorbild europäischer Einigung und Begründer der kulturellen Blüte des "alten Europa". Deshalb vergeben sie den Karlspreis an verdiente Europäer. In Aachen wird der Frankenherrscher gar als Heiliger verehrt. Anderen erscheint er als Prototyp einer Ausbreitung des Christentums mit Feuer und Schwert. Und Heribert Illig, Enfant terrible der deutschen Historikerszene, behauptet gar, es habe Karl nie gegeben, er und seine ganze Epoche seien das Produkt mittelalterlicher Fälscher. Die große Mehrheit der Geschichtswissenschaftler hält aber an der Existenz von Kaiser Karl und seinem Tod in seiner Lieblingspfalz Aachen im Jahr 814 fest. Er wurde 72 Jahre alt.

Karl ist der Sohn eines Putschisten: Sein Vater Pippin III. hatte den letzten merowingischen Frankenkönig abgesetzt und damit seine Familie königlicher Verwalter auch offiziell zur Herrschaft gebracht. Sein Sohn Karl macht aus dem Königtum der Franken ein europäisches Großreich. Er erobert große Teile Italiens von den Langobarden, macht Bayern abhängig und führt 32 Jahre lang einen blutigen Krieg gegen die Sachsen. Mit Massenhinrichtungen und Deportationen zwingt er sie in sein Reich und in die Kirche. Im Jahr 800 hilft er dem politisch schwachen Papst gegen den römischen Stadtadel. Dafür krönt ihn Leo III. zum Kaiser.

Nach Karls Tod zerfällt das Reich bald unter seinen streitenden Nachkommen. Frankreich und das Deutsche Kaiserreich gehen daraus hervor. Und die Kriege um das Elsass und Lothringen bis 1945 gehen zurück auf eine Gebietsteilung zwischen Ost- und Westfranken von 870.

Stand: 28.01.04