Betty Page als "Jungle Queen" mit Leoparden, 1954

Stichtag

22. April 1923 – Geburtstag von Bettie Page

Nur einmal hat Bettie Page während eines Fotoshootings Angst. Da hängt sie an vier Bäumen fest, mit Seilen um die Fußknöchel und Handgelenke, die Arme und Beine gespreizt. Fünf Minuten muss sie so über dem Boden schweben. "Das tat wirklich weh!", wird Page später sagen. "Anders als sonst war der Schmerz nicht gespielt."

Im Wald posieren

Geboren wird Page am 22. April 1923 in Nashville im US-Bundesstaat Tennessee. Sie wird streng christlich erzogen und wächst in ärmlichen Verhältnissen auf: Zeitweise muss sie mit ihren beiden Schwestern wegen Geldmangels sogar ins Armenhaus. Aber sie ist ausgesprochen klug und sehr belesen, weshalb sie eine Hochschullaufbahn anstrebt. Als sie ein Stipendium für die Vanderbilt-Universität für die Klassenbeste ihres Jahrgangs um einen Viertelpunkt verpasst, muss sie diesen Traum begraben.

Stattdessen nimmt Page zunächst erfolglos Gesangs-, Tanz- und Schauspielunterricht und schlägt sich in New York schließlich als Sekretärin durch. 1950 wird sie von dem Polizisten und Hobbyfotografen Jerry Tibbs gefragt, ob sie nicht Lust zu Pin-Up-Fotos hätte. Fortan räkelt sie sich im Bikini für die Mitglieder von Kamera-Clubs vor Scheunen und Wäldern. Aber Tibbs vermittelt sie auch an Magazine wie "Wink", "Titter" oder "Beauty Parade". Dadurch wird auch Irving Klaw auf sie aufmerksam, der einen florierenden Handel für Pin-Up-, Fetisch- und Fesselfotos hat.

Wegbereiterin der sexuellen Revolution

Dank Klaw wird Page mit ihrem stets akurat gekämmten Pony und ihren pechschwarzen Haaren zur Pin-Up-Queen und zur Königin des "Bondage" genannten Fesselgenres. Ihr Markenzeichen dabei ist, dass sie mit Grimassen und Lächeln die Erotik in gewisser Weise immer wieder auch unterwandert und sich somit über ihren Status als Objekt der Begierde souverän erhebt. In diesem Sinne gilt sie den Feministinnen 30 Jahre später als Wegbereiterin der sexuellen Revolution.

1955 erscheint in der Weihnachtsausgabe des Männermagazins "Playboy" als Ausfalter Pages kommerziell erfolgreichstes Motiv: Auf der Aufnahme ist sie nur mit einer Weihnachtsmütze bekleidet vor einem Tannenbaum zu sehen. Zwei Jahre später verschwindet die Königin des Pin-Up plötzlich von der Bildfläche. Erst in den 80erJahren, während derer Page wegen akuter Schizophrenie einen Großteil ihres Lebens in Heilanstalten verbringt, wird sie von der Fetischszene als Kultfigur neu entdeckt. Sie stirbt 2008 in Los Angeles.

Stand: 22.04.2013

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